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Tag der Vergeltung

Tag der Vergeltung

Titel: Tag der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liad Shoham
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ist der Deal. Wenn Sie wollen, dass wir zusammenarbeiten und diesen Fall zusammen knacken …«, ließ Giladi nicht locker.
    Nachum warf ihm einen frustrierten Blick zu und fragte sich, was in ihn gefahren war, dass er sich von einem Journalisten so dermaßen abhängig machte. Was wusste er eigentlich über ihn? Andererseits – welche Optionen hatte er? Er konnte sich ja kaum bewegen. Bettler können nicht wählerisch sein, so viel war ihm klar. Wenn er Giladi ins Boot holen wollte, musste er sich von ein paar Prinzipien trennen und ihm vertrauen.
    »Der Vergewaltiger sammelt Ringe …«, rückte er schließlich heraus und eröffnete ihm, dass die Vergewaltigungen von Regev und Aronov dieses gemeinsame Merkmal hatten.
    Giladi sagte nichts. Eli beschloss, dass das Maß nun voll war. Konnte der Junge sich jetzt nicht für die Sache erwärmen, würde er auf ihn verzichten.
    Giladi stand auf.
    »Nachum, ich bin dabei. Lassen Sie mich noch die Genehmigung der Redaktion einholen, aber ich bin dabei …«, sagte er und gab ihm die Hand.
    * * *
    Eli Nachum lag auf der Seite in seinem Krankenhausbett und grübelte. Da war etwas in Giladis Lächeln gewesen, in der Art, wie er unverzüglich das Zimmer verlassen hatte (immerhin mit dem Versprechen, zurückzukehren, sobald er die Genehmigung vom Redakteur habe), und das gefiel ihm gar nicht.

43
    Amit Giladi saß in der Aroma Espresso Bar des Weizmann Centers neben dem Krankenhaus und sah auf sein Sandwich mit Rührei, das er sich bestellt hatte. Auf einmal brachte er keinen Bissen hinunter. Diese Unterredung mit Eli Nachum hatte ihn ziemlich aufgewühlt.
    Als Nachum ihn kontaktierte, hatte er nicht mit so etwas gerechnet. Er hatte sogar in Erwägung gezogen, nicht zu ihm zu gehen. Was konnte ihm dieser abgehalfterte Kommissar schon Neues verraten? Nun dankte er Gott, dass er sich trotzdem aufgerafft hatte.
    Er fasste in die Hosentasche, um sich zu vergewissern, dass das Aufnahmegerät noch an seinem Platz war. Er hatte befürchtet, dass Nachum ihn kontrollieren würde, doch er war abgelenkt gewesen. Er war so dermaßen darauf aus gewesen, jemanden in seine Ermittlungen einzuweihen, einen Partner zu finden, dass er nicht mal diese grundsätzliche Vorsichtsmaßnahme getroffen hatte.
    Nachums Angebot war verführerisch. Unter anderen Umständen hätte er mit beiden Händen zugegriffen. Allerdings hatte er seine Lektion durch »Deep Throat« gelernt. Hätte er damals nicht auf Dokumenten und Beweisen bestanden, sondern wäre mit der Story losgerannt, um sie herauszubringen, hätte unter dem Exklusivartikel nicht Amir Hasners Name bei Haaretz geprangt, sondern seiner.
    Er hatte nicht vor, mit Eli Nachum Katz und Maus à la »C.O.P.S.« zu spielen. Und auch keine Zeit, als Detektiv zu ermitteln. Er wollte seine große Story jetzt veröffentlichen, da das Eisen heiß war. Er hatte genug Material für einen großen Artikel: Ein ehemaliger Kriminalkommissar beschuldigte die Polizei, dass sie in die falsche Richtung ermittelte und dafür gesorgt hatte, dass ein Unschuldiger verurteilt worden war, dass sie einer falschen Spur nachging, während der wahre Vergewaltigungstäter auf der Straße herumlief und die Öffentlichkeit gefährdete. Schade nur, dass er nicht aus ihm herausbekommen hatte, wie es zu den Verletzungen gekommen war.
    Er hatte ein wenig Mitleid mit Nachum. Zweifellos wollte er wirklich und wahrhaftig den Täter fassen, und er glaubte auch, dass er dazu imstande war. Amit selbst war nicht hundertprozentig mit sich und seinem Vorhaben im Reinen. Doch so war nun mal das Leben, und auch der Beruf, wie Dori stets sagte. Ohne Emotionen – wie er es sich geschworen hatte.
    Diese Entscheidung belebte seinen Appetit und er biss herzhaft in sein Sandwich, vertilgte es mit drei, vier Bissen und streckte sich auf dem Stuhl. Vor ihm lag ein Zeitungsstapel. Der Besuch des Ministerpräsidenten in den USA, die lange Trockenheit und die Verhaftung von Schimon Faro bestimmten die Schlagzeilen. Der Vergewaltiger aus dem Norden Tel Avivs war schon wieder in Vergessenheit geraten.
    Nicht weiter tragisch, tröstete er sich. In ein, zwei Tagen würde sein Artikel dort stehen und die Schlagzeilen beherrschen. Am Donnerstag würde in der überregionalen Presse die Vorankündigung für seinen großen Exklusivartikel erscheinen und am Freitag dann sein Artikel auf der Titelseite der Lokalzeitung.
    Er zog das Handy aus seiner Tasche und suchte rasch eine Nummer raus.
    Dori wäre im siebten

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