Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)
Die Frauen halten sich zwar großenteils rechtmäßig in Finnland auf, haben aber Angst vor Ermittlungen, sei es durch uns oder durch die Finanz- und Steuerbehörden.«
»Und der Betreiber des Clubs … wir müssen euch nicht erklären, warum der nicht sehr gesprächig ist«, sagte Grönholm. »Er dürfte Schwierigkeiten haben zu belegen, dass die Damen in seinem Haus außerhalb von Einflussnahme und Zwang gearbeitet haben. Auch wenn er darin sehr gut ist … im Erklären …«
»Zusammenfassend also: Dass das Motiv im Umfeld dieses Clubs verborgen liegt, ist wahrscheinlich, aber einen konkreten Ansatz haben wir bislang nicht gefunden«, sagte Sundström. »Die Frau hatte an diesem Tag bis in die Nacht gearbeitet, wurde gegen ein Uhr von ihrem Freund Radu, oder wie immer er heißt, abgeholt, und am nächsten Morgen lagen beide tot im Park. Das war’s.«
»Hm«, sagte Westerberg.
»Bleibt also erst mal nur der Hinweis, dass die Frau aus Ungarn und der Mann aus Rumänien stammen soll …«, sagte Seppo.
»Oder umgekehrt«, sagte Westerberg.
»Und unser geheimnisvoller Finne …«, vervollständigte Seppo.
»Wer?«, fragte Sundström.
»Ein zweiter Mann«, sagte Westerberg. »Mit dem die Frau gesehen wurde, in dem Park, Schneebälle werfend.«
»Ok«, sagte Sundström.
»Die Frau, die die beiden gesehen haben will, hatte den Eindruck, sie seien wie Vater und Tochter gewesen. Aber so wie sie es sagte, klang es gleichzeitig auch nach Liebespaar. In jedem Fall vertraut.«
»Aha«, sagte Sundström.
Schneebälle werfen, dachte Joentaa. Eine Frau, die plötzlich da ist, wie aus dem Nichts. Die in Salo in einem Sexclub arbeitet und in Helsinki in einem Park spazieren geht.
Er dachte, dass der Schnee geschmolzen und einem plötzlichen Frühling gewichen war und dass dieser Frühling vielleicht aus demselben Nichts gekommen war wie die unbekannte Tote, und Westerberg, der sich auf dem Bildschirm ein wenig nach vorn beugte, auch er weiter entfernt, als es den Anschein hatte, sprach aus, was vermutlich alle dachten:
»Gebt mir Bescheid, wenn ihr mir sagen könnt, was das alles zu bedeuten hat. Einverstanden?«
IN EINER ANDEREN ZEIT, AN EINEM ANDEREN ORT
42
friend-of-fire?
–
Du wieder …
–
Schlechter Zeitpunkt?
–
Egal.
–
Nein, kein Problem. Ich wollte nur hören, wie es dir geht.
–
Geht, geht.
–
Ok.
–
Fängt das wieder an. Ok. Ok. Ok.
–
Hm. Ok.
–
Ha!
–
Ok, ich sage nie mehr ok. Ok?
–
Ha!!
–
Lachst du oder bist du böse?
–
Beides.
–
Jetzt wollte ich ein Wort schreiben, aber ich schreibe es nicht.
–
Ok. Schreibst es nicht.
–
Also, zurück auf Anfang. Wie geht’s?
–
Freue mich ja fast, dass du wieder da bist. Nach diesem …
–
Was?
–
Na, ich war wohl etwas … SPEZIELL letztes Mal, was?
–
Ging schon.
–
War doch ziemlich BÖSE , was ich da so GESCHRIEBEN habe. SORRY , nur mal so.
–
Vergiss es.
–
Ok. Vergessen. Und merkst du’s? Ich schreibe dauernd ok. Hab ich von dir gelernt. Ok, ok, ok.
–
Wie es dir geht, hast du immer noch nicht gesagt. Dumme Frage?
–
Nö. Weiß nur keine Antwort. Kann mich nicht FÜHLEN .
–
Das klingt … traurig.
–
Nö.
–
Nicht?
–
Nö.
–
Aber …
–
Nö. Traurig war ich früher mal, so als Kind, als ich meinem Vater dabei zugesehen habe, wie er meine Schwester fickt.
–
…
–
Warme Nacht, draußen kalt, drinnen Heizung, voll aufgedreht, heiße Hitze, dunkel, ich gehe mal pinkeln, schmaler Spalt Licht im Zimmer von meiner Schwester, und als ich die Tür aufschiebe, so ganz leise, liegt mein Vater auf der Schwester drauf.
–
…
–
Dumme Sache, das. Traurig, jo. Die ganze Sache. Hab ja nie jemandem erzählt. Weiß kein Mensch. Nur du. Palaver.
–
…
–
HALLLOOO . HALLIIHALLOO . Bist du noch da, angel-in-darkness?
–
…
–
Nur so zur INFORMATION : Ich mache Spaß. Ich scherze und albere. Von wegen Unto mit der schweren Kindheit, bimmel, bammel.
–
…
–
Äh. Angel? Kapierst du’s? Ich mache SPASS ! Nicht ABHAUEN , ja?
–
Entschuldige. Komische Späße machst du manchmal.
–
Jo. Mann, komische Späße, genau. Bin fast erleichtert, dass du noch in der Leitung bist.
–
Bin ich. Immer. Schlaf schön.
–
Jo. Und denk dran. Spaß! Kleine Lügengeschichte, wollte mich WICHTIG machen. Ok? Ok? Ok? Kann sich ja keiner vorstellen, dass du so was glaubst.
–
Ja. Ich weiß. Hab’s verstanden.
–
Hab schon wieder ok gesagt. Drei Mal.
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