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Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Titel: Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Costin Wagner
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entschieden.
    Für das Leben, sagt sie. Nippt am Macchiato.
    Jo.
    Für das Leben hat sie entschieden.
    Jo. Wow.
    Du wirst Onkel, Unto, sagt sie, lacht, und ich lache auch, wir lachen gemeinsam, über Verschiedenes, und ich denke, dass es passt, dass es fucking perfekt ist, fucking SYMMETRISCH .
    Warum lachst du, fragt Mari, und ich denke:
    Unto geht Kinder killen.
    Mari bringt ein Kind zur Welt.

JULI
59
    Der Übersetzer war ein schmaler Mann, der verunsichert wirkte. Was Joentaa ihm nicht verdenken konnte. Er stellte sich als Tommy Kramsu vor.
    »Wir danken Ihnen sehr, dass Sie sich so kurzfristig Zeit nehmen konnten«, sagte Westerberg.
    Kramsu nickte und gab allen die Hand, am Ende der alten Frau und dem Mann, der hinter ihr stand. Sie sagte etwas, er antwortete. Das Gesicht der Frau hellte sich auf, sie schien Hoffnung zu schöpfen, sich für Momente in Sicherheit zu fühlen. Der jüngere Mann begann zu sprechen. Joentaa hörte wieder den Namen, den die Frau bereits genannt hatte.
    »Er sagt, dass sie aus Rumänien angereist sind, auf der Suche nach Réka. Die Dame ist die Mutter, der Mann ein Bruder der Gesuchten«, sagte Kramsu.
    Westerberg nickte. Er wollte etwas sagen, aber jetzt begann die Frau zu sprechen. Schnell und aufgeregt. Kramsu runzelte die Stirn und hob abwehrend die Hand, vermutlich um zu signalisieren, dass er zwischenzeitlich übersetzen wollte.
    »Also, sie sucht ihre Tochter. Sie beziehungsweise ihre Söhne sind im Internet auf ein Foto gestoßen, das wohl darauf hindeutet, dass die Tochter … tot …« Kramsu suchte fragend Westerbergs Blick, Westerberg nickte.
    Kramsu räusperte sich. »Ja, also … die Söhne der Dame sind auf ein Foto gestoßen, und sie sagt, dass sie mit ihrem Ältesten sofort hierhergereist ist, sie sagt, dass sie das ganze Geld genommen hat, alles, was da war, weil sie wissen möchte, wo ihre Tochter ist …«
    Die Frau begann wieder zu sprechen, noch schneller, ihre Stimme brach.
    »Ja … sie möchte wissen, was passiert ist und wo …«
    »Fragen Sie bitte nach dem vollen Namen der Tochter. Und nach den vollen Namen der beiden«, sagte Westerberg.
    Kramsu stellte die Frage. Die Frau antwortete. Es klang wie ein trauriger, ferner Gesang.
    »Réka Nagy. Leana Nagy. Darian Nagy«, sagte Kramsu.
    Réka Nagy, dachte Joentaa. Ein Name.
    »Sagen Sie ihr bitte, dass ihre Tochter nicht mehr am Leben ist. Sagen Sie ihr, dass das, was ihre Söhne ihr gesagt haben, der Wahrheit entspricht.«
    Kramsu sprach. Die fremden Worte hallten nach. Die Frau nickte und schwieg. Sie lockerte ein wenig den Griff um ihre Handtasche, und Kramsus Blick streifte das Foto, das auf dem Schreibtisch lag.
    »Constanza«, murmelte er.
    Westerberg sah ihn fragend an.
    »Das Mädchen auf dem Foto … ist in Constanza. Am Schwarzen Meer. Da am Bildrand ist das alte Casino … ich bin einmal dort gewesen, schöne Stadt …«
    Die alte Frau nickte. »Constanza«, sagte sie. Sprach wieder, schnell, nickend.
    »Was sagt sie?«, fragte Westerberg.
    »Sie erzählt von dem Badeurlaub. Sie sagt, dass ihre Tochter … also wohl das Mädchen auf dem Bild … sechzehn Jahre alt war, und dass sie hingefahren waren, dass sie das immer hatten machen wollen …«
    Die Frau sprach weiter, immer schneller, gehetzter, und Kramsu hob abwehrend die Hand und versuchte, mit dem Tempo ihrer Worte Schritt zu halten. »Ja, also … sie sagt, dass es damals einen Schwangerschaftsabbruch gegeben habe … oder eine … Fehlgeburt … Entschuldigung, ich … also, und als das alles gut abgeschlossen war … und weil ein wenig Geld da gewesen sei … waren sie hingefahren … sie und drei ihrer Töchter …« Er atmete durch, die Frau schwieg.
    »Ja … sie sagt, dass es eine schöne Zeit gewesen ist. Und dass man das sieht … am Lachen ihrer Tochter … auf dem Foto.«
    Die Frau weinte.
    »Ja«, sagte Kramsu.
    »Fragen Sie bitte, ob Sie den Mann kennt, einen Rumänen vermutlich, der mit ihrer Tochter hier gelebt hat«, sagte Westerberg.
    Kramsu übersetzte. Die Frau schwieg. Der Mann, der hinter ihr stand, begann nach einer gefühlten Ewigkeit zustimmend zu nicken. Kaum merklich, und Joentaa dachte, dass es die erste Gefühlsregung war, die er zeigte. Er sagte etwas.
    »Ja. Die Tochter war mit einem Freund nach Finnland gekommen«, sagte Kramsu.
    »Wir brauchen den Namen«, sagte Westerberg.
    Kramsu übersetzte. Der Mann schien zu zögern. Dann sagte er: »Victor Dinu.«
    »Und das war der Freund der Tochter? Der Freund von …

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