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Tag vor einem Jahr

Titel: Tag vor einem Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Geraghty
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Angestellte fielen zudem durch ihre unwahrscheinlich tolle Bräune, honigfarben und gleichmäßig, ziemlich auf. Tanya! entdeckte mich und tänzelte mit breitem Lächeln auf mich zu. Vor dem Hintergrund ihres karamellfarbenen Gesichts leuchteten ihre Zähne wie weiße Lichter. Sie sah aus wie etwa vierzehn.
    »Hallo, ich bin Tanya«, verkündete sie überflüssigerweise. »Was können wir heute für Sie tun?«, forschte sie mit strahlendem Lächeln nach.
    »Zufällig eine ganze Menge. Zurzeit sehe ich ein bisschen wie Brendan Gleeson mit langen Haaren aus. Wenn ich hier rausgehe, möchte ich die größere, sonnengebräunte
Version von Kate Moss abgeben. Was können Sie für mich tun?«
    Tanya kicherte charmant und musterte mich von oben bis unten.
    »Nein, kein Brendan Gleeson in Sicht. Eher eine kurvenreiche Nicole Kidman mit grünen Augen. Diese Größe. Im Übrigen ist Ihr Haar fantastisch. Wir müssen damit sehr vorsichtig sein.« Jetzt sah sie beunruhigt aus, zeigte auf meinen Kopf und biss sich auf die Unterlippe.
    Innerlich tanzte ich vor Freude. Eine kurvenreiche Nicole Kidman? Mir war bewusst, dass Tanya nur das tat, was in ihrer Stellenbeschreibung stand (»den Kunden mit Blödsinn schmeicheln«, oder hieß es: »den blödsinnigen Kunden schmeicheln«?). Trotzdem, ich schwebte hinter Tanya her, als sie mich zu den Umkleidekabinen brachte.
    »Haben Sie unsere Mail wegen des neuen Systems erhalten?« Sie sprach mit schriller, belegter Stimme.
    »Ja, natürlich. Wie funktioniert es?« Noch hatte ich nicht, wie Tanya mich gebeten hatte, meine Kleider ausgezogen. Ich würde warten, bis ich allein in der Kabine war.
    »Natürlich handelt es sich immer noch um ein Spray Tanning«, erklärte Tanya, »aber es wird jetzt von einem Apparat übernommen, nicht von uns selbst.«
    Gott, Ethan würde diesen Ort verabscheuen: Noch mehr Apparate, die die Macht in dieser Welt übernahmen.
    »Hightech, ja?« Jetzt war ich interessiert.
    »Ja, man nennt es Selbstbräunerdusche. Tanya sprach jetzt schnell, sie schien erpicht darauf, den technischen Teil hinter sich zu bringen. »Es ist einfach, wirklich. Kommen Sie mit ins Studio, und ich zeige Ihnen, was zu tun ist.«
    Wir betraten einen fensterlosen Raum gleich neben der Umkleidekabine. Er wurde von einem verführerisch glänzenden Apparat dominiert, vollbeladen mit Tasten, Bedienungsfeldern
und Monitoren. Er hätte im Raumschiff Enterprise nicht fehl am Platz gewirkt. Ein unbewegliches phallusartiges Instrument ragte aus der Brust der Maschine. Tanya streichelte die Spitze des Phallus und weckte damit bei mir das Bedürfnis zu lachen.
    »So, der Selbstbräuner wird hier herausgesprüht«, erklärte sie, während ihre Hand sanft den Schaft entlangstrich. Machte sie es absichtlich? Plötzlich sprang sie vor den Apparat und begann mit der Demonstration. Vor meinem inneren Auge erschauerte der Phallus und wurde schlaff. Von dieser Vorstellung wurde ich abgelenkt, und rückblickend kann ich jetzt erkennen, was alles schiefgelaufen ist. Grace muss aufmerksamer sein.
    Tanya nahm eine Ballettposition ein – die Arme über den Kopf gehoben, Handflächen aneinander, Hände zum Himmel zeigend.
    »Nachdem Sie diese Taste gedrückt haben, stehen sie so vor Thomas. So nennen wir ihn hier.« Sie gestattete sich ein kleines Lächeln.
    Welche Taste meinte sie? Die rote? Muss die rote sein.
    »Wenn Sie dann den Piepston hören, drehen Sie sich zur Seite und gehen in die ›Drei Engel für Charlie‹-Position«. Damit hüpfte Tanya zur Seite, ging leicht in die Knie, Arme ausgestreckt, Ellbogen leicht angewinkelt, Handflächen aneinander, als würde sie beten.
    Eine weitere 90°-Drehung. Jetzt stand sie mit dem Rücken zum Apparat und ging wieder in die Angelina-Ballerina-Position. Ein weiterer Piepston, und sie befand sich schon auf der anderen Seite in ihrer wundervollen Verkörperung von Kelly, Sabrina und Jill.
    »Sehen Sie, es ist ganz leicht, oder nicht?« Nach der anstrengenden Demonstration schöpfte Tanya mühsam Atem.

    »Ähm, ja, sollte klappen«, antwortete ich. Charlies Engel waren ein Kinderspiel, aber mit der Ballerina-Position war es etwas ganz anderes. Gab es eine Überwachungskamera im Raum? Ich stellte mir einen Sicherheitsbediensteten in einer einsamen Bude vor, der mich dabei beobachtete, wie ich in der kleinen Kabine einem Babyelefanten gleich herumdonnerte.
    Tanya schien meine Gedanken zu lesen.
    »Hier drinnen sind Sie allein«, erklärte sie mir mit einem zögerlichen

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