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Tagebuch aus der Hölle (German Edition)

Tagebuch aus der Hölle (German Edition)

Titel: Tagebuch aus der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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grollte der kräftige, muskulöse Dämon mit tiefer Stimme, die sich wie das kehlige Knurren eines Wolfes anhörte. »Er ist doch die Ursache für all das. Er und Chara …«
    »Chara ist unsere Schwester. Das solltest du nicht vergessen.«
    »Wo ist Chara?«, fragte ich, ohne meine Waffe zu senken.
    »Vielleicht noch am Leben, vielleicht schon tot«, brummte Cresil. »Wir Dämonen könnten bald alle tot sein, dank dir! Aber was kümmert dich das, wenn du selbst nicht sterben kannst?«
    Ich blickte an den beiden vorbei und sah, dass der Rest der dämonischen Meute die beiden Motorradfahrer in unzählige, kaum noch menschliche Klumpen zerteilt hatte, die sie nun mit sich forttrugen und hinter sich herschleppten. Außerdem klauten sie ihren Opfern die Schusswaffen und vergrößerten dadurch ihr Waffenarsenal. Sie hatten die Engel mit solcher Leidenschaft zerstückelt, dass einer von ihnen sogar die Klinge seines Schwertes an den Pflastersteinen zerbrochen hatte. Ich nickte zu den triefenden Bündeln hinüber, die sie in Händen hielten. »Wofür soll das gut sein? Die wachsen doch sowieso wieder nach.«
    »Sie wachsen in einer Zelle wieder nach, zu der nur wir den Schlüssel haben. Und wir werden diesen Schlüssel verlieren«, verkündete Cresil. Er grinste düster. »Wenn’s nach mir ginge, würde ich dich genauso zerstückeln und zu ihnen ins Loch werfen. In dieser Stadt gibt es Zellen, die nur wir kennen … und die zwei da wird man wohl nie wieder finden …«
    »Komm schon«, drängte die Dämonin, »bevor sie sich noch in unseren Armen regenerieren oder die Himmelsboten kommen …«
    Cresil schob sein Gesicht ganz dicht an meines heran. »Du kommst mir bekannt vor. Hab ich dich nicht mal mit ein paar Freunden auf der Straße vergewaltigt? Bevor deine verblendete Freundin es mit dir getrieben hat?«
    »Das hättest du wohl gern«, murmelte ich.
    Seine Hand schoss nach oben, um meine Kehle zu packen, aber die Dämonin war noch schneller. Sie ergriff sein Handgelenk. »Cresil, dafür haben wir keine Zeit!«
    »Siehst du, wie er uns auseinandertreibt?«, krächzte er.
    »Schau dich doch mal um, Cresil. Man hat uns längst auseinandergetrieben. Die Dinge ändern sich. Wenn das überhaupt möglich ist …«
    »Meine Gefühle für diese Fleischlinge werden sich nie ändern«, stieß Cresil durch seine zusammengebissenen Zähne hervor, aber er erlaubte es der Dämonin, ihn am Arm mit sich fortzuziehen.
    »Wenn ihr Chara seht, dann sagt ihr, dass ich hier auf sie warte!«, rief ich den Kreaturen hinterher, als sie herumwirbelten und davonstoben, wie Fledermäuse, die zum Flug ansetzen.
    »Wenn ich sie sehe, dann bringe ich sie höchstpersönlich um«, brüllte Cresil und war verschwunden, bevor ich etwas erwidern konnte.
    Eilig ging ich zurück ins Hotel, bevor noch weitere Engel auf der Suche nach ihren Kumpeln auftauchten.
    Später.
    Eine Detonation, ganz in der Nähe, riss mich aus dem Schlummer, in den ich gesunken war. Von meinem Fenster aus konnte ich außer einer Dunstwolke aus vorbeiziehendem Rauch nichts Ungewöhnliches erkennen. Noch immer durchbohrten Schüsse die Stadt. Feuerte eines der streitenden Lager weitere Kugeln ab, oder waren diese Explosionen vielleicht das Ergebnis improvisierter Molotowcocktails?
    Ich wollte gerade vom Fenster zurücktreten, als ein Erdbeben mein schäbiges kleines Zuhause erschütterte. Lyre rutschte von der Bettkante und ich musste mich am Fensterrahmen festhalten, um nicht hinzufallen. Ich hörte ein unglaubliches Donnern, das klang, als bereite sich eine Mehrstufenrakete direkt auf der anderen Straßenseite auf ihren Abschuss vor.
    Mir wurde klar, dass es das Maschinengebäude war. Allerdings wollte es nicht in den Weltraum abheben … sondern im Boden versinken. Zunächst dachte ich, die Explosion, die ich gehört hatte, habe das mächtige Gebäude zum Einstürzen gebracht, doch dann wurde mir bewusst, dass es sich selbst ziemlich schwerfällig in eine unglaublich tiefe Kammer oder eine Art Silo in den Boden hinabließ. Unter das Donnern mischte sich metallisches Kreischen, das ebenso ohrenbetäubend war wie die Ankunft der Schwarzen Kathedrale.
    Da ich nicht wusste, welche Funktion(en) das scheinbar vollautomatische Maschinengebäude erfüllte, hatte ich nicht die geringste Ahnung, was es nun vorhatte. Ich nahm an, dass es sich selbst schützte, während die Gewalt rundherum allmählich eskalierte.
    Als jemand lautstark an meine Tür klopfte, wandte ich meine Aufmerksamkeit

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