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Tag der Vergeltung

Tag der Vergeltung

Titel: Tag der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liad Shoham
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Himmel. Vielleicht würde sich ihr Verhältnis nun ändern und er ihn endlich schätzen lernen. Möglicherweise würde es auch keine Rolle mehr spielen – nach einem solchen Artikel würden sie ihn sicher in die überregionale Presse holen und er könnte der Lokalzeitung den Rücken kehren.
    »Was willst du, Giladi?«, blaffte ihn Dori wie gewohnt an.
    Da funkte es bei ihm – er hatte nicht nur eine große Story, sondern auch den passenden Titel: »Vergewaltiger holt sich Ring Nr.   2«.

44
    Mosche Navon hatte das Gefühl, gleich einen Herzinfarkt zu erleiden. Vor einigen Minuten hatte er ein Gespräch mit dem Chef der Polizeipressestelle beendet, von dem eine Reaktion auf die wilden Verleumdungen erwartet wurde, die Eli Nachum hinsichtlich der Ermittlungen bei den Vergewaltigungsfällen verbreitete. Verleumdungen, die morgen veröffentlicht würden.
    Er lehnte sich nach vorn und begrub sein Gesicht in den Händen. Die Nachricht war just auf ihn eingeprasselt, als er von einem äußerst angenehmen Mittagessen zurückgekehrt war. Gleich nähme sein Filet jedoch wieder den Weg durch die Speiseröhre. Morgen würde er zur Erheiterung des gesamten Landes und, was noch schlimmer war, der ganzen Polizei beitragen.
    Er stand auf und schritt rastlos in seinem Büro auf und ab. »Die dich zerstört und verwüstet haben, werden sich davonmachen«, fiel ihm der Satz aus der Bibel ein, den sein Vater, gesegnet sei sein Andenken, häufiger in den Mund genommen hatte. In einem Vortrag hatte er mal gehört, dass die volkstümliche Auslegung genau umgekehrt lautete, doch was spielte das jetzt für eine Rolle?
    Wie konnte ihm Eli so etwas antun?
    Für einen Moment kam ihm der Gedanke, seine Verhaftung anzuordnen. Ja – das meinte er wörtlich. Die Dinge, die er an diesen Journalisten weitergegeben hatte, bedeuteten ganz klar einen Eingriff in die laufenden Ermittlungen. Obwohl er aus der Haut fahren wollte, entschied er sich allerdings, nichts dergleichen zu unternehmen. Die Sache würde auch so Wellen schlagen, er musste nicht noch eins draufsetzen und Nachum zum Märtyrer machen: Ein Polizist machte auf eine falsche Vorgehensweise des Polizeiapparates aufmerksam und der Apparat zeigte ihm die Zähne. Obwohl absolut gerechtfertigt, wäre eine Verhaftung derzeit das Allerdümmste.
    Doch keine Sorge, vergessen würde er es ihm nicht. Mit diesem Artikel hatte Nachum seine Laufbahn bei der Polizei endgültig begraben. Weil sie bei den Ermittlungen auf der Stelle traten, hatte er vor einigen Tagen mit dem Gedanken gespielt, ihn zurückzuholen, damit er die Zügel in die Hand nähme. Das hatte er sich nun verscherzt. Nachum würde für jeden Schweißtropfen, den er jetzt und in den nächsten Tagen wegen dieses Artikels vergoss, büßen. Jedenfalls konnte er sich schon mal einen wunderschönen Nagel aussuchen, an den er seine Dienstuniform hängen könnte. Nicht mal in die Einsatzmittelverwaltung, in das Loch, aus dem er gekrochen war, würden sie ihn zurücklassen, selbst wenn er sämtliche Passagiere eines Flugzeugs rettete.
    Er setzte sich wieder, griff zum Telefonhörer und bat seine Sekretärin, ihn dringend mit Kriminalhauptmeister Ohad Bar-El zu verbinden.
    Wieso war er darauf nicht gefasst gewesen? Er hatte doch gewusst, dass die Suspendierung Nachum gekränkt hatte. Er hätte damit rechnen müssen, dass er auf Rache sinnen würde. Diese Unart von Angestellten, schmutzige Wäsche in den Medien zu waschen, war ihm bestens bekannt. Als junger Polizist hatte er die Tatsache selbstverständlich hingenommen, nur eine Schachfigur zu sein. Doch je weiter er die Karriereleiter nach oben geklettert war, desto klarer war ihm geworden, dass sich für ihn nicht viel ändern würde. Nun war er Kriminalrat und dennoch dem Spieltrieb des obersten Polizeichefs ausgeliefert, der gerade die überflüssige Verhaftung Faros inszeniert hatte. Ja und dann war da noch Eli Nachum mit seinem Spieltrieb.
    Das Telefon klingelte. »Ohad ist in der Leitung«, sagte seine Sekretärin.
    Der einzige Weg, dem Artikel gegenzusteuern, der morgen herauskäme, wäre, Ziv Nevo zu schnappen. Dass ihr Hauptverdächtiger geflüchtet war und sie ihn nicht lokalisieren konnten, bedeutete Schmach und Schande.
    Ihm war auch nicht klar, was Nachum in diesem Artikel faselte. Die Behauptung, Nevo entspräche nicht dem psychologischen Profil des Vergewaltigers, hielt er für dummes Gewäsch. Immerhin hatte der Mann die erste Vergewaltigung gestanden. Zwei Tage nach seiner

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