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Tag vor einem Jahr

Titel: Tag vor einem Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Geraghty
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Lächeln, »aber wenn Sie Hilfe brauchen, drücken Sie einfach diesen Knopf.« Sie zeigte auf einen Schalter an der Wand, leuchtend rot und groß wie eine Untertasse. In der Mitte befand sich ein Ausrufezeichen. Man konnte es nicht übersehen. Tanya schien mir ihre Arbeit sehr gut zu machen.
    »Ich bin nicht zu groß, oder?« Ich zeigte auf den Phallus, der sich bei mir in Achselhöhe befand.
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Der Schaft bewegt sich von einer zur anderen Seite sowie auf und ab, sobald Sie die Taste drücken.«
    »Der Schaft?« Ich konnte nicht anders.
    »Ja, dieses Teil hier.« Sie zeigte auf den Phallus, ohne ihn dieses Mal zu berühren.
    »Haben schon Leute ihre Arbeit verloren?«
    »Wegen Thomas, meinen Sie? Ja, zwei von uns. Michaela und Sam.« Wir beide sahen Thomas mit vernichtenden Blicken an.
    Und dann war sie weg. Ich mühte mich aus meinen Kleidern, faltete sie sorgfältig zusammen und legte sie auf die Holzbank in der Umkleidekabine. Ich bin immer ordentlicher, wenn ich mich nicht in meiner eigenen Umgebung befinde. Das Spiegelthema war auch noch in der Kabine präsent. Selbst mit dem Handtuch – von der Größe einer
Briefmarke -, das ich unter den Achseln festgeklemmt hatte, konnte ich nicht meinen runden Pobacken und schwabbeligen Oberschenkeln entgehen. Meine Haare – für gewöhnlich eine gute Ablenkung – wölbten sich auf meinem Kopf unter einer dehnbaren Plastiktüte. Ich sah aus wie einer dieser klassischen Außerirdischen. Von der Gattung, bei der die Gehirne zu groß für die Köpfe sind.
    Ich schloss meine Augen, erspürte meinen Weg in die Bräunungskabine und stand vor Thomas. Während ich ihn studierte, versuchte ich mich daran zu erinnern, welche Taste ich drücken musste. Thomas piepste und machte einen Sprung. Ich drückte eine Taste – die rote – und nahm die Ballerinaposition ein. Nichts geschah. Ich blieb für eine Weile an Ort und Stelle stehen, so lange bis meine Arme, die ich über den Kopf gehoben hielt, wehtaten. Schließlich ließ ich meine Arme langsam heruntersinken und beugte mich zur Maschine. Aus Thomas aufgerichtetem Schaft brauste Spray hervor und erschreckte mich mit seiner warmen klebrigen Konsistenz. Ich stellte mich wieder an meinen Platz, streckte die Arme empor. Mein Gesicht juckte schrecklich. Ich hatte Angst, mich zu bewegen. Der Apparat gab ein leises Grollen von sich, wie entfernter Donner.
    Erst nach dem zweiten Spraystoß wurde mir bewusst, dass ich mich in der Charlies-Engel-Position hätte befinden sollen. Es regnete in einem vertikalen Strahl frontal auf mich herunter. Fast augenblicklich folgte der dritte Strahl, und dann direkt der vierte. Ich hatte voller Panik den Mund aufgerissen. Selbstbräuner befleckte meine Zähne und streifte meine Zunge. Für alle, die noch nicht das Vergnügen hatten: Bräunungscreme schmeckt widerlich. Genauso übel wie sie riecht. Selbst jetzt noch wartete ich auf den Piepston. Er kam nicht. Ich gelangte nie zu dem Part mit Charlies Engeln, auf den ich mich so gefreut hatte. Wo
um Himmels willen war der Piepston? Ich war überzeugt, dass Tanya! einen Piepston zwischen den Sprühschüben erwähnt hatte. Ich wollte nicht den Nothaltknopf drücken. Er machte vielleicht einen sirenenähnliches Geräusch, und ich wollte nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf mich ziehen, als ich sowieso erhalten würde, wenn man mich sah. Ich war leuchtendorange. Ich hatte die Farbe einer Easi-Single-Käsescheibe. Einer alten.
    Ich zog mich in die Schutzzone der Umkleidekabine zurück und lehnte mich gegen den – kleineren, dezenteren – Klingelknopf, bis ich Tanyas zögerndes Klopfen an der Tür vernahm. So gut es ging, wickelte ich mich in das bereitliegende, winzig kleine Handtuch und öffnete die Tür einen Spalt. Vorsichtig schob sich Tanyas besorgtes Gesicht durch die Tür. Sie warf einen einzigen Blick auf mich.
    »Um Gottes willen.« Sie sagte es auf eine Art, die nicht für Beruhigung sorgte.
    »Betriebsstörung«, war alles, was ich herausbrachte. In diesem Augenblick erinnerte ich mich an den Spiegel in meinem Rücken. Egal wie straff ich diese Miniaturausgabe von Handtuch vor meine Brust und meinen Bauch hob, Tanya bekam nun meinen restlos nackten Hintern zu sehen. Ich konnte nichts dagegen unternehmen, also schloss ich die Augen. Wenn ich nichts sah, konnte sie es vielleicht auch nicht sehen, oder?
    Meine schlimmsten Befürchtungen wurden bestätigt. Ich hatte die ganze Kraft von Thomas’ Macht vorne abbekommen. Dort

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