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Tage in Burma

Tage in Burma

Titel: Tage in Burma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Orwell
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Ameisenhügel binden. Roter Pfeffer. Aber das geht heutzutage nicht. Wir müssen unsere eigenen verdammt blöden Gesetze befolgen. Aber trotzdem, diese Burschen werden schon hängen. Wir haben alle Beweise, die wir brauchen.«
    »Gut! Und wenn du sie verhaftet hast und nicht sicher bist, ob sie verurteilt werden, erschieß sie - einfach erschießen! Gib Fluchtversuch an oder so was. Alles lieber als diese Hunde laufen lassen.«
    »Wir lassen sie nicht laufen, keine Angst. Wir kriegen sie.
    Jedenfalls kriegen wir irgendeinen. Besser den Falschen hängen als gar keinen«, setzte er hinzu.
    »So ist’s richtig! Ich will nie wieder ruhig schlafen, bis ich sie nicht hängen gesehen habe«, sagte Ellis, während sie von dem Grab fortgingen. »Herrgott! Machen wir, daß wir aus dieser Sonne rauskommen. Ich sterbe vor Durst.«
    Alle starben mehr oder weniger vor Durst, aber es erschien etwas ungehörig, unmittelbar nach einer Trauerfeier zu einem
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    Drink in den Club zu gehen. Die Europäer zerstreuten sich und gingen in ihre Häuser, während vier Unberührbare mit
    Mamooties die graue, zementharte Erde wieder in das Grab schaufelten und es grob zu einem Grabhügel formten.
    Nach dem Frühstück ging Ellis, den Stock in der Hand, in sein Büro. Es war blendend heiß. Er hatte gebadet und wieder Hemd und Shorts angezogen, aber auch nur eine Stunde in einem
    dicken Anzug hatte scheußliche Hitzpickel hervorgerufen.
    Westfield war schon in seinem Motorboot weggefahren,
    zusammen mit einem Inspektor und einem halben Dutzend
    Männern, um die Mörder zu verhaften. Er hatte Verrall
    befohlen, ihn zu begleiten - nicht daß Verrall nötig gewesen wäre, aber wie Westfield sagte, würde es dem jungen
    Dummkopf guttun, mal ein bißchen Arbeit zu haben.
    Ellis zappelte mit den Schultern - die Hitzpickel waren fast nicht zu ertragen. Der Zorn schmorte in ihm wie ein bitterer Saft. Er hatte die ganze Nacht nachgegrübelt. Sie hatten einen weißen Mann getötet, einen weißen Mann getötet, die verfluchten Saukerle, die hinterhältigen, feigen Hunde! Oh, diese Schweine, diese Schweine, wie man sie dafür leiden
    machen
    sollte! Warum haben wir diese verfluchten
    Glacehandschuh-Gesetze geschaffen? Warum haben wir das
    alles widerspruchslos hingenommen? Wenn das nun vor dem
    Krieg in einer deutschen Kolonie passiert wäre! Die guten alten Deutschen! Sie wußten, wie man Nigger behandelt.
    Vergeltungsmaßnahmen! Peitschen aus Nashornleder! Ihre
    Dörfer zerstören, ihr Vieh umbringen, ihre Ernte verbrennen, sie dezimieren, mit den Gewehren abknallen.
    Ellis starrte in die furchtbaren Lichtkaskaden, die durch die Lücken zwischen den Bäumen strömten. Seine grünlichen
    Augen waren groß und voller Trauer. Ein sanfter Burmane
    mittleren Alters kam vorüber mit einem großen Bambusstamm, den er grunzend von einer Schulter auf die andere balancierte, als er an Ellis vorbeikam. Ellis faßte seinen Stock fester. Wenn
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    dieses Schwein einen jetzt nur angreifen würde! Oder auch nur beleidigen - irgend etwas, damit man das Recht hätte, ihn zusammenzuschlagen! Wenn diese feigen Hunde nur einmal auf irgendeine Weise kampflustig wären! Statt an einem
    vorüberzuschleichen, sich immer an das Gesetz zu halten, so daß man nie die Möglichkeit hatte, zurückzuschlagen. Ah, ein
    richtiger Aufstand - den Ausnahmezustand erklären und keinen Pardon geben! Liebliche, blutdürstige Bilder gingen ihm durch den Kopf. Schreiende Berge von Eingeborenen, die von
    Soldaten abgeschlachtet wurden. Erschießt sie, reitet sie nieder, laßt ihre Gedärme von Pferdehufen zertrampeln, ihre Gesichter von Peitschenhieben in Scheiben zerschneiden!
    Fünf High-School-Jungen kamen nebeneinander die Straße
    entlang. Ellis sah sie kommen, eine Reihe von gelben,
    gehässigen Gesichtern - geschlechtslose Gesichter, abscheulich glatt und jung, die ihn mit bewußter Unverschämtheit
    angrinsten. Sie hatten im Sinn, ihn zu verspotten, als weißen Mann. Wahrscheinlich hatten sie von dem Mord gehört und
    betrachteten ihn - da sie wie alle Schuljungen Nationalisten waren, als einen Sieg. Sie grinsten Ellis offen ins Gesicht, als sie an ihm vorüberkamen. Sie versuchten unverhohlen, ihn zu
    provozieren, und wußten, daß das Gesetz auf ihrer Seite war.
    Ellis fühlte seine Brust schwellen. Der Anblick ihrer Gesichter, die ihn höhnisch ansahen wie eine Reihe gelber Götzenbilder, war zum Wahnsinnigwerden. Er blieb abrupt stehen.
    »Hier! Worüber lacht ihr, ihr kleinen

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