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Tage in Burma

Tage in Burma

Titel: Tage in Burma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Orwell
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Mitglied hinzuzuwählen. Andererseits, wenn der ganze Club dagegen ist, kann man die Sache fallenlassen.
    Das heißt, wenn eine einmütige Meinung herrscht.«
    »Na ja, sie ist verdammt einmütig«, sagte Ellis.
    »Meinst du«, sagte Westfield, »daß es von uns abhängt, ob
    wir sie aufnehmen oder nicht?«
    »Ich stelle mir vor, daß wir es so auffassen können.«
    »Na also, dann wollen wir doch sagen, daß wir geschlossen
    dagegen sind.«
    »Und zwar sehr deutlich sollten wir das sagen, bei Gott. Wir wollen dieser Idee ein für allemal energisch entgegentreten.«
    »Hört, hört!« sagte Mr. Lackersteen mürrisch. »Haltet die
    schwarzen Trottel heraus. Esprit de Corps und dergleichen.«
    Auf Mr. Lackersteens vernünftige Gefühle konnte man sich in einem solchen Fall immer verlassen. Im Grunde lag ihm nichts an der britischen Herrschaft und hatte ihm nie etwas daran gelegen, er trank ebenso gern mit einem Orientalen wie mit einem weißen Mann; aber er war immer mit einem lauten ›Hört, hört!‹ bei der Hand, wenn jemand Bambusschläge für
    despektierliche Diener oder kochendes Öl für Nationalisten vorschlug. Er hielt sich was zugute darauf, daß er, obwohl er ein bißchen viel trank und dergleichen, loyal war, verdammt noch mal! Es war seine Form von Ehrbarkeit. Mr. Macgregor war
    insgeheim über die allgemeine Zustimmung recht erleichtert.
    Wenn ein orientalisches Mitglied hinzugewählt wurde, so würde dieses Mitglied Dr. Veraswami sein müssen, und er hatte das tiefste Mißtrauen gegen den Doktor, seit Nga Shwe O so
    verdächtigerweise aus dem Gefängnis ausgebrochen war.
    »Dann kann ich annehmen, daß ihr alle einer Meinung seid?«
    sagte er. »Wenn ja, werde ich es dem Kommissar mitteilen.
    Andernfalls müssen wir mit der Diskussion über den Kandidaten
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    für die Wahl beginnen.«
    Flory stand auf. Jetzt mußte er sein Sprüchlein sagen. Das Herz schien ihm in den Hals gestiegen zu sein und ihn zu
    ersticken. Nach dem, was Mr. Macgregor gesagt hatte, war es klar, daß die Wahl des Doktors in seiner Macht lag, indem er sie einfach vorschlug. Aber ach, wie langweilig, wie lästig war das alles! Was für einen höllischen Aufruhr würde es geben! Wie er wünschte, dem Doktor nie das Versprechen gegeben zu haben!
    Es war nicht zu ändern, er hatte es gegeben und konnte es nicht brechen. Vor kurzer Zeit hätte er es ganz leicht gebrochen, en bon pukka sahib! Aber jetzt nicht. Er mußte diese Sache durchstehen. Er drehte sich zur Seite, so daß sein Muttermal von den anderen abgewandt war. Schon spürte er, wie seine Stimme matt und schuldbewußt klang.
    »Unser Freund Flory hat etwas vorzuschlagen?«
    »Ja. Ich schlage Dr. Veraswami als Mitglied dieses Clubs
    vor.«
    Es gab einen solchen wütenden Aufschrei von drei anderen,
    daß Mr. Macgregor scharf auf den Tisch klopfen und daran
    erinnern mußte, die Damen wären im Nebenzimmer. Ellis
    beachtete es nicht im mindesten. Er war wieder aufgesprungen, und die Haut um seine Nase herum war ganz grau geworden. Er und Flory blieben einander gegenüber stehen, als wollten sie sich schlagen.
    »Nun, du verdammter Blödian, wirst du das zurücknehmen?«
    »Nein, das will ich nicht.«
    »Du schmieriges Schwein! Du Bubi von einem Nigger! Du
    kriecherischer, unterwürfiger, verdammter Hurensohn!«
    »Zur Ordnung!« rief Mr. Macgregor.
    »Aber seht ihn an, seht ihn doch an!« schrie Ellis, fast in Tränen. »Läßt uns alle im Stich wegen eines dickbäuchigen
    Niggers! Nach allem, was wir ihm gesagt haben! Wo wir doch
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    nur zusammenhalten müssen, wenn wir den Knoblauchgestank
    für immer von diesem Club fernhalten wollen. Mein Gott,
    müßtet ihr nicht alle eure Gedärme auskotzen, wenn ihr
    jemanden sich so benehmen seht -?«
    »Nimm es zurück, Flory, alter Junge!« sagte Westfield. »Sei nicht so ein verdammter Trottel!«
    »Glatter Bolschewismus, verdammt noch mal!« sagte Mr.
    Lackersteen.
    »Glaubt ihr, ich kümmere mich darum, was ihr sagt? Was
    geht es euch an? Macgregor hat zu entscheiden.«
    »Dann bleibst du - äh - bei deiner Entscheidung?« fragte Macgregor düster.
    »Ja.«
    Mr. Macgregor seufzte. »Ein Jammer! Nun, in diesem Fall
    habe ich wohl keine Wahl -«
    »Nein, nein, nein!« schrie Ellis, in seiner Wut herumtanzend.
    »Gib ihm nicht nach! Laß darüber abstimmen. Und wenn dieser Hurensohn nicht wie wir anderen dagegen stimmt, werden wir zuerst ihn selber rausschmeißen, und dann - na ja! Butler!«
    »Sahib !« sagte der Butler, der

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