Tagebuch der Apokalypse 01
ihren blutigen Arm umklammert und war - das Ding im Schlepptau - auf ihn zu gerannt. Er hatte den untoten Penner erschlagen.
Der Armbiss hatte sofort Zeichen einer Infektion gezeigt und war angeschwollen. Schwarze und rote Aderspuren hatten sich innerhalb einer Stunde bis auf ihre Schulter ausgebreitet. John hatte Erste Hilfe geleistet und es ihr bequem gemacht, konnte aber sonst nichts tun. Er fing an zu weinen (ich hörte es durch die ble- eherne Übertragung des Geräts), woraufhin ich versuchte, das Thema zu wechseln, doch er sagte: »Ich musste ihr den Gnadenschuss geben. Es war die Hölle, aber es ging nicht anders.« Ich erwiderte, er solle nicht darüber nachdenken, sondern die Zähne zusammenbeißen und einen möglichst klaren Kopf bewahren. Er war meiner Meinung, und wir unterhielten uns weiter.
Ich erzählte ihm, dass ich zahlreiche Meldungen von Überlebenden aus den ganzen Vereinigten Staaten im Internet gesehen hatte, aber keine von unseren Alliierten in Übersee. Er bat mich, ihm die Meldungen vorzulesen, was ich auch tat. Ich berichtete von einem Überlebenden im Südosten von Texas, was bedeutete, dass er und ich hier nicht die Letzten waren. Ich las ihm von dem Überlebenden aus New York vor, und John berichtete mit leiser Stimme, dass seine Familie dort lebt. Wir schalteten für ein paar Minuten ab, um unsere Reiseatlanten zu holen.
Dann ging es weiter. Für den Fall, dass unsere Gegend unbewohnbar werden sollte, besprachen wir Fluchtwege. John schlug Alamo vor, weil es nur einen halben Tag zu Fuß von uns entfernt ist. Ich sagte, es sei Selbstmord, jetzt in die Stadt zu gehen. Ich schlug vor, dass wir uns ein robustes Fahrzeug »ausleihen« und nach Osten fahren sollten, zum Golf von Mexiko, um uns eine Ölbohrstation auf dem Meer zu suchen.
John sagte, bei ihm hätte der Strom in den letzten Tagen oft geflackert, und er wüsste nicht genau, wie lange er noch welchen haben würde. Er hatte einen Honda-Generator im Keller, wollte ihn aber nicht anwerfen, weil man ihn draußen hören könnte. Wir wollten nicht noch mehr Batteriestrom unserer Walkie-Talkies vergeuden. Ich hatte nur noch drei Sätze AAA- Batterien.
Ich habe dann das CB- Funkgerät auf allen Frequenzen ausprobiert, aber nur Rauschen empfangen.
Ich bin hungrig.
Einfall: In meinem Wagen liegt noch immer das Satellitenradio .
Satellit = Keine Leitungen, die Feuer fangen können. Wenn der Uplink- Sender noch in Betrieb ist, könnte jemand aus dem WWW einen Uplink vornehmen und senden. Ich gehe heute Abend raus und hole das Radio und die UHF- Antenne.
23.34 Uhr
John und ich haben ausgemacht, dass wir uns, wenn wir miteinander sprechen wollen, zur vollen Stunde Signale mit der Taschenlampe geben. Wir sind übereingekommen, stündlich ans Fenster zu gehen und nach uns Ausschau zu halten, bis wir uns das Signal zur Bettzeit geben (fünfmal aufleuchten). Kein Licht bedeutet, dass kein Grund vorliegt, Batterien zu vergeuden. Ich habe mein Radio überprüft. Es scheint ganz gut zu funktionieren. Leider senden alle aktiven Sender nur Konserven. Einige Nachrichtensender übertragen eine Woche alte Reportagen und Nachrichten. Alte Nachrichten. Ich habe vor, sie trotzdem abzuhören, wenn ich kann. Ich habe auch das CB- Funkgerät nochmal überprüft. Ich könnte schwören, dass ich irgendwo eine leise menschliche Stimme gehört habe. Ich habe gerufen und mich bemüht, Antwort zu erhalten, aber es kam keine.
Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich in der Ferne mindestens ein Dutzend Feuersbrünste sowie hin und wieder, wie mir scheint, auch Gewehrfeuer. Einen Moment lang kam mir die Idee, es könnte sich vielleicht um die letzten Überlebenden einer Großstadt handeln. Ich wette, in der Stadt wird Krieg geführt. Ich fühle mich schmutzig, aber ich will einfach kein Wasser vergeuden. Was mich daran erinnert, den Wasserdruck zu prüfen. Es besteht noch welcher. Ich habe mein Haus (abgesehen von dem Lagerfeuer und dem Schleuder Zwischenfall) seit fünf Tagen nicht mehr verlassen. Es kommt mir wie ein Monat vor.
Wie sieht es wohl in anderen Ländern aus? Ich wette, die Eskimos und einige kleinere Philippineninseln sind von der Sache gar nicht betroffen. Glückspilze. Ob sich die wandelnden Toten eigentlich kalt anfühlen? Wenn sie keine eigene Körperwärme entwickeln, scheinen sie Schlangen nicht unähnlich zu sein. Vielleicht werden sie langsamer, wenn die Außentemperatur sinkt. Morgen ist Sonntag. Kirche wird wohl ausfallen. Mir
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