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Tagebuch der Apokalypse 01

Tagebuch der Apokalypse 01

Titel: Tagebuch der Apokalypse 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.L. Bourne
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gleichen könnte. Ich halte es für unklug, anderen Menschen Ratschläge zu erteilen, denn ich bin kein Fachmann. Ich hoffe nur, dass wir alle überleben. Die meisten haben aber wohl keine große Chance.

Figaros Hochzeit
    20. Januar
    22.23 Uhr
    Die Lage ist verheerend ... John und ich kommunizierten gleich heute Morgen über unsere Walkie-Talkies. Was ich vor dem Fenster sah, war fast schon zu viel. Es war erst 7.00 Uhr, doch es hatten sich bereits ungefähr Hundert dieser Dinger auf unserer Straße versammelt, um einen Graben aus Menschenleibern um Johns Haus zu bilden. Ich schnappte mir meinen Karabiner, überprüfte die Funktionsbereitschaft, schnallte mir eine Pistole um und machte mich kampfbereit. Ich zog Fliegeranzug und Handschuhe an, setzte eine Kappe auf und nahm Johns Funkgerät plus Ohrstöpsel mit. Mit derart vielen neuen, durch die frühere Ballerei angelockten Belagerern hatte John nicht rechnen können. Ich wies ihn an, sich nicht zu rühren, öffnete dann meine verbarrikadierte Hintertür, ging hinaus und sprang vorsichtig über den Zaun, nicht ohne zuvor ein altes Badetuch über die Glasscherben gelegt zu haben.
    Ich legte sorgfältig mit der Büchse an und nahm mir zuerst jene vor, die sich außerhalb der Umzingelung befanden, weil ich mir dachte, ihre Aktivitäten verzögern zu können, wenn ich sie über tote Untote stolpern ließ. Ich hatte nur vier Magazine, also 116 Schuss. Ich feuerte eine Kugel nach der anderen auf die Köpfe der Dinger ab. Man sollte eigentlich annehmen, dass so etwas den sofortigen Tod bringt. Es war aber nicht so. Selbst manche Volltreffer trafen nicht das Gehirn, sondern schrammten außen am Schädel vorbei und schlugen zur anderen Seite durch. Mit zehn Schuss tötete ich immer nur acht oder neun.
    Die herumtapsende Menge der Wiedergänger verfolgte mich, als ich über den von Leichnamen übersäten Boden stolperte. Ich hatte keine Wahl. Ich musste fliehen. Ich lief vier Blocks weit, stieß aber überall auf noch mehr Untote. Ich wusste, dass diese Gegend verloren war. Ich spürte es in der Luft, und die Vibrationen ihres Gestöhns schlugen gegen meinen Brustkorb wie eine billige Band in einem Nachtlokal. Ich wurde gejagt. Der erstbeste Unterstand, den ich fand, war eine Tankstelle. Mein Körper war voller Adrenalin. Ich wusste, dass sie mich fressen würden, wenn ich mir auch nur die kleinste Unaufmerksamkeit leistete.
    Ich kletterte an einer Rohrleitung an der Seite der Tankstelle hoch und blieb breitbeinig auf dem Dach stehen. Gestöhn und an der Bewegung in der Ferne erkannte ich, dass ich längst tot war - und mein Ableben nur noch eine kurze Frage der Zeit. Ich hatte noch ungefähr dreißig Schuss übrig (ein volles und ein angebrochenes Magazin). Also beschloss ich, eine Patrone aus dem Magazin zu nehmen, um sie für mich aufzuheben.
    Ich begann zu schießen. Ich bemühte mich, nur auf Köpfe zu zielen. Ich traf einige und verfehlte mehrere; der Schlachtendunst minderte meine Zielgenauigkeit. Vielleicht lag es aber auch an meiner Niedergeschlagenheit. So ungefähr musste sich ein Mensch fühlen, der soeben seine AIDs- Diagnose gestellt bekommen hat.
    In diesem Augenblick hörte ich meinen Retter. Aus den Augenwinkeln sah ich einen Wagen. Er kam aus der Richtung, in der sich mein Haus befand. Ich schoss weiter. Der Wagen bemerkte mich und fuhr auf mich zu. Es war John. Er raste waghalsig um die Tankstelle. Fünf Untote kamen näher. Drei legte ich um, dann hatte ich keine Munition mehr. Ich griff zur Pistole, sprang schnell vom Dach, ging ein Stück vor und erschoss die letzten beiden sauber aus nächster Nähe, wie bei einer Hinrichtung. Dunkelbrauner Dunst schwängerte die Luft hinter ihren Köpfen. Ich hielt mich fern von ihnen, weil ich Ansteckung befürchtete, und sprang zu John in den Wagen. Wir übergingen das Händeschütteln. John fragte, ob ich nach Hause wollte. Ich meinte, wenn wir das täten, würden wir sie alle nur auf unsere Fährte locken. Er stimmte mir zu. Dann rückte ich mit meinem Plan heraus. Ich fragte ihn, ob er sich von seinem Wagen trennen könnte. Er lächelte und sagte: »Was hast du vor, Seemann?«
    Ich wies John an, Gas zu geben. Die Dinger folgten uns. Ich navigierte ihn an einen Ort, der nicht weit von unseren Häusern entfernt war. Ich fragte ihn, welche Art Musik er im Wagen hatte. John war ein konservativer Mensch. Ich sah mir seine CDs an und fand, wonach ich suchte. Es war für mein Vorhaben perfekt. Wir erreichten unser Ziel

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