Tage wie im Traum
Kein Wunder, dass viele Künstler hierher zogen, vor allem Maler. Land und Meer mit ihren überwältigenden Farben boten sich als Motive geradezu an.
Hier in den Tropen brodelte das Leben. Nicht einmal die Vögel versteckten sich, sondern zwitscherten laut und schienen beinahe zahm zu sein. Auf einer Rasenfläche saßen mehrere kleine leuchtend bunte Papageien, und Eve erwartete, dass sie wegfliegen würden, als sie sich näherte, doch sie pickten ruhig weiter nach Grassamen.
Mehr als eine Stunde schlenderte Eve durch den Ort, bewunderte die in den Schaufenstern ausgestellten Kunstobjekte und Handarbeiten und kaufte in einer kleinen Boutique einen handbemalten bunten Sarong. Dieses Glücksgefühl war ganz neu für sie. Seitdem sie für Drew Forsythe arbeitete, hatte sich ihr eine andere Welt erschlossen. Es war wie ein Wink des Schicksals, wie ein Band, das sie immer enger mit ihm verknüpfte. Er war so männlich, so stark und gleichzeitig so charmant und bezaubernd. Mit seiner Lebendigkeit und seinem trockenen Humor brachte er jeden zum Lachen. Mit ihrem früheren Chef hatte sie nie lachen können.
Als sie sich mit ihren Einkäufen der Bushaltestelle näherte, um ins Hotel zurückzufahren, bemerkte sie eine zerbrechlich wirkende ältere Dame, die Probleme mit ihrem aufsässigen kleinen Spaniel hatte. Eve beschleunigte den Schritt, um ihre Hilfe anzubieten. Die Dame, die mit ihrem kurzen
silberfarbenen Haar und ihrer weißen Kleidung sehr elegant aussah, sprach energisch mit dem Hund. "Sitz, Suki. Sitz."
Suki schien nicht die Absicht zu haben, sich zu setzen.
Schließlich wollte er auch etwas von dem Ausflug in den Ort haben. Er zerrte wild an der Leine, und schließlich gelang es ihm, sie seinem Frauche n aus der Hand zu reißen. Dann tobte er ausgelassen über die Straße davon.
Eve ließ ihre Einkäufe fallen. Im Moment war zwar kein Auto zu sehen, aber das konnte sich jederzeit ändern.
"Suki, Suki, komm zurück!", rief seine Besitzerin verzweifelt.
"Keine Sorge, ich kriege ihn schon!" Eve rannte hinter dem Hund her und pfiff durchdringend.
Der Spaniel stutzte einen Moment und drehte sich zu ihr um, bevor er entschied, dass es sich hier wohl um ein Spiel handelte.
Eve folgte ihm, so schnell sie konnte. Zum Glück trug sie bei dieser Hitze nur Shorts und eine leichte Bluse. Es gelang ihr, den Hund einzuholen, der lustig von einer Seite der Straße zur anderen sprang, als wollte er mit ihr tanzen.
Als sie schließlich die Leine packen konnte und den Spaniel auf den Arm nahm, erklang Applaus. Die Gäste eines Straßencafes hatten das Schauspiel interessiert verfolgt.
"Meine Liebe, ich kann Ihnen gar nicht genug danken", sagte die Dame, als Eve ihr den Hund in den Arm legte. "Du bist wirklich ungezogen, Suki." Der liebevolle Ton strafte ihre Worte allerdings Lügen.
"Er ist einfach nur verspielt." Lächelnd streichelte Eve ihm die seidigen Ohren.
"Würden Sie einen Kaffee mit mir trinken?", fragte die Dame. Sie hatte eine wohlklingende Stimme und zarte, seltsam traurige Gesichtszüge.
"Sehr gern, danke." Warum nicht, wenn sie schon so nett eingeladen wurde? Eve hob ihre Einkäufe auf. Sie hatte vorhin überlegt, ob sie allein einen Eiskaffee trinken sollte, dann aber beschlossen, es im Hotel nachzuholen.
"Vielleicht dort drüben. " Ihre neue Freundin deutete auf das Straßencafe. "Man sitzt schön im Schatten, und ich kann dieses kleine Ungeheuer im Auge behalten."
Eve kam ein Gedanke. Natürlich, sie musste es sein. Die Gegend stimmte, die geschulte Stimme,, die elegante Kleidung, das distinguierte Auftreten.
"Eve Copeland, Mrs. Garratt." Eve lächelte ein wenig traurig.
Es tat ihr Leid, dass sie sich auf diese Art kennen lernten. Dies war die Frau, von deren Einverständnis zum Verkauf das Projekt abhing. Und obwohl es die Gelegenheit war, mit ihr darüber zu sprechen, scheute sich Eve, sie auszunutzen.
"Wie kommt es, dass jemand, der so jung ist wie Sie, mich kennt?" Elizabeth Garratt betrachtete sie, ehrlich überrascht.
"Ich habe im Lauf der Jahre viele Fotos von Ihnen gesehen, wenn ic h Sie auch leider nie auf der Bühne bewundern konnte."
"Aber diese Fotos sind alle vor Jahren gemacht worden."
"Sie haben sich nicht verändert." Das stimmte, und plötzlich spürte Eve den Drang, ehrlich zu sein. "In letzter Zeit habe ich mich viel mit Ihnen beschäftigt."
"Das müssen Sie mir erklären." Lächelnd lehnte Mrs. Garratt sich in ihrem Stuhl zurück. "Ich führe ein ziemlich zurückgezogenes
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