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Tag der Vergeltung

Tag der Vergeltung

Titel: Tag der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liad Shoham
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haushalten, um ihn bei Laune zu halten, damit er weiterhin kooperierte, falls die Ermittlungen steckenblieben.
    »Aber was wollen Sie von mir? Warum erzählen Sie mir das?«, fragte Giladi, als er geendet hatte.
    Diesen Plan hatte er gestern Abend, nach seinem Gespräch mit Michael Aronov, gefasst. Da er selbst nicht dazu imstande war, musste er jemanden finden, der da draußen für ihn einsprang, die Augen offenhielt, ihm die Wege abnahm. Amit Giladi war die einzige Option, mit der er sich einigermaßen arrangieren konnte. Auch wenn er es ungern zugab, hatte die Arbeit von Polizisten und Journalisten, vor allem die von Enthüllungsjournalisten, Gemeinsamkeiten.
    »Ich werde Ihnen Instruktionen geben. Wir können den Fall zusammen knacken. Für diese Ermittlungen braucht es jemanden, der mit frischem Blick an die Sache herangeht. Und Sie, mit Ihrer Energie, Ihrer journalistischen Neugier, sind dafür der richtige Mann …«
    Zu Elis Verblüffung erwiderte Giladi nichts und wirkte unschlüssig. Als er sich den Verlauf des Gesprächs vorgestellt hatte, hatte er mit Fragen und Zweifeln gerechnet, aber auch mit Enthusiasmus, dem Willen zur Zusammenarbeit – er bot ihm nicht nur die Gelegenheit, an wichtigen Ermittlungen teilzuhaben, über die er anschließend schreiben konnte, er verhalf ihm auch dazu, die Polizei in Verlegenheit zu bringen und ihre Ohnmacht aufzuzeigen.
    »Was macht Ihnen Sorgen?«, fragte Eli, und obwohl ihm jede Bewegung Schmerzen bereitete, beugte er sich leicht zu ihm, um eine gewisse Intimität zu erzeugen.
    Giladi kratzte sich kurz mit dem Stift an der Oberlippe und blieb stumm.
    »Mir ist klar, dass dieses Angebot ungewöhnlich ist …«, Eli sah ihm in die Augen, »und mir ist auch klar, was Ihnen durch den Kopf geht: ›Ich bin Journalist, nicht Polizist, weder habe ich die Zeit noch die Fähigkeit, über Monate in einem Vergewaltigungsfall zu ermitteln.‹ Aber Giladi, sehen Sie, ich gebe Ihnen nicht nur die nötigen Instruktionen, es geht um konkrete Maßnahmen, die erforderlich sind. Wenn Sie damit Erfolg haben, werden Sie den Fall schneller lösen als Sie denken …«
    »Was denn zum Beispiel?«, wollte Giladi wissen, und Nachum verzeichnete insgeheim, dass er wohl doch angebissen hatte.
    »Das Café Zodiac …«, sagte er und erzählte ihm von der Spur, auf die er gestern gestoßen war.
    »Was Sie mir also vorschlagen, ist, stundenlang, vielleicht tage- oder wochenlang, herumzusitzen und darauf zu warten, dass Monsieur Vergewaltiger auftaucht? Und selbst wenn – wie genau erkenne ich ihn, und was soll ich dann machen?«, fragte Giladi, und Eli Nachum war nicht sicher, ob in seinem Ton Spott oder Enttäuschung lag.
    »Wir müssen die Sache natürlich gründlich planen. Ich kann Ihnen Dinge beibringen, die das Ganze vorantreiben …« Er durfte jetzt nicht aufgeben. Es gab Leute, die sahen das Positive nicht, bis das Negative aus dem Weg geräumt war.
    »Und was ist mit der Polizei?«, unterbrach Giladi ihn.
    »Die Polizei braucht Zeit, um sich von ihrem falschen Konzept zu lösen. Letzten Endes werden sie die Wahrheit begreifen, aber das wird sie Zeit kosten, wertvolle Zeit«, erwiderte er.
    »Wissen Sie, wo Nevo ist?«, fragte Giladi auf einmal.
    »Nein«, antwortete er entschieden. »Ich habe nicht die geringste Ahnung.«
    Giladi sah ihn skeptisch an.
    »Ich weiß wirklich nicht, wo er steckt«, sagte er noch einmal und versuchte gelassen zu wirken, »aber das ist sowieso nicht relevant. Er ist ja nicht der Täter.«
    »Was ist Ihnen passiert?«, fragte Giladi erneut und deutete mit dem Kinn auf seine Verbände und Verletzungen.
    »Genauso wenig relevant. Es steht in keinerlei Verbindung zu der Vergewaltigung«, sagte er in einem Anflug von Zorn, da Giladi sich so beharrlich mit Nebensächlichkeiten befasste.
    Schon wieder betrachtete der Journalist ihn skeptisch.
    »Das ist die Chance Ihres Lebens.« Eli drückte aufs Pedal, um ihm die Sache schmackhaft zu machen. »Wenn wir erfolgreich sind, ernten Sie Lorbeeren … Die Veröffentlichung … Der Sokolov ist der Journalistenpreis, stimmt’s?«
    »Ich bin bereit, mich auf einen Deal einzulassen, Nachum …«, sagte Giladi nach kurzem Schweigen. »Ich werde Sie nicht mehr löchern, wie Sie sich diese Verletzungen zugezogen haben, wenn Sie mir noch ein Detail aus den Ermittlungen verraten, von dem kein anderer weiß.«
    »Ich denke, ich habe Ihnen genug mit auf den Weg gegeben.« Diese Frechheit war ja kaum zum Aushalten.
    »Das

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