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Tag der Vergeltung

Tag der Vergeltung

Titel: Tag der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liad Shoham
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Freilassung hatte sich die zweite Vergewaltigung ereignet, wobei die Taten einander glichen. Und nicht allein das – Nevo war verschwunden, über alle Berge. Zweifellos verheimlichte der etwas. Sobald sie ihn schnappten, würde er die Ärmel hochkrempeln und all denen, die es nicht hinkriegten, mal demonstrieren, wie man eine richtige Vernehmung durchführte. Er würde Nevo maximal zwei Stunden geben, um die zweite Vergewaltigung zu gestehen. Dann könnte er Eli Nachum in der Tat zum Teufel schicken.
    »Sie wollten mich sprechen?«, fragte Ohad.
    »Sie haben 24   Stunden, um Ziv Nevo zu verhaften«, blaffte er in den Hörer. »Wie, ist mir egal, ich will ihn haben!«

45
    Amit Giladi hatte beschlossen, auszuschlafen, und nun wälzte er sich von einer Seite auf die andere und starrte an die Decke.
    Warum hatte er es so eilig gehabt? Voller Enthusiasmus hatte er Dori angerufen und ihn in die Einzelheiten der Exklusivstory eingeweiht, die Nachum ihm geliefert hatte, doch Dori hatte einen Eimer kaltes Wasser über ihm ausgekippt. Zu seiner Verblüffung gefiel Dori Nachums Idee, sich bei der Suche nach dem Vergewaltiger zusammenzutun.
    »Du warst doch ganz heiß auf Enthüllungsjournalismus, oder nicht?«, zog er Amit auf.
    Er hatte ihn überzeugen wollen, dass die Veröffentlichung eines solchen Artikels keinen Aufschub duldete, aber Dori hatte sich nicht beirren lassen. Es sei besser, mit der Veröffentlichung noch zu warten, um an die große Reportage heranzukommen – das Finden des wahren Täters, das die falsche Vorgehensweise automatisch offenlegte.
    »Du musst im großen Stil denken, Giladi, dann kommst du auch groß raus«, predigte er ihm in seiner Überheblichkeit.
    Noch am gleichen Tag war er mit eingezogenem Schwanz zurück ins Krankenhaus getrabt, um Nachums Anweisungen entgegenzunehmen, wie er weiter vorgehen sollte. Nachums Auftrag hatte ihn nur noch mehr deprimiert – er sollte die Angestellten in diesem Café nach einem großen, dürren Mann befragen, der sich dort häufig blicken ließ, meist allein, hin und wieder mit einer Frau, aber stets mit einer anderen. »Kaum davon auszugehen, dass es sich um einen der Kellner handelt oder um einen ehemaligen Mitarbeiter, doch wir sollten nichts unversucht lassen«, erklärte Nachum.
    »Und wieso sollten sie es mir erzählen?«, stellte Amit sich quer. »Wieso sollten Leute mit Ihnen reden, wenn Sie an einem Artikel schreiben?«, gab Nachum zurück und stellte damit klar, dass er für Mitleid die falsche Adresse war, vor allem jetzt, da er für ihre Kooperation den Segen vom Redakteur der Zeitung hatte. Ja, große Klasse, jetzt hatte er zwei Chefs. Einer grässlicher als der andere.
    Also hatte er sich gestern in das überfüllte Café gesetzt, hatte jeden Mann, der hereingekommen war, einem prüfenden Blick unterzogen und versucht, sich mit den Kellnern und Kellnerinnen anzufreunden, damit sie ihn, wenn er sie nach dem »großen Dürren« fragte, nicht komisch angucken und ihm den Rücken zudrehen würden.
    Nachdem er stundenlang nutzlos herumgesessen hatte, war er schließlich nach Hause gegangen. Er hatte gründlich die Nase voll gehabt. Jeder Streich hatte mal ein Ende. Morgen würde er versuchen, Tamar, eine der Kellnerinnen, zum Reden zu bringen, sie war überaus nett zu ihm gewesen, und er hatte ihr knapp 200   % Trinkgeld gegeben.
    Für einen Moment war es ihm so vorgekommen, als würde Nachum ihn beschatten lassen, denn gerade als er auf sein Motorrad stieg, rief er an, um sich Bericht erstatten zu lassen. »Nichts – das habe ich«, hatte er verärgert gesagt. Nachum überhörte seine Reaktion und erteilte ihm neue Aufträge. Er solle in den Tante-Emma-Laden des Viertels, zum Frisör, ins Fitnessstudio, in die öffentlichen Parks gehen, mit Leuten ins Gespräch kommen. Adi Regev und Dana Aronov waren die Opfer, die ihnen bekannt waren. Gut möglich, dass es noch mehr gab. Viele Vergewaltigungsopfer meldeten den Vorfall nicht der Polizei. Sie hatten Angst, schämten sich für das, was ihnen widerfahren war, scheuten die Prozedur, die eine Anzeige zur Folge hatte. Doch einige vertrauten sich ihren Freundinnen, ihrer Familie an oder wandten sich an soziale Einrichtungen, die Opfer sexueller Übergriffe betreuten. Bei diesem Täter war die Vergewaltigung zudem mit brutaler Gewalt und Messerstichen verbunden. Gab es ein weiteres Opfer, hatte die Frau unmissverständliche Merkmale davongetragen, auch wenn sie niemandem davon erzählt hatte.
    »Warum

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