Tage wie im Traum
wusste sie, dass Lady Forsythe ein wenig in Drew verliebt war. Und wer könnte es ihr verübeln?
Drew versuchte, seinen aufsteigenden Ärger zu unterdrücken.
"Das Leben ist ein Geben und Nehmen, Evie. Susan empfindet sehr viel für meinen Vater. Nach der Fehlgeburt war sie am Boden zerstört. Viele Frauen jagen Ansehen und Privilegien nach, genau wie Männer. Das war schon immer so."
"Tut mir Leid." Eve lächelte traurig. "Aber schließlich hast du damit angefangen."
"Stimmt, und ich will dich nicht traurig machen. Ich möchte dich nur aus der Reserve locken. Es tut manchmal weh, aber du wirst sehen, dass es hilft."
Plötzlich hatte sie das Gefühl, gleich in Tränen ausbrechen zu müssen. "Willst du damit sagen, dass ich dir etwas bedeute?"
"Wenn du mich nur lässt", antwortete er ruhig.
"Ich bin nicht bereit für jemanden wie dich, Drew. Das werde ich nie sein."
Auf dem Weg zu den Bungalows schwiegen sie. Inzwischen war vom Meer her starker Wind aufgekommen und trug den Geschmack von Salz und einen Duft wie Weihrauch mit sich.
Eine dichte Wolkendecke hatte sich vor den Mond und die Sterne geschoben. Die Zweige der Büsche und die langen Wedel der Palmen peitschten hin und her, und für einen Moment dachte Eve, sie würde von einer Böe emporgewirbelt, doch Drew packte sie um die Taille und befahl ihr, den Kopf gesenkt zu halten.
"Lieber Himmel", stieß er hervor und schob Eve die Stufen zu ihrem Bungalow hinauf. "Hoffentlich ist das nicht Nell." Der Zyklon "Nell" trieb schon seit mehreren Tagen in Küstennähe sein Unwesen.
Ein großer gezackter Blitz fuhr quer über den Himmel und bohrte sich in die Erde, nach einiger Zeit von ohrenbetäubendem Donner gefolgt.
"Geh ins Haus!", rief Drew Eve über das Getöse hinweg zu und blickte zum schwarzen Himmel empor. Gewitter hatten ihn schon immer mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Erregung erfüllt.
Nicht so Eve. Einer von Bens besten Freunden war durch einen Blitzschlag umgekommen. Seine Mutter hatte sich von diesem Verlust nie richtig erholt, und auch Ben empfand immer noch Trauer.
Im Bungalow schaltete Eve das Licht ein und versuchte, sich zu beruhigen.
"Evie?" Drew warf ihr einen besorgten Blick zu. Eve, die sonst so kühl und selbstbeherrscht war, wirkte ein wenig merkwürdig, und ihre grünen Augen glitzerten. "Alles in Ordnung?"
Eve schloss sekundenlang die Augen, als erneut ein Blitz über den Himmel zuckte. "Ich hasse Blitze. Sie sind gefährlich."
"Aber du bist doch in Brisbane aufgewachsen und müsstest daran gewöhnt sein."
"Früher haben mir Gewitter nichts ausgemacht, ich fand sie sogar aufregend. Aber ein Freund von Ben wurde vor einigen Jahren durch einen Blitzschlag getötet. Es stand damals in der Zeitung. Er hat mit seinem Vater eine Bootstour gemacht. Sie hätten es beinahe geschafft."
"Ich erinnere mich daran. Eine tragische Geschichte." Drew zog die Brauen hoch, als das elektrische Licht flackerte und schwächer wurde. "In der Küche müssten Kerzen sein."
"Ja." Eve fühlte sich wie erstarrt.
"Setz dich, ich hole sie." Drew ging in die Küche.
Regen prasselte auf das Dach des Bungalows, überflutete die kleine Veranda und trommelte gegen die Fenster. Eve bemerkte, dass eines halb offen stand, doch sie wollte nicht hingehen, aus Angst vor den Blitzen.
Drew kehrte zurück und schloss selbst das Fenster. "In zehn Minuten ist alles vorbei", beruhigte er Eve. "Und wenn das Licht ausgeht, haben wir die Kerzen."
Sie griff nach einem Kissen und presste es an sich. "Ich bin froh, dass du da bist. So einen schrecklichen Sturm habe ich noch nie erlebt."
"Ja, nicht von Pappe", musste Drew zugeben. "Aber kein Vergleich zu einem Zyklon. Der würde alles mit sich fegen."
Kaum hatte er zu Ende gesprochen, da ließ ein ungeheurer Donnerschlag die Wände des Bungalows erzittern.
"Wie schrecklich!" Eve presste sich die Hände gegen die Ohren. Sie bebte am ganzen Körper, nicht nur aus Angst vor dem Gewitter, sondern auch davor, ihre Verletzlichkeit zu zeigen. Dies war wirklich nicht das erste Gewitter ihres Lebens, und sie würde es überstehen. Doch das Prasseln des Regens auf dem Dach hörte sich an wie Trommelfeuer, und die
Donnerschläge wollten kein Ende nehmen.
Sie fuhr zusammen, als das Licht schwächer wurde und plötzlich ganz ausging. "Drew?!" "Alles in Ordnung." Seine Stimme klang ganz ruhig.
"Lieber Himmel, ich weiß nicht, was heute mit mir los ist. Ich benehme mich idiotisch."
"Wir alle haben Angst vor irgendetwas."
"Du
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