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Tag vor einem Jahr

Titel: Tag vor einem Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Geraghty
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Schultern, ich hatte sie vor lauter Anspannung bis zu den Ohren hochgezogen. Eine eingehende Mail von Shane. Ich zuckte leicht zusammen. War das das elektronische Äquivalent für das Markieren des eigenen Territoriums?
    Grace,
    bin enttäuscht über unser unterbrochenes Wochenende. Kannst du diese verdammte Anprobe nicht auf einen anderen Tag legen? Je näher du sie Richtung Hochzeit verlegst, desto mehr Zeit hast du, das bisschen Gewicht, von dem du gesprochen hast, noch loszuwerden, oder?
     
    Shane
    Wäre es nicht wunderbar, wenn man Männern Texte an die Hand geben könnte, die sie einfach nur ablesen müssten? Würde das nicht alles einfacher machen? Leichter? Ein bisschen weniger verletzend? Ich griff nach meinen Zigaretten und ging zum Parkplatz hinunter, um mit Ciaran zu sprechen. Ähm, Moment. Ich steuerte Richtung Schreibtisch zurück und klaubte meine Tasche vom Boden. Ich sollte besser etwas Make-up auflegen, bevor ich Ciaran wiedersah, ansonsten würde er wegen mir noch die Wände hochgehen.

21
    Während des Mittagessens mit Ethan ging es noch mehr um Klatsch, als ich erwartet hatte. Er hatte Neuigkeiten. In Sachen Bernard.
    »Jill aus der Buchhaltung kennt ihn. Sie hat vergangenes Jahr mit ihm zusammengearbeitet.« Ethan hatte die Unterhaltung mit der Frage begonnen, ob ich letzten Freitag etwas mit Bernard gehabt hätte.
    »Nein, das habe ich verdammt nochmal nicht. Warum glaubt denn das jeder?«
    »Jeder?« Er spitzte seine Ohren.
    »Na ja, jedenfalls du und Laura.«
    »Ach, mach dir bei ihr nichts draus.« Ethan klang abschätzig. »Sie denkt doch sowieso, dass es jeder tut oder daran denkt, andernfalls hält sie einen für tot oder im Sterben begriffen.«
    »Da hast du Recht.« Ich nickte langsam, bevor ich ein großes Stück Pizza abbiss, was mich für die nächsten fünfundvierzig Sekunden zum Schweigen brachte (Oliven, getrocknete Tomaten und lange, elastische Mozzarellafäden auf einem knusprigen Stück goldbraunen Boden).
    »Du bist also sicher, dass ihr es nicht getan habt?«, fuhr Ethan fort und sah mich unter sehr viel buschigeren Augenbrauen hervor an, als man seinem schmalen Gesicht zuordnen würde.
    »Was bringt dich auf die Idee, dass wir es vielleicht getan hätten?« Jetzt war ich neugierig.

    »Ich weiß nicht. Ihr schient euch miteinander so wohlzufühlen.«
    »Ethan, ich fühle mich auch mit dem Mann vom Pizzalieferservice wohl«, schoss ich zurück, »das heißt doch nicht, dass ich mit ihm ins Bett will.«
    »Nein, es war mehr als das.« Ethan machte eine Pause, kratzte sich seine mittäglichen Bartstoppeln mit Nägeln, über die ich offen gesagt begeistert gewesen wäre, wären es meine gewesen. Ich machte mir eine mentale Notiz, ihn zu fragen, wo er sie maniküren ließ.
    »Da war etwas.« Er schloss seine Augen, um sich zu konzentrieren.
    »Etwas?« Jetzt war ich verwirrt.
    »Nein, ich meine, na ja, etwas wie eine Atmosphäre zwischen euch.« Er hielt erneut inne, als würde er jeden Augenblick niesen müssen. Dann haute er mit seiner zu einer kleinen Faust geballten Hand auf den Tisch.
    »Eine aufgeheizte Atmosphäre, das ist es, das ist es, was ich meine.« Ethan rieb sich die Hand am Revers seines Anzugs. Er hatte fester auf den Tisch gehauen als beabsichtigt.
    Eine aufgeheizte Atmosphäre. Ich drehte diesen Ausdruck in meinem Kopf hin und her. Mein Gott, wenn Ethan das für aufgeheizt gehalten hatte, hätte er uns beide letzten Freitag im Untergeschoss der Palace Bar sehen sollen.
    »Worüber lächelst du?« Ethan musterte mich eindringlich, wobei er dank der Sonne, die trotz unseres Sitzplatzes im hinteren Teil des Restaurants durch das Bleiglasfenster fiel, blinzeln musste. Dadurch rutschte die Brillenfassung herunter, die er mit einer Fingerspitze wieder nach oben schob. Dann rieb er mit dem Handballen an seiner Nasenspitze herum. Das war eine Angewohnheit, von der ich ihn seit über zehn Jahren bei jeder möglichen Gelegenheit
zu heilen versuchte. Aus irgendeinem Grund brachte mich diese kleine Geste auf die Palme.
    »Ethan, du machst schon wieder dieses verquere Nasending.« Ich ballte die Fäuste um Messer und Gabel.
    »Wirklich?« Er setzte sich auf seine Hände, räusperte sich und trank dann einen großen Schluck Wasser. Einen großen. Ich war vor Ungeduld ganz nervös.
    »Jetzt weiter, erzähl schon.« Ich beugte mich näher zu ihm.
    »Ich glaube, es war letzten März. Ja, Jill sagte, es sei im März passiert.«
    »Was ist passiert?« Ich richtete meine Gabel in

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