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Tagebuch aus der Hölle (German Edition)

Tagebuch aus der Hölle (German Edition)

Titel: Tagebuch aus der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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Big Boss zeigen … dass ich immer noch eine eigene Persönlichkeit bin. Ich habe meinen Willen noch. Sie können diesen falschen Körper von mir aus komplett auseinanderreißen und mich den Abfluss runterspülen, aber sie können nicht zerstören, wer ich bin. Verstehst du? So können wir gewinnen. Wenn man es so betrachtet, gewinnen wir am Ende jedes Mal.«
    »Ich verstehe, was du meinst. Trotzdem möchte ich die Dinge für mich so leicht wie möglich machen. Ich habe Angst vor den Schmerzen.«
    »Darauf zählen sie. Das macht ihnen Spaß. Du kannst dich von deiner Angst nicht überwältigen lassen, ganz egal, was passiert. Manche Leute werden vor lauter Schmerzen und Angst total verrückt. Andere verwandeln sich in gefühllose Roboter, lassen sich einfach irgendwo wie ein Stein fallen und bleiben dort liegen. Wie im Koma. Tu das bloß nicht – wenn sie dich so finden, sammeln sie dich ein und stellen ein paar richtig extreme Sachen mit dir an, um deine Aufmerksamkeit zurückzugewinnen.
    »Weißt du, was mein Zellengenosse gemacht hat?«
    »Er ist Autist.«
    »Und deswegen ist er in der Hölle?«
    »Wenn er nicht genug begriff, um den Sohn anzuerkennen, dann wird er dafür bestraft.«
    »Das ist einfach nicht fair«, zischte ich und warf erneut einen Blick auf meinen Zellengenossen, der noch immer seine endlosen Zahlenreihen vor sich hin murmelte. Vielleicht zählte er ja die Tage, die wir hier verbringen würden, die Stunden der Ewigkeit.
    »Fair? Oh Mann, du bist eine Höllenjungfrau, oder?«
    Während ich meinen Zellengenossen betrachtete, der in seiner Ecke hockte, erregten die blubbernden fleischigen Kugeln, die in die Wand eingelassen waren, erneut meine Aufmerksamkeit. In beiden schwamm jeweils ein unnatürlich großes Auge, aber möglicherweise wurden sie durch die milchige Flüssigkeit im Inneren der Kugeln auch nur optisch vergrößert. Die Augen blinzelten. Als sie bemerkten, dass ich sie gesehen hatte, zogen sie sich zurück … sie wurden unscharf und verschwanden schließlich ganz. Waren die Kugeln vielleicht eine Art Beobachtungsgeräte, mit deren Hilfe meine Fänger mich aus der Entfernung überwachen konnten?
    Die Augen selbst waren mir irgendwie vertraut vorgekommen. Länglich und luchsartig, mit stark geschlitzten Lidern. Und einer grauen Iris.
    Ich könnte schwören, dass es die Augen der Dämonin Chara waren.

Einundvierzigster Tag
    Heute wurde ich vom Knarren meiner sich öffnenden Zellentür geweckt. Erschrocken blickte ich vom Boden auf und sah einen attraktiven, nackten Dämon auf der Schwelle stehen, die Flügel auf dem Rücken gefaltet.
    »Steh auf«, befahl er mir. »Du darfst gehen.«
    »Gehen? Ich dachte, Chara würde kommen, um mich zu identifizieren …«
    »Sie hat dich identifiziert. Du warst keiner ihrer Angreifer. Sie hat bestätigt, dass du ihr geholfen hast. Genau, wie du behauptet hast.« Er deutete auf den Korridor hinter sich. »Deshalb kannst du gehen.«
    Ich rappelte mich auf, hob meinen Büchersack auf, warf einen letzten Blick auf meinen bemitleidenswerten Zellengenossen, der in seiner Ecke noch immer Zahlen herunterbetete, und folgte dem Dämon dann in den Korridor.
    Ich schaute in die Zelle gegenüber. Sie war dunkel, aber ich spürte, dass sie inzwischen leer war. Während ich geschlafen hatte, hatte man ihren Insassen zur Folterfabrik abtransportiert.
    Als ich neben meinem statuenhaften Wärter den Gang entlangging, wurde mir bewusst, dass es tatsächlich Chara gewesen sein musste, die mich durch dieses organische Ding in der Wand beobachtet hatte. Seltsamerweise verspürte ich eine gewisse Enttäuschung darüber, dass sie mich auf diese Weise identifiziert hatte. Aus der Ferne. Ich musste mir eingestehen, dass ich ihren Besuch in meiner Zelle nicht nur aufgrund meines Freiheitswunsches herbeigesehnt hatte. Ich wollte sie noch einmal persönlich treffen …
    Verrückt, sagte ich zu mir selbst. Du wirst langsam verrückt.
    »Weißt du, wo ich hingehen kann, um mir diesen Pfeil aus der Schulter entfernen zu lassen?«, fragte ich den Dämon im Gehen. »Er ist …«
    Der Wärter sah zu mir herüber, blieb stehen, umschloss den Armbrustbolzen mit seiner Faust und riss ihn mir aus dem Körper.
    Ich fiel auf die Knie. Einige Augenblicke lang war mir schwarz vor Augen, während frisches Blut aus der aufgerissenen Wunde über meinen Rücken strömte. Mit seiner freien Hand – in der anderen hielt er noch immer den Pfeil – packte mich der Dämon am Ellbogen und hob mich

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