Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tag vor einem Jahr

Titel: Tag vor einem Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Geraghty
Vom Netzwerk:
Sonnenstudio einen Granny Smith kaufen und damit die Diät beginnen,
die ich mir vor vier Wochen in den Terminkalender eingetragen hatte.
    »Sag Ja, sag Ja«, bettelte ich ihn in Gedanken an.
    »Sicher, warum nicht, es ist der Tag vorm Freitag.« In dem Bewusstsein, richtig geantwortet zu haben, strahlte Ethan mich an.
    »Bist ein guter Junge«, antwortete ich und tätschelte ihm liebevoll den Arm.
    Wir saßen da und aßen in kameradschaftlichem Schweigen, und ich widerstand dem Bedürfnis, meine Zunge rauszustrecken und den Teller sauberzulecken.
    »Da ist Bernard«, sagte Ethan mit einem Blick zur Tür. Ich spürte, wie die Hitze in meinem Gesicht aufstieg, das Blut rauschte mir in den Ohren.
    »Wo?«
    »Nein, entschuldige, er war es nicht. Irgendein anderer großer Kerl.« Ethan sagte es seufzend, so als bildeten die großen Leute einen Club, dem er sich nie würde anschließen können. Er würde es nie können. Es sei denn, sie ließen erwachsene Männer zu, die eins neunundsechzig plus fünfundfünfzig Millimeter groß waren.
    Ethan drehte sich wieder zu mir um. »Oh mein Gott!« Er zeigte auf mich.
    »Was?«
    »Du wirst rot, und du bist auf deinem Stuhl runtergerutscht, damit du kleiner aussiehst.«
    »Und?« Ich hasste es, dass Ethan mich so gut kannte.
    »Du magst ihn. Du magst Bernard.« Seine Stimme triumphierte. Er war begeistert von sich.
    Ich beschloss, unverbindlich zu sein.
    »Ja, ich mag ihn. Er ist ein netter Kerl. Jeder mag ihn.«
    »Nein, du magst ihn richtig gern. Ich weiß es«, beharrte Ethan.

    Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber er war schneller.
    »Ich freue mich so, Grace. Das tu ich wirklich. Es ist an der Zeit, dass du mit jemand Nettem ausgehst. Shane war dir gegenüber eindeutig nicht nett.«
    Wir nannten ihn nicht umsonst Ethan »Fettnäpfchen« McGrath.
    »Ethan, von was sprichst du eigentlich? Alles, was ich gesagt habe, ist, dass ich ihn mag. Ich sagte nicht, dass ich meine ein Jahr, neun Monate, drei Wochen und sechs Tage dauernde Beziehung beendet habe. Ich meine, zwölf Tage. Nein vier Wochen und«, ich zählte an meinen Fingern ab, »fünf Tage.«
    »Siehst du, du hast am letzten Freitag aufgehört, die Tage zu zählen. Als du Bernard im Pub getroffen hast.« Ethan konnte das ausrechnen, ohne auch nur auf seine Finger zu sehen. Und er hatte auch noch Recht. Mist!
    »Ich muss los, sonst komme ich zu spät.« Ich warf etwas Bargeld auf den Tisch, beugte mich hinüber und gab Ethan einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
    »Nein, nein, ich habe dich zum Mittagessen eingeladen, ich bezahle die Rechnung.« Er bestand darauf und schob die Geldscheine in die aufklaffende Öffnung meiner überdimensional großen Handtasche zurück.
    »Aber ich habe dich dazu gebracht, einen Nachtisch zu bestellen, du isst normalerweise keinen.«
    »Du hast mich nicht dazu gebracht, ich wollte es. Das ist mein neues Ich. Ich begebe mich da hinaus und fange mit Banoffee Pie an.« Er klopfte selbstgefällig auf seinen eingefallenen Bauch. »Gracie, man kann mich jetzt nicht mehr aufhalten.«
    »Oh Gott, ich habe ein Monster geschaffen. Schließt eure Töchter weg, was?« Ich ging zur Tür.

    »Grace«, rief Ethan. »Du bist mir nicht böse, oder?« Er wirkte besorgt. Besorgter als üblich, meine ich. Ich schüttelte den Kopf, warf ihm eine Kusshand zu und stakste aus dem Restaurant. In meinem Fuß war die vertraute Verkrampfung zu spüren, und es fühlte sich so an, als ob meine spitz zulaufenden Schuhe immer spitzer zuliefen.
    Ich war nicht böse auf Ethan. Das konnte man nicht sein. Aber ich fühlte mich irgendwie unwohl. Hätte ich es beschreiben müssen, hätte ich es mit einer Magenverstimmung verglichen. Und dieses Gefühl mochte ich nicht. Ich mochte es ganz und gar nicht.

22
    Tans-R-Us war ein geschmackloses Baudenkmal, ein Zeugnis des modernen Dublin, überall blitzendes Chrom, hochglanzpolierte Böden und grelle Lichter. Sobald ich durch die Glastüren ging, gab es kein Entkommen mehr vor meiner blassen, gesprenkelten Haut. Abbilder meiner Person verhöhnten mich, drangen in Spiegel ein, die an jeder nur möglichen Stelle hingen. Wenn ich nicht vorsichtig war, verabreichte mir vielleicht ein wohlmeinender Passant eine Mund-zu-Mund-Beatmung, so ausgeprägt war meine Blässe.
    Es wimmelte vor Leuten, wobei die Hälfte davon Angestellte zu sein schienen. Man konnte sie an ihren Ansteckschildchen erkennen, auf denen so kesse Namen prangten wie Tanya!, Yazmin!, Brit! und Zara!. Besagte

Weitere Kostenlose Bücher