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Tag vor einem Jahr

Titel: Tag vor einem Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Geraghty
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dann weiter?« Ich bemühte mich auf meinem Platz in der Wanne krampfhaft, nicht loszulachen. Ich war schon ganz blau vor Kälte und mein Körper von Gänsehaut überzogen, daher wollte ich, dass sie schnell zum Ende kam und ich endlich aus der Badewanne steigen konnte.
    »Er trinkt also seinen Kaffee aus, an dem er übrigens eine halbe Stunde lang herumgenippt hat. Währenddessen
belehrt er mich über die Unantastbarkeit des Regenwaldes, die Landrechte der Maoris und das Paarungsverhalten der Mistkäfer. Danach hat er die glorreiche Idee, noch einen Kaffee zu bestellen, damit wir fortfahren können, uns gegenseitig kennenzulernen. Kannst du dir das vorstellen? Während seines unglaublich öden Monologs bin ich nicht ein einziges Mal zu Wort gekommen. Ich sage also: Ja, sicher, warum nicht, wir haben eine so nette Zeit hier, da macht das natürlich Sinn. Schließlich entschuldige ich mich, gehe zur Damentoilette, steige in einer der Kabinen auf den Klositz und fange an, mich durch das langgezogene, schmale Fenster kurz unter der Decke zu schieben. Du hättest mich sehen sollen: der reinste Houdini, bis ich dann stecken blieb.«
    Ich konnte es mir bildlich vorstellen, und vor lauter unterdrücktem Lachen tat mir mittlerweile alles weh.
    Caroline, die sich meiner angespannten Lage nicht bewusst war, redete weiter.
    »Eine Frau kam in die Toilette und sah mich. Zuerst flippte sie aus, als sie mich im Fenster hängen sah, dann erkannte sie mich. Sie wusste, dass ich mit einem Mann draußen im Café gesessen hatte. Während ich auf dem Klo war, hatte sie gehört, wie er nach einem Frühaufstehermenü fragte – um Himmels willen, es war nur ein kleiner, dreckiger Coffee Shop -, also half sie mir. Wenn sie mir nicht einen ordentlichen Schubs gegeben hätte, wäre ich jetzt immer noch da.« Caroline sah an sich hinunter und bemerkte die Flecken auf ihrem T-Shirt und den Riss in ihrer Jacke.
    »Alles hat seinen Preis«, sagte sie gedankenverloren. Das war dann der Punkt, an dem ich nicht mehr an mich halten konnte. Ich versuchte noch, das Ganze abzuschwächen, doch genauso gut hätte ich versuchen können, die Zeit anzuhalten. Das Lachen schien aus beiden Ohren, aus
meiner Nase, aus meinem Mund zu dringen. Es war geradezu eine Urgewalt, eine Explosion aus prustenden, kehligen, dröhnenden Lauten, wie ein Vulkanausbruch. Man hat mein Lachen auch schon mit einer Maschinengewehrsalve verglichen.
    Es folgte ein kritischer Augenblick, in dem Caroline beleidigt aussah. Aber dann war es um uns beide geschehen. Fast kamen uns vor Lachen die Tränen. Es fühlte sich herrlich an.
    Mein Handy klingelte, aber keine von uns war in der Lage dranzugehen. Caroline rutschte vom Klositz und fand sich auf allen vieren wieder. Ihren Hintern in die Luft gereckt, trommelte sie mit den Händen auf die Fliesen des Badezimmerbodens, Tränen rollten ihr über die Wangen. Ich drehte total durch. Mein Kopf rutschte vom Beckenrand der Wanne ab, und ich verschluckte mich am abgestandenen Badewasser. Caroline fing sich als Erste und setzte sich schwer atmend auf.
    »Im Ernst, das war’s für mich. Nie wieder ein Blind Date, damit bin ich durch.«
    »Wie willst du es Richard beibringen?«
    »Du meinst Dr. Love?«
    Unter seinen gestärkten weißen Hemden, die knisterten wie brandneue Banknoten, war Richard weich wie Butter. Ein Banker, der sein Herz auf der Zunge trug und in den Händen einen schussbereiten Amorpfeil hielt. Wenn er nur besser zielen könnte.
    »Und wie willst du dann Männer kennenlernen?« Das war in der Großstadt ein ernsthaftes Problem. Nicht mein ernsthaftes Problem – ich schickte ein stummes Dankgebet gen Himmel -, aber nichtsdestotrotz ein Problem. Man schaue sich meine Freundinnen an: Caroline, Laura, Jennifer. Alle gut aussehende, humorvolle, intelligente Frauen
– und alle Singles. Was hatte es damit auf sich? Wo versteckten sich in Dublin die Männer? Ich spreche von den alleinstehenden Männern; natürlich waren massenweise verheiratete Kerle zu haben, aber keine freien Männer, die nur gerade genug Gepäck hatten, um sie interessant zu machen. Die stubenrein und in der Lage waren, aufrecht auf ihren Hinterbeinen zu stehen.
    Caroline dachte intensiv über meine Frage nach.
    »Ein Abendkurs?«, fiel ihr schließlich ein.
    »Was für einer?«
    »Kochen?«
    »Nein. Entweder sind sie schwul oder verheiratet oder beides.«
    »Kunst?«
    »Schwul oder zu alt oder beides.«
    »Kreatives Schreiben?« Jetzt kam sie ins

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