Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)
im Kopf rum. Ich will dich was fragen, vielleicht was Dummes.
–
Jo, dumme Fragen. Liebe ich. Leg los.
–
Ok. Na dann …
–
Dumme Frage. Auf geht’s. Nur Mut.
–
Ok, also … ich habe in dem Thread gelesen, der mit » REB , Vo DK a und andere Heilige« betitelt ist.
–
Jo. Betitelt klingt gut. Sophisticated.
–
Ok. Machst du dich lustig über mich?
–
Kein Gedanke.
–
Ok. Also, ich habe mal nachgelesen. REB ist Eric Harris, Vo DK a ist Dylan Bennet Klebold, das sind die Schüler, die 1999 in Amerika das Attentat in der Columbine Highschool …
–
Jo, jo. Zur Sache, Puppe.
–
Ok. Bist du sicher, dass du dich nicht über mich lustig machst?
–
Na ja, ein wenig. Doch.
–
Ok, das ist ehrlich. Akzeptiert. Was ich sagen möchte … fragen möchte … du schreibst, dass diese Schüler … oder auch dass der Norweger, Breivik, Gott ist …
–
Jo. Gott. Fucking Genius.
–
Und … das ist jetzt meine blöde Frage … ist das ok, wenn ich frage?
–
Klar, nur zu.
–
Nicht böse sein?
–
Böse. Fremdwort für mich.
–
Gut, also – warum denn?
–
Warum was?
–
Warum ist ein Mensch, der andere Menschen umbringt, Gott?
–
Hm.
–
Ich weiß, blöde Frage …
–
Nein, gar nicht. Pass auf. Was geht mich mein Geschwätz von gestern an. Dieser Typ, dieser Norweger, ist nicht Gott. Das ist nur so POSING von mir, so GEREDE . In Wirklichkeit verstehe ich den gar nicht, keine Ahnung, was der da gesülzt hat von Marxismus und Islamismus und 2083, das ist doch ein Spinner, interessiert mich gerade mal ’nen Scheiß, das alles.
–
Ok.
–
Was göttlich ist, willst du wissen, ja?
–
Ja.
–
Also, göttlich ist nicht der Mensch, ist nie der Mensch, das geht gar nicht, göttlich ist, und das ist ja klar, die TAT .
–
Ok.
–
Leuchtet ein, ja?
–
Nicht ganz.
–
Also, die TAT . Was er GETAN hat, wie er es GETAN hat, die Art und Weise, die KONZENTRATION auf das Wesentliche, im Tunnel zu laufen, immer geradeaus, bis das ZIEL erreicht ist.
–
Ok.
–
Im TUNNEL . Das DURCHZUZIEHEN . Ja?
–
Ok.
–
Leuchtet ein, ja?
–
…
–
Hallo? Bist du noch da, angel-in-darkness?
–
Nein.
–
Aha?
–
Nein. Es leuchtet nicht ein.
–
Aha, ok.
–
Was ist daran göttlich, Unbewaffnete niederzuschießen? Meinst du göttlich irgendwie im Sinne von: heldenhaft?
–
Ok, bimmel, bammel.
–
Ich will damit sagen, dass …
–
Denkst du, ich statte das Ungeziefer, das versäumt hat, mir zur rechten Zeit RESPEKT zu zeigen, mit Waffen aus? Bin ich JESUS , ja? Bin ich Jesus oder GOTT ? Jesus oder GOTT ? Denkst du, ich werde die kleinen Lichter bewaffnen, die gar nicht wissen, wo der Knopf zum Abdrücken ist, die sich eher selbst erschießen, bevor sie mich treffen, denkst du, ich werde den kleinen Lichtern helfen, die mich VERACHTEN ?
–
Ok. Ich denke aber …
–
Und DU musst nicht denken, du kleine SCHLAMPE mit den Katzenaugen, du Psychotante mit der Nickelbrille, musst dir keine GEDANKEN machen um mich, weil du die Erste sein wirst, der ich eine GRANATE ins Maul stopfe, und wenn es so weit ist, wirst du dir WÜNSCHEN , dass du rechtzeitig verstanden hättest, worum es hier geht, nämlich darum, dass man mich RESPEKTIERT und dass ich tun und lassen kann, was ICH WILL .
–
Ok.
–
ICH muss mir nicht erzählen lassen, was ich zu tun habe, nicht von DIR und nicht von IRGENDWEM , muss nicht hören, was alles HIP und HOP ist, und was ich zu TRAGEN und zu SAGEN habe, und ob ich ihnen das Hirn oder die Hoden wegblase.
–
Ok.
–
Glaubst du, ich gebe dem ARSCHLOCH , das eine ZIGARETTE auf meiner HAND ausdrückt, eine WAFFE zur VERTEIDIGUNG ? Bevor ich ihm ganz gepflegt sein GESICHT vom Kopf schieße.
–
…
Am rechten oberen Bildrand erlosch das kleine grüne virtuelle Männchen, friend-of-fire war offline gegangen. Hatte das Gespräch beendet. Den Raum verlassen.
Mari Beck saß lange vor dem Laptop und wartete darauf, dass das kleine grüne Männchen zurückkehren würde. Aber es kam nicht. Sie zitterte, und das Zittern nahm zu, griff auf ihren ganzen Körper über, sobald sie versuchte, es unter Kontrolle zu bringen.
Irgendwann lehnte sie sich zurück und las noch einmal das Gespräch, das sie geführt hatte. Mit friend-of-fire, ihrem Bruder, mit einem fremden Menschen, den sie liebte.
ERSTER MAI
30
Irgendwann, nach langer Zeit, verließ Markus Sedin den verschneiten Wald und ging zurück zu seinem Wagen, der verlassen auf dem
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