Tagebuch aus der Hölle (German Edition)
nicht rausgehen, um nachzusehen. Aber Jarrods Freundin ist gerade zum Mittagessen vorbeigekommen und hat ihm erzählt, was passiert ist …«
»Und das wäre?«
»Eine Gruppe von Verdammten hat den Folterturm gestürmt, in dem diese fünf Teufelsvergewaltiger öffentlich zur Schau gestellt wurden. Weißt du noch, die, die wir gesehen haben?«
»Ja … und diese Leute haben wirklich die Folterfabrik gestürmt? Warum?«
»Um diese fünf Typen zu befreien! Ist das zu fassen, was die für Eier haben? Sie haben es tatsächlich geschafft, drei von ihnen zu befreien, bevor die Dämonen eingegriffen haben … das war ein wirklich gut geplanter Angriff …«
» Mann . Und … wie viele Angreifer waren es?«
»Zehn, vielleicht auch ein Dutzend. Wie auch immer, die Dämonen haben drei von ihnen geschnappt, und sie haben sich einen von den Vergewaltigern wiedergeholt, die sie befreit hatten, aber die anderen sieben bis neun Männer sind mit den beiden restlichen Teufelsvergewaltigern entkommen. Ist das zu glauben? Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen: Sie haben dabei vier Dämonen getötet.«
»Oh … wow …«
»Sie hatten ein paar Knarren dabei. Deshalb waren sie überhaupt nur dazu in der Lage. Ich habe keine Ahnung, woher sie die hatten. Wahrscheinlich von Engeln, die sie in einen Hinterhalt gelockt haben, aber hin und wieder hab ich auch schon einen Dämon mit einer Schusswaffe gesehen.«
Ich hatte keine Ahnung, was ich von diesen neuen Ereignissen halten sollte. Selbst für mich, der ich erst so kurze Zeit in der Hölle war, schien es undenkbar. Aber dann erinnerte ich mich an das, was Chara mir über die Rebellenbewegungen in der Hölle erzählt hatte … sie hatte auch gesagt, die Männer, die sie angegriffen hatten, seien Mitglieder einer solchen Bewegung gewesen – und dass sie versucht hatten, diese Gruppen aufzuspüren.
»Die Dämonen werden jetzt ganz sicher richtig hart gegen uns vorgehen«, prognostizierte Larry.
»Es könnte schlimmer sein«, murmelte ich und dachte an Inspektor Turner und daran, was er mir erst gestern über die Möglichkeit gesagt hatte, jeder Dämon in Oblivion könne hingerichtet und durch einen neuen ersetzt werden, um ein Exempel zu statuieren. Sahen die Engel, die Himmelsboten und der Schöpfer selbst die jüngsten Taten möglicherweise als ein zusätzliches Zeichen dafür an, dass Oblivion außer Kontrolle geraten war?
»Muss es nicht furchtbar sein, einer der Angreifer zu sein, die erwischt wurden?«, fuhr Larry fort. »Oder dieser eine Gefangene, den sie wieder geschnappt haben? Diese Jungs werden gefoltert werden, wie noch niemand jemals gefoltert wurde.«
»Daran zweifle ich nicht.«
»Arme Schweine … sie tun mir leid. Wenn ich so mutig wäre wie sie, würde ich meine eigene kleine Armee zusammentrommeln, da reingehen und sie alle befreien.«
»Ich vermute, diejenigen, die öffentlich zur Schau gestellt werden, wird man von nun an bewachen – sofern man sie weiterhin öffentlich ausstellt.«
»Bestimmt werden sie irgendeine neue öffentliche Show aufziehen, noch furchteinflößender, zur Abschreckung. Wenn sie ihre öffentlichen Zurschaustellungen aufgeben würden, sähe es aus, als hätten sie die Situation nicht mehr unter Kontrolle … und sie werden bestimmt nicht so einfach das Gesicht verlieren wollen.«
Larry versuchte, mich dazu zu überreden, ihn nach der Arbeit zu dem riesigen Folterzentrum zu begleiten, um zu sehen, ob die Vergewaltiger noch immer zur Schau gestellt wurden und ob man die drei Rebellen zu ihnen gebracht hatte. Ich überzeugte ihn jedoch davon, dass wir im Moment wahrscheinlich sowieso nicht nahe genug herankommen würden. Die Dämonen, die argwöhnisch einen weiteren Angriff befürchteten, würden das Gebiet gewiss absperren. Aber vor allem wollte ich einfach nur nach Hause, um zu sehen, ob Chara versuchen würde, irgendwie Kontakt zu mir aufzunehmen.
Ich klärte Larry nicht darüber auf, was Chara mir über die Männer erzählt hatte, dass sie einer aufkeimenden Rebellenbewegung angehörten. Welcher Dämonen hassende Mensch würde die Intimität zwischen uns schon akzeptieren? Ich bin mir allerdings sicher, dass sich schon viele Männer nach diesen wunderschönen Dämonenkriegerinnen verzehrt haben, aber ich bin mir ebenso sicher, dass nur wenige von ihnen, wenn überhaupt, meine Gefühle für eine von ihnen verstehen würden.
Als ich alleine nach Hause ging, hoffte ich beinahe, Chara würde mich an diesem Abend nicht aufsuchen.
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