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Tagebuch aus der Hölle (German Edition)

Tagebuch aus der Hölle (German Edition)

Titel: Tagebuch aus der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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ihren Kameraden durch mein Fenster entdeckt und erschossen hatte.
    Sie feuerte, pumpte und feuerte erneut. Als sie bereits dabei war, die dritte Ladung Schrot zu verschießen, feuerte auch ich endlich eine Salve ab. Der Rückstoß erschütterte meinen gesamten Körper, dass mir die Zähne klapperten. Der Himmelsbote mit der Automatik versuchte, sich umzudrehen und das Feuer zu erwidern, aber er wurde gegen die Wand zurückgeschleudert, und auf seinem Gewand bildeten sich riesige rote Blüten. Der Himmelsbote mit dem Schwert fiel bäuchlings zu Boden und versuchte vergeblich, sich fortzuschleppen, als Charas dritte Ladung ihn durchlöcherte und er reglos liegen blieb. Beide sahen aus wie Klone von Turners Geliebtem, Nephi.
    »Komm weiter«, befahl Chara und stürzte davon. Ich sammelte mein Gepäck wieder ein und folgte ihr.
    Das Dach des Maschinengebäudes lag nun bereits niedriger als das Dach meines Hotels. Wir ließen den weitläufigen Bau hinter uns. Als ich mich noch einmal umdrehte, spürte ich einen letzten erderschütternden Schlag und sah, dass sein flaches Dach nun eine Ebene mit der Straße bildete. Eine Wolke aus Staub, den der Lavaregen hinterlassen hatte, als er auf das Dach gefallen war, wo er sich in Asche verwandelte, wirbelte auf und verhüllte den Ort, an dem das Gebäude gestanden hatte.
    Vor uns lag nun die Schwarze Kathedrale, nicht länger durch den Wolkenkratzer verdeckt … und Chara führte mich direkt darauf zu.
    Hinter mir hörte ich ein Kreischen. Es klang wie von einem Meeresvogel. Weiteres Kreischen durchschnitt die Luft und verschmolz mit dem ersten. Ein erneuter Blick zurück offenbarte die Quelle dieses verstörenden Chores: Eine Gruppe von zehn oder mehr Himmelsboten tauchte aus einer Gasse am anderen Ende der breiten Straße auf, in deren Mitte die Schienen verliefen, auf denen die Kathedrale durch die Stadt rollte. Die Himmelsboten hatten uns entdeckt …
    Chara stürzte direkt auf die Treppe zu, die zur Doppeltür am Eingang des schwarzen Eisenbaus führte. Ich hatte weder die Zeit noch ausreichend Luft, um Fragen zu stellen. Hinter mir knallten die ersten Schüsse. Ich hörte metallisches Klingeln, als die Kugeln der Automatikwaffen von der mechanischen Fassade des Gebäudes abprallten.
    Als mich ein Schlag wie von einer Spitzhacke auf dem Schulterblatt traf und mich nach vorne warf, landete ich flach auf dem Gesicht. Die Knochen in meiner Nase explodierten. Das Gewehr fiel mir klappernd aus den Händen, auch eine der Pistolen löste sich aus meinem Hosenbund. Einen Moment lang blieb ich wie benommen liegen, aber schon im nächsten Augenblick riss Chara mich wieder auf die Beine und zerrte mich mit sich in Richtung der Kathedrale. Ich sah, dass sich die Doppeltür geöffnet hatte und zwei Dämonen auf der Schwelle standen, die auf die herannahende Gruppe von Himmelsboten feuerten, um uns Deckung zu geben.
    Die beiden Dämonen traten zur Seite, um uns einzulassen, schlossen die Doppeltür hinter uns und verriegelten sie mit einem dröhnenden Scheppern. Ich hörte, wie weitere Kugeln singend gegen die Metallhaut des Gebäudes knallten. Angesichts dieser Panzerung zweifellos frustriert, verlegten sich die Himmelsboten darauf, auf die roten Buntglasfenster zu feuern. Das runde Fenster über der Tür zersplitterte. Wir hüpften ein Stück zurück, um dem Regen aus roten Scherben auszuweichen, die sich zu unseren Füßen in Kristallstaub verwandelten.
    »Wo ist Juvart?«, fragte einer der Dämonen, der uns Feuerschutz gegeben hatte, und erst jetzt erkannte ich ihn als Cresil wieder, den ich aus Versehen verwundet hatte.
    »Er ist tot«, keuchte Chara, beugte sich nach vorn und stützte sich mit einer Hand auf ihrem Knie ab.
    »Getötet, weil du deinen Liebhaber abholen musstest«, spuckte Cresil aus. »Ein schöner Tod für ihn!«
    Chara hob den Blick und richtete sich dann ganz auf. »Das ist nicht der geeignete Zeitpunkt, um uns gegenseitig fertigzumachen, Cresil. Aber wenn es das ist, was du willst …« Sie hielt ihr Gewehr noch immer in der Hand und schien es nun noch fester zu umschließen.
    Cresil sah zu mir herüber, wirbelte dann herum und rief: »Wir sollten dieses Ding hier wegbewegen, bevor sie einen Weg zu uns herein finden!«
    Mein Blick fiel auf den erhöhten Schreibtisch in der Mitte des Raumes, an dem der skelettartige Dämon mit dem riesigen runden Kopf mich vor meiner Folter scheinbar gescannt hatte. Dieser Dämon lag nun schlaff über den Tisch ausgestreckt. Seine

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