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Tag vor einem Jahr

Titel: Tag vor einem Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Geraghty
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starken Armen den Cocktail-Shaker schwang. Ich nickte und sagte gleichzeitig Nein. Er sah verwirrt auf.
    »Sehen sie, ich will welche, deswegen habe ich genickt. Aber ich bin auf Diät, und die beinhaltet weder Erdnüsse noch Chips, nicht einmal Kebab, weshalb ich Nein gesagt habe.« Er verstand und stellte die Drinks vor mich auf die Theke. Er machte seine Arbeit gut.
    Während unseres dritten Glases wechselte Clares Stimmung von aggressiv (obwohl sie in etwa so aggressiv war wie ein Zwergspitz, der einen Milchmann ankläffte) zu putzmunter, als sie eine gerade eingegangene Nachricht auf ihrem Handy las. Es gab ein Problem. Ein logistisches. Mit den Blumen. Den Tulpen, um genau zu sein, die am Samstagmorgen aus Holland eingeflogen werden sollten, und zwar in demselben erlesenen Farbton des ersten Tageslichts
(sprich »cremefarben«) wie ihr Kleid. Nun war es allerdings so, dass die Gepäckabfertiger in Amsterdam beschlossen hatten zu streiken. Irgendwie hing es mit dem Zustand der Männertoiletten für Flughafenmitarbeiter zusammen. Es würde Zeit in Anspruch nehmen, das Problem zu lösen. Und Zeit war genau das, was Clare diese Woche in Hülle und Fülle hatte. Sie war begeistert, bemühte sich aber sehr, es nicht zu zeigen.
    »Holländische Männer sind so hygienebewusst«, beklagte sich Clare, sauer wie eine Zitrone.
    »Nun, ich könnte verstehen, wenn es um das Toilettenpapier geht.«
    »Was?«
    »Ich meine, wenn man von ihnen erwarten würde, dass sie sich ihre Hintern mit diesem Butterbrotpapier abputzen, das wir früher in den Pub-Toiletten hatten. Erinnerst du dich noch daran?« Wir verkrampften uns beide, als wir an diese kleinen quadratischen Papierfetzen dachten, die so hart und unerbittlich waren wie ein betrogener Ehemann.
    »In alten Zeiten«, fuhr ich fort, »benutzten die Gäste Zeitungspapier, um sich ihr Dings abzuputzen.« Clare hielt mitten auf dem Weg (ihres Drinks zu den Lippen) inne.
    »Weiter.«
    »Tja, das war Recycling, wirklich. In Reinform. Die Gäste konnten auf dem Topf sitzen, die Nachrichten des Tages lesen und sich den Hintern damit abwischen.« Ich saugte meinen Drink durch einen – rosafarbenen, spiralförmigen – Strohhalm hoch, meine Wangen waren vor Anstrengung ganz hohl. Ich konnte sehen, wie es in Clares Gesicht arbeitete, als würde sie ein Karamellbonbon kauen. Ich wusste, dass sie gleich zu lachen anfangen würde. Ängste plagten sie nie allzu lange. Das steckte einfach nicht in ihr.

    »Du bist eine großartige Brautjungfer«, sagte sie kurz darauf mit einem Gesicht, das ein einziges warmes Cosmopolitan-Glühen war.
    »Erste Brautjungfer«, berichtigte ich sie. »Und bin ich nicht. Ich habe nicht eine einzige Sache für dich erledigt.«
    »Doch, hast du. Und tust du gerade.« Clare wedelte mit ihrer Hand zwischen uns herum.
    »Ich meine, nichts Praktisches. Ich habe nicht eine einzige praktische Sache für dich erledigt.«
    »Nein«, stimmte Clare zu, »aber ich bin praktisch genug, dass es für uns beide reicht, oder etwa nicht?« Ich sah sie an, langsam registrierte ich ihre Worte. Sie hatte Recht, sie war praktisch genug für uns beide.
    »Clare, ich brauche deinen Rat.« Ich sagte es sehr schnell, aus Angst, vielleicht meine Meinung zu ändern. Clare machte den Barmann auf sich aufmerksam und bestellte wild gestikulierend zwei weitere Drinks. Dann wandte sie sich wieder mir zu.
    »Leg los, Grace. Ich bin ganz Auge.« Clares Augen waren in Wahrheit zu Schlitzen verengt, und ich zögerte.
    »Meinst du nicht, du bist ganz Ohr?«
    »Wasauchimmer«, lallte sie. Sie hievte sich in eine aufrechtere Position. »Geht es um dich und Bernard?«
    »Na ja, es geht vermutlich eher um Bernard und Caroline«, begann ich.
    »Ich dachte, es wäre nur eins von Richards Blind Dates gewesen?« Clare war an das jämmerliche Scheitern von Richards Amor-Eskapaden gewöhnt.
    »Ja, das war es. Nur dass Caroline sich in ihn verliebt hat.« Ich sah mich nach einem Bierdeckel um, den ich zerreißen konnte. Kein einziger in Reichweite.
    »Hmmm«, sagte Clare.
    »Was meinst du damit, hmmm?«

    »Weiß Caroline von dir und Bernard?«
    »Um Himmels willen, nein.« Die kalte Hand der Angst legte sich bei diesem Gedanken um meinen Hals.
    »Weiß Shane etwas von dir und Bernard?«, wollte sie als Nächstes wissen.
    »Nein.« Das sagte ich mit Nachdruck. »Obwohl er sich in letzter Zeit etwas seltsam aufführt. Ruft mich an. Und hat mir seit seiner Rückkehr nach London zweimal gemailt.«
    Clares

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