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Tagebuch aus der Hölle (German Edition)

Tagebuch aus der Hölle (German Edition)

Titel: Tagebuch aus der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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erneut die Hand.
    »Ich weiß Ihre Aufrichtigkeit zu schätzen«, bedankte er sich. »Und bitte … falls Sie Chara je wieder in Oblivion sehen sollten, melden Sie dies umgehend einem anderen Dämon. Sie haben Anweisung, sie zu fassen, auch wenn sie vielleicht ein komisches Gefühl dabei haben, weil sie eine von ihnen ist. Sie wissen, dass ihre Loyalität zuallererst ihrer Aufgabe gelten muss.«
    »Ich vermute eher, dass sie Oblivion ein für alle Mal den Rücken gekehrt hat, so schnell sie konnte.«
    »Vielleicht haben Sie recht. Andererseits ist es eine große Stadt. Mit jeder Menge dunkler Ecken und Winkel.«
    Wir verließen das Büro meines angeblichen Aufsehers – vielleicht gab es in Wahrheit ja gar keinen Mr. Gold und all dies war nur ein weiterer Schwindel. Ich war erleichtert, als ich sah, wie sich der leichenhafte Rücken des Himmelsboten von mir entfernte. Doch dann drehte sich Turner noch einmal zu mir um, und auch der Himmelsbote blieb stehen.
    »Nur noch eine Sache, Sir«, entschuldigte sich Turner. »Als Butler und Franklin wiederhergestellt waren, fanden sie zwar ihre Maschinengewehre neben sich, aber die Pistolen der beiden waren verschwunden. Wissen Sie irgendetwas darüber?«
    »Über die verschwundenen Pistolen? Nein, Sir … weiß ich nicht.«
    »Tja, vielleicht ist einer der Gäste zurückgekommen und hat sie sich geschnappt. Und natürlich ist es absolut möglich, dass Chara selbst sie mitgenommen hat. Auch wenn Dämonen ihre Schwerter und dergleichen bevorzugen, können sie durchaus mit einer Schusswaffe umgehen, wenn sie müssen … wie Chara bereits mit diesen Maschinengewehren bewiesen hat.«
    »Ja, Sir.«
    Turner klatschte in die Hände, so als wolle er eine Fliege fangen. »Nun gut. Das genügt fürs Erste. Vielen Dank noch mal.«
    »Jederzeit, Sir.« Ich zwang mich zu einem Lächeln, während ich zusah, wie der Engel-Ermittler und sein Leibwächter auf einen düsteren Korridor abbogen. Ich erwartete beinahe, dass der freundliche Inspektor sich noch einmal umdrehen und mir zuwinken würde.
    Wie hatte Turner herausgefunden, wo ich arbeitete? Ich nahm an, dass der Fabrikbesitzer meine Anstellung irgendeiner Behörde der dämonischen Regierung der Stadt hatte melden müssen.
    Und gab vielleicht auch der Besitzer des Hotels die Namen seiner Gäste weiter, die, wie ich selbst, längerfristig ein Zimmer bei ihm mieteten? Möglicherweise gab es in Oblivion ja doch ein statistisches Amt …
    Wusste Turner, genau wie Chara, daher ebenfalls, wo ich wohnte?

Siebenundsechzigster Tag
    Ich nahm den längeren Weg nach Hause, den ich seit einer Weile bevorzugte. Der Gehweg entlang dieser Straße bestand aus rußigen schwarzen Ziegeln, genauso wie die dicht stehenden Gebäude, die ihn säumten. In der Ritze zwischen dem Gehweg und den Mauern wuchsen graues, durchscheinendes Gras und Unkraut. Es war mir gelungen, Larrys Versuche, mich nach Hause zu begleiten, abzuwehren.
    Ich machte eine kurze Pause in einem kleinen Buchladen, wie ich es schon des Öfteren getan hatte. Im Hinterzimmer stand eine Druckerpresse – ich hatte sie durch die halb geöffnete Tür gesehen und ihr Rumpeln gehört. Das Angebot war klein: Groschenhefte, am Rücken zusammengetackert, nichts fest Eingebundenes. Memoiren, kurze Autobiografien. Lyrik oder Kurzgeschichtensammlungen, höchstens mal eine Novelle. Keinerlei religiöse Propaganda oder dergleichen – dies war alles andere als ein diabolischer Laden. Er wurde von einer kleinen Gruppe von Bürgern geführt und unterhalten, die die literarischen Werke anderer Bürger veröffentlichten und vertrieben.
    Natürlich war das meiste, was ich bisher erstanden hatte, ziemlich amateurhaft und unreif. Schreibfehler fand ich zwar nur wenige – wobei ich dies eher den Herausgebern zuschrieb als den Autoren selbst –, aber die eigentliche Prosa überstieg nur selten das Niveau von einem Kurs an der High School für Kreatives Schreiben. Die Belletristik war klischeehaft, oft rührselig, und die Sachliteratur meist nicht sonderlich interessant für diejenigen, die das Beschriebene nicht selbst miterlebt hatten. Und trotzdem war ich auch für die schlechtesten Ergüsse dankbar und gab nur allzu gerne meine hart verdienten Münzen dafür aus. Trotzdem wünschte ich mir, Anne Sexton und Yukio Mishima – zwei Schriftsteller, die mich brennend interessierten, weil sie beide, genau wie ich, ihrem Leben freiwillig ein Ende gesetzt hatten – seien ebenfalls Einwohner Oblivions. Heute habe ich

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