Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)
Sundström, und Joentaa hatte den Eindruck, dass es ihm Spaß zu machen begann, sich immer neue Verklausulierungen auszudenken.
»Genau«, sagte Lindblad.
»Wir haben allerdings Grund zu der Annahme, dass einige der Frauen, die wir hier angetroffen haben, nicht ganz freiwillig hier sind. Und dass das Geld, das sie verdienen, nicht allzu lange in ihren Händen verbleibt.«
Lindblad lehnte sich ein wenig zurück, begann im Drehstuhl ganz sachte hin- und herzuschwingen. »Ersteres, das mit der Freiwilligkeit, halte ich für ausgeschlossen. Das Zweite, mit dem Verbleib des Geldes, ist möglich, aber außerhalb meiner Einflussnahme.«
»Natürlich«, sagte Sundström.
»Es ist so: Die Frauen, die hier arbeiten, wollen hier arbeiten. Sie wollen Geld verdienen, das sie in ihren Heimatländern nicht verdienen können«, sagte Lindblad. »Natürlich sind sie in einer schwierigen Lage, aber das hat nichts mit Zwang zu tun, sondern mit wirtschaftlicher Not, diese Frauen müssen häufig nicht nur sich, sondern ihre kleinen Kinder oder die Eltern ernähren.«
»Ja«, sagte Sundström. »Und Sie helfen Ihnen dabei. Weil Sie so ein guter Kerl sind.«
»Genau«, sagte Lindblad. »So ungefähr.« Er lächelte. »Und die zweite Sache, die Sie erwähnen, also die Frage nach körperlicher Gewalt, die Frage, ob die Frauen möglicherweise von Zuhältern … ausgenutzt werden …«
»Ja?«
»Das liegt, wie gesagt, nicht in meiner Hand. Natürlich ist die wirtschaftliche Not der Frauen ein Nährboden, auf dem … wie soll ich sagen … üble Typen Profit machen. Die nutzen die wirtschaftliche Not der Damen aus. Das sind junge Frauen, die manchmal … ein wenig …«
»… naiv sind«, vervollständigte Sundström.
»Ja. Leider«, sagte Lindblad. »Dragana beispielsweise, wegen der Sie ja hier sind …«
»Nach unserer Kenntnis ist das nicht ihr Name.«
»Ja, ich weiß, ich nenne sie jetzt mal so, um es zu vereinfachen … also, Dragana schien sehr im Einklang mit der Situation zu sein, wenn Sie verstehen, was ich meine, und ihr Freund, dieser Rumäne, mit dem sie nach Finnland gekommen ist, machte einen … ja … einen guten Eindruck.«
Vereinfachen, dachte Joentaa.
»Ah so«, sagte Sundström.
»Was ich damit sagen möchte: Ich weiß nicht, ob dieser Mann Dragana gut oder schlecht behandelt hat. Das kann ich nicht wissen, ich kann nur meinem Gefühl folgen, genauso müsste ich es bei Ihnen machen.«
»Aha. Bei mir …«
»Ja, bei Ihnen. Ich weiß nicht, ob Sie Ihre Frau gut oder schlecht behandeln.«
»Ich«, sagte Sundström. »Aha.« Es klang resignativ.
»Ja. Ich müsste mich da auf mein Gefühl verlassen … verstehen Sie? Also, vorausgesetzt, dass Sie überhaupt verheiratet sind … ich möchte damit …«
»Ja. Ich ahne, worauf Sie hinauswollen, Herr Lindblad«, sagte Sundström. Er atmete einmal ein und einmal aus und senkte den Blick auf die Tischplatte.
»Der Mann nannte sich übrigens Radu. Aber, offen gestanden, es klang nicht unbedingt so, als würde er wirklich so heißen.«
»Hm«, sagte Sundström, und Joentaa dachte an Dragana und Radu und an das, was Larissa – oder wie immer sie hieß – gern sagte. Dass Namen keine Rolle spielen.
»Die beiden haben sich natürlich ausgewiesen, nicht dass wir uns da missverstehen«, sagte Lindblad. »Ich kann aus der Erinnerung die Einschätzung der Belegschaft bestätigen, ich denke, dass der Mann aus Rumänien und die Frau aus Ungarn stammte.«
»Ah ja. Immerhin«, sagte Sundström.
Belegschaft, dachte Joentaa.
»Ich sehe mir die Pässe nicht im Detail an, deshalb habe ich auch beim besten Willen keine Erinnerung an Namen oder Geburtsdaten oder dergleichen … entscheidend ist, dass die Damen, die bei mir arbeiten, aus der EU oder EU -Beitrittsstaaten kommen, denn dann sind sie berechtigt, sich bei uns aufzuhalten … und im Rahmen entsprechender Auflagen bezüglich Gewerbe und Selbstständigkeit … auch zu arbeiten. Wobei Letzteres wiederum nicht …«
»… in Ihrer Hand liegt, sondern den Damen und/oder reflexive deren Freunden und oder Lebensabschnittsgefährten welcher Gesinnung auch immer obliegt«, sagte Sundström. »Absatz Ende, Anführungszeichen oben, Leertaste.«
Lindblad lachte. »Ja«, sagte er. »So ungefähr.«
»Dann lassen Sie uns doch über Dragana reden«, sagte Sundström.
Lindblad lehnte sich noch ein wenig weiter zurück und begann schneller hin- und herzuschwingen. »Inwiefern?«, fragte er.
»Einfach so. Über die Frau. Was
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