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Tage in Burma

Tage in Burma

Titel: Tage in Burma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Orwell
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dem Käfig und schöpfte Reis und wässeriges Dahl in Blechpfännchen.
    »Ist das Essen gut?« fragte Westfield.
    »Es ist gut, Heiligster«, antworteten die Gefangenen im Chor.
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    Die Regierung bewilligte für das Essen der Gefangenen
    zweieinhalb Annas pro Mann und Mahlzeit, und die Frau des
    Polizisten sah darauf, daß sie davon je eine Anna herausschlug.
    Flory ging hinaus und bummelte über das Grundstück, mit
    seinem Stock Unkraut in den Boden bohrend. Um diese
    Tageszeit hatte alles schöne matte Farben - das zarte Grün des Laubes, das rosige Braun der Erde und der Baumstämme -, wie Aquarellfarben, die später im grellen Licht verschwinden
    würden. Unten auf dem Platz jagten Scharen von kleinen,
    niedrig fliegenden, braunen Tauben einander hin und her, und smaragdgrüne Bienenfresser kurvten durch die Luft wie
    langsame Schwalben. Eine Reihe von Straßenkehrern, jeder
    seine Last halb unter seinem Gewand verborgen, marschierten im Gänsemarsch zu einem scheußlichen Müllabladeplatz, den es am Rande des Dschungels gab. Halbverhungerte
    Jammergestalten mit stockdürren Gliedmaßen und Knien, die sie vor Schwäche nicht mehr strecken konnten, in erdfarbene
    Lumpen gehüllt, muteten sie an wie eine Prozession von
    Skeletten im Leichentuch.
    Der Mali war unten beim Taubenschlag, der neben dem Tor stand, damit beschäftigt, die Erde für ein neues Blumenbeet umzugraben. Er war ein lymphatischer, schwachsinniger
    Hindujüngling, der sein Leben in fast vollkommenem
    Schweigen zubrachte, weil er einen Manipur-Dialekt sprach, den niemand sonst verstand, nicht einmal seine Zerbadi-Frau.
    Außerdem war seine Zunge eine Nummer zu groß für seinen
    Mund. Er machte einen tiefen Selam vor Flory, wobei er die Hand vor das Gesicht legte, dann schwang er wieder sein
    Mamootie und hackte mit schweren, plumpen Stößen auf die ausgedörrte Erde ein, und seine zarten Rückenmuskeln zitterten.
    Ein grelles, kreischendes Geschrei, das wie ›Kwaaa!‹ klang, kam aus den Dienstbotenräumen. Ko S’las Frauen hatten ihren Morgenzank begonnen. Der zahme Kampfhahn namens Nero
    stolzierte auf der Flucht vor Flo ängstlich im Zickzack den Pfad
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    entlang, und Ba Pe kam mit einer Schüssel Reis heraus, und man fütterte Nero und die Tauben. Aus den Dienstbotenräumen war mehr Geschrei zu hören, gemischt mit den rauhen Stimmen der Männer, die den Streit schlichten wollten. Ko S’la hatte viel unter seinen Frauen zu leiden. Ma Pu, die erste, war eine hagere Frau mit hartem Gesicht, flechsig vom vielen Kinderkriegen, und Ma Yi, das ›Frauchen‹, war einige Jahre jünger, eine dicke, faule Katze. Die beiden zankten sich unaufhörlich, wenn Flory hier war und sie zusammen waren. Als einmal Ma Pu mit einem Bambusstock hinter Ko S’la her war, hatte der sich
    schutzsuchend hinter Flory geduckt, und Flory hatte einen
    häßlichen Schlag ans Bein abbekommen.
    Mr. Macgregor kam die Straße herauf, flott ausschreitend und einen dicken Spazierstock schwingend. Er trug ein
    khakifarbenes Hemd, Drellshorts und den Tropenhelm eines
    Wildschweinjägers. Außer seiner Gymnastik machte er jeden
    Morgen einen flotten Zweimeilenmarsch, wenn er die Zeit dafür erübrigen konnte.
    »Schönen gut en Morgen!« rief er Flory in herzhaft
    morgenfrischem Ton zu, wobei er sich eines irischen Akzentes befleißigte. Um diese Morgenstunde trug er immer sein
    forsches, belebendes Frischausdemkalten-Bad-Auftreten zur
    Schau. Außerdem hatte der verleumderische Artikel im Burma Patrioten, den er über Nacht gelesen hatte, ihn verletzt, und um das zu verbergen, setzte er eine besonders herzliche Fröhlichkeit auf.
    »Morgen!« rief Flory, so herzlich es ging, zurück.
    Häßliche alte Schmalzblase! dachte er, als er Mr. Macgregor die Straße hinaufgehen sah. Wie sein Gesäß in diesen engen Khaki-Shorts sich abzeichnete. Wie einer von diesen tierischen mittelalten Pfadfinderführern, fast durch die Bank
    Homosexuelle, die man in den illustrierten Zeitschriften
    abgebildet findet. Sich so lächerlich anzuziehen und seine dicken Knie mit den Grübchen sehen zu lassen, weil es bei den
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    Pukka-Sahibs Mode war, vor dem Frühstück Gymnastik zu
    treiben - widerlich!
    Ein Burmane kam den Hügel herauf, ein magentarotweißer
    Spritzer. Es war Florys Schreiber, der aus dem kleinen Büro unweit der Kirche kam. Als er am Tor war, shikote er und überreichte Flory einen schmuddeligen Briefumschlag, der auf der Spitze seiner Verschlußklappe nach burmanischer

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