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Tagebuch aus der Hölle (German Edition)

Tagebuch aus der Hölle (German Edition)

Titel: Tagebuch aus der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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ein Schlachtfeld verwandelte, waren sie nur ein schwacher Trost. Ich legte meinen Kopf zurück und starrte in den aufgewühlten, geschmolzenen Himmel und das Loch in der Wolkendecke, das wie ein gigantisches rotes Auge direkt auf Oblivion hinunterstarrte. Der rötliche Schein spiegelte sich in den oberen Stockwerken des hoch aufragenden Maschinengebäudes wider. Dieses hasserfüllte, blutunterlaufene Auge des Schöpfers verengte sich angesichts der Gewaltszenen, die sich unter ihm abspielten, jedoch nicht vor Besorgnis, sondern es ergötzte sich eher daran. Es verzehrte sich förmlich nach immer weiteren Kriegen und endloser Gewalt. Am liebsten hätte ich die nutzlosen kleinen Pistolen aus meinem Hosenbund gezogen und sie direkt in den See aus Feuer über mir abgefeuert.
    Dann hörte ich die sich nähernden Motorräder.
    Sie hatten die Stadt also doch noch nicht verlassen. Dann tauchten zwei dieser Engel auf. Seite an Seite fuhren sie auf ihren schweren Maschinen die Straße herab. Jedes Motorrad zog eine lange Kette hinter sich her, deren Enden um die Flügel eines männlichen Dämons geschlungen und miteinander verhakt waren. Das Fleisch des Dämons war aufgerissen und durch die Pflastersteine bis auf die Knochen zerfetzt, sodass er vollkommen gebrochen – vermutlich längst tot – hinter ihnen herwehte. Auch wenn unzählige meiner Artgenossen in der Vergangenheit möglicherweise von genau diesem Dämon gefoltert worden waren, fühlte ich dennoch den starken Drang, meine Waffen zu ziehen und den Engeln, die die Kreatur hinter sich herzerrten, ein paar Kugeln in den Rücken zu jagen. Stattdessen sah ich aber nur zu, wie sie weiter durch die Straße dröhnten und um die nächste Ecke bogen, wo sie aus meinem Blickfeld verschwanden.
    Hinter der Ecke brach im nächsten Moment ohrenbetäubendes Maschinengewehrfeuer los, unter das sich chaotischer Lärm, Schreie und Gebrüll mischten. Angesichts dieses ganzen Durcheinanders nahm ich an, dass die beiden Motorräder in einen Zusammenstoß verwickelt worden waren.
    Ich war eben zu dem Schluss gekommen, dass es wohl das Beste wäre, wenn ich mich wieder nach drinnen verzog, als ich einen der beiden Engel um die Ecke spurten und direkt auf mich zurennen sah – sein spitzer Hut fehlte und sein Gewand war von oben bis unten mit grellem Blut bedeckt. Aus seinem Hängebackengesicht schrie die Angst. Schon im nächsten Moment offenbarte sich der Grund für diese Furcht: Ein halbes Dutzend Dämonenkrieger raste hinter ihm um die Ecke, ihre Flügel weit ausgebreitet, die meisten mit erhobenen Schwertern. Zwei von ihnen trugen auch eine MAC-10-Maschinenpistole bei sich. Auch wenn sie ihn nicht zu töten vermochten, versetzte ihn der Gedanke, von dieser wilden Meute zerfleischt zu werden, in Panik.
    Der Engel fing meinen Blick auf. Er schien direkt auf mich zuzusteuern, so als sei ich in der Lage, ihm zu helfen. Ich sah, wie eine kahl geschorene Dämonin mitten im Lauf mit ihrer MAC-10 auf ihn zielte, aber einige ihrer Schwerter schwingenden Kameraden hatten sie bereits überholt und versperrten ihr die Schussbahn.
    Dieses Mal gab ich meinem Impuls nach, zog die Glock aus meinem Hosenbund und feuerte sie immer wieder auf den Engel ab. Es war beinahe, als stürze er sich direkt in meine Kugeln und spieße sich in vollem, wildem Lauf an ihnen auf.
    Als die Projektile in ihn eindrangen, zappelte er schrecklich unbeholfen durch die Luft, so als baumele er an einem Galgenstrick. Er kreiselte zu Boden. Im nächsten Augenblick stachen die ersten beiden Dämonen bereits mit ihren Schwertern auf ihn ein.
    Eine meiner Kugeln war jedoch entweder komplett durch den Körper des Engels geschossen oder hatte ihn ganz verfehlt, denn sie hatte den Flügel eines der mit Schwertern bewaffneten Dämonen durchbohrt. Bellend vor Schmerzen stürzte er an dem gefallenen Engel vorbei direkt auf mich zu, die Klinge hoch erhoben, als wolle er mir einen heftigen Schlag versetzen und mich mittendurch spalten. Ich richtete meine Pistole auf ihn …
    »Cresil, nein!«, kreischte die kahl geschorene Dämonin. »Ihn nicht!«
    Der Dämon Cresil geriet ins Schwanken und kam rutschend zum Stehen, aber er wagte es nicht, seinen Blick von mir abzuwenden.
    »Tu das nicht«, warnte ich ihn. »Du hast mehr zu verlieren als ich!«
    Die Dämonin mit der MAC-10 rannte zu mir herüber. Sie hob ihr Kinn ein wenig an und schien in der Luft zu schnuppern. »Es ist der Freund von Chara.«
    »Ein Grund mehr, ihn aufzuschlitzen«,

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