Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Titel: Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Costin Wagner
Vom Netzwerk:
Réka Nagy?«, fragte Westerberg.
    Kramsu übersetzte. Der Mann nickte.
    »Fragen Sie, ob die beiden wissen, welcher Arbeit die Tochter hier nachgegangen ist.«
    Kramsu sprach. Die beiden schwiegen. Dieses Mal war es die Mutter, die nickte.
    »Sie sagt, dass alle ihre Töchter in anderen Ländern arbeiten … dass sie die Familie versorgen müssen, weil die Eltern nicht arbeiten können und die Söhne keine Arbeit bekommen …«
    »Aha«, sagte Westerberg.
    »Sie sagt, dass er nicht gut gewesen sei. Sie habe ihn nicht gemocht.«
    »Wen?«
    »Den Freund. Diesen … Victor Dinu. Sie sagt, dass sie immer versucht habe, ihre Tochter von ihm fernzuhalten … sie … es wird ein bisschen wirr, sie spricht so schnell …«
    »Fragen Sie bitte, ob Ihre Tochter einen weiteren Freund gehabt hat. Einen anderen Mann …«
    Kramsu sprach, die Frau schien nicht zu verstehen. Dann schien sie plötzlich wütend zu werden.
    »Sie sagt, dass die Tochter verschiedene Freunde gehabt habe. Sie habe nie darüber gesprochen. Sie habe ständig mit irgendwelchen Männern telefoniert, und in den anderen Ländern habe sie Geld gemacht, indem sie Hunderte von Männern gehabt habe … das sei so … sie seien darauf angewiesen …«
    »Ich meine einen bestimmten Mann. Etwa im Alter des Rumänen, aber von hier, einen Finnen mittleren Alters.«
    Kramsu übersetzte, die Frau nickte, ihr Gesicht schien sich aufzuhellen. Der Mann, der hinter ihr stand, ihr Sohn, einer von Rékas Brüdern, schien den Druck seiner Hände auf die Schultern der Mutter zu erhöhen, aber Joentaa konnte sich täuschen. Er schien über den Finnen nicht sprechen zu wollen, aber die Mutter sprach, und sie wirkte fast glücklich dabei.
    »Ja … sie kennt ihn. Ein Finne. Er war dort.«
    »Er war was?«, fragte Westerberg.
    »Er war dort. Er hat sie offenbar besucht, im Dorf, in dem die Tochter aufgewachsen ist.«
    »Dieser Finne … hat die Tochter besucht?«
    Kramsu nickte.
    »Also kennt sie ihn. Sie weiß, wie er aussieht?«
    »Sie sagt, dass ihre Tochter ihn in Belgien kennengelernt hat.«
    »Wie bitte?«
    »Ja«, sagte Kramsu.
    »Gut, also ganz langsam. Die Tochter hat einen Finnen in Belgien kennengelernt. Weiß sie seinen Namen?«
    Kramsu übersetzte, die Frau sagte: »Markus.«
    »Markus«, murmelte Westerberg. »Und weiter?«
    Kramsu übersetzte, die Frau schüttelte den Kopf.
    »Mehr weiß sie nicht.«
    »Was hat er gemacht? Sie soll alles sagen, was sie über den Mann weiß.«
    Kramsu sprach, die Frau sprach, der Sohn der Frau stand starr, mit wachen Augen, auf der Hut.
    »Sie sagt, dass der Mann ein Geschäftsmann war.«
    »Geschäftsmann?«
    »Ja. In einer Bank, denkt sie. Er hatte Geld, und er hat geholfen. Er hat … offensichtlich die Renovierung eines Hauses finanziert … und diverse … die Frau sagt, der Mann habe ihr das Leben gerettet, ich weiß nicht genau, was sie damit meint …«
    »Geschäftsmann, Bank, Belgien«, murmelte Westerberg.
    »Da klingelt was«, sagte Seppo.
    »Was?«, fragte Westerberg.
    »Ja. Bei Bank und Belgien. Ich hab da was gelesen. Ist länger her. Ich bin gleich wieder da.« Seppo ging ins angrenzende Zimmer, Joentaa sah durch die Jalousien, dass er sich vor den Computerbildschirm setzte und konzentriert zu suchen begann.
    »Kann sie ihn beschreiben?«, fragte Westerberg.
    Kramsu fragte, hörte zu. »Lieb«, sagt sie. »Ein lieber Mann.«
    »Ich meinte eher, wie er aussah«, sagte Westerberg.
    »Ja, das meint sie. Er habe lieb ausgesehen.«
    »Jaja. Ich meinte aber physische Merkmale. Faktoren des Wiedererkennens.«
    Die Frau sprach, Kramsu übersetzte, und Joentaa schloss die Augen und ließ das Bild in seinen Gedanken entstehen. »Lieb, normal. Schmal, kurze Haare, eher hell als dunkel, still, aber er hat viel gelächelt.«
    »Gelächelt?«, fragte Westerberg.
    »Ja, sie sagt, dass er einfach so gekommen ist, im Zimmer gestanden und gelächelt hat. Ein lieber Mann, sagt sie dauernd.«
    Westerberg nickte.
    »Ich hab da was«, rief Seppo aus dem angrenzenden Raum.
    Joentaa sah durch die Jalousien. Seppo winkte ihm zu. »Ich gehe mal rüber«, sagte er.
    Auf Seppos Bildschirm flimmerte eine aufwendig, aber schlicht gestaltete Homepage. Ein Logo vor dem Hintergrund eines kräftigen blauen Himmels.
    »Die Norda-Bank. Hat im Frühling eine Kooperation mit dem belgischen Investment-Bankhaus De Vries verkündet«, sagte Seppo. »Das war eine größere Sache … also, nur im Wirtschaftsteil … den ich ab und zu lese …«
    Joentaa nickte,

Weitere Kostenlose Bücher