Tagebuch der Apokalypse 01
Einige Kreaturen fuchtelten wild mit den Armen; zwei davon wateten bis zu den Knien ins Wasser. Die Tatsache, dass ihre Wasserscheu nachließ, ließ es mir kalt über den Rücken laufen.
Wir fuhren raus. Ich hielt mich westlich. Ich hatte im Büro der Hafenmeisterei eine Karte zum Navigieren auf dem Wasser gefunden. Schade, dass es keine Karte von Matagorda Island gab. Die grobe Form der Insel war mir zwar bekannt, aber keine Einzelheiten. Ich hielt nun auf die Bucht von San Antonio zu. Wir fuhren langsam, um Treibstoff zu sparen, und hielten nach Gefahren Ausschau, die man im Morgendunst vielleicht nicht sofort sah.
Laut Seekarte war meine Wahl eindeutig. Ich wollte in die Bucht von San Antonio fahren und mich dann dem westlichen oder östlichen Ufer nähern. Im Westen lag (laut Karte) das Küstenstädtchen Austwell, im Osten befand sich Seadrift. Weder John noch ich waren je dort gewesen. Wir einigten uns schließlich auf Seadrift. Wir hatten keinen besonderen Grund. Vielleicht nahm ich irgendwie an, der Ort sei wegen seines Namens der bessere Anlegeplatz.
Als Seadrift in Sicht kam, kletterte die Sonne im Osten gerade über den Horizont, und wir hatten sie im Rücken. Wir sahen viele lange Piers, die zweifellos Fischerbooten als Liegeplatz dienten. Ich schaltete den Motor ab, und wir ruderten den Liegeplätzen entgegen. war ein Luxus, den wir uns nicht leisten konnten.
Mit Hilfe des Fähren- Fernglases suchte ich die Küste ab. Die Untoten waren auch hier. Ich sah die jämmerlichen Gestalten ziellos auf der an der ganzen Bucht entlang verlaufenden Hauptstraße hin und her gehen. Es waren nicht viele, aber genug, um Ärger zu machen. Auf dem Schild am örtlichen Schwimmsteg stand »Dockside Fishing Center«. Eins der dort vertäuten Boote war mit einer tödlichen Mannschaft besetzt. Wir sahen drei Kreaturen, die sich an Deck des Fischerbootes bewegten. Sie waren nur vierzig Meter entfernt. Sie sahen uns ebenfalls. Einer, der sich zu uns rüberlehnte, fiel über Bord und verschwand im trüben Wasser der Bucht.
Als wir uns der Pier näherten, glaubte ich, rechter Hand einen Mini-Markt zu sehen. Eine Armeslänge von ihm entfernt band ich die Mama fest. Dann traten John und ich vorsichtig auf die ausgetretenen Holzplanken der Pier. Ich nahm das Brecheisen und schob es in meinen Gürtel. Jedes Knirschen kam mir wie ein Donnergrollen vor. Die auf dem anderen Boot herumlaufenden Toten waren zwar lauter als wir, aber noch immer leise. Die Natur war völlig still. Man hörte keine Motoren. Selbst das ans Ufer klatschende Wasser der Bucht erschien mir gedämpft.
Die Gangway des Bootes, auf dem die beiden verbliebenen Leichenfresser sich aufhielten, war noch da. Sie waren eindeutig eine Bedrohung für uns. John lenkte die Dinger ab, indem er ihnen winkte, während ich zur Gangway (einem Brett) huschte, das Boot an der Pier vertäute und die Gangway lautlos ins Wasser gleiten ließ. Es klatschte lauter als erwartet. Die Untoten drehten sich sofort zu mir herum und stießen das nur allzu vertraute Stöhnen aus. Krebse wimmelten an Deck ihres Bootes. Am Heck stapelten sich tote Fische.
Der Gestankwar unbeschreiblich. Die Krebse schnappten nach den Hosenbeinen der Untoten. Zahlreiche Krebskadaver lagen an Deck herum. Ihre Beine waren herausgerissen, ihre Schalen gebrochen. Als ich mir die Untoten näher anschaute, sah ich, dass ihnen entweder Zähne fehlten oder dass sie abgebrochen waren. Die Scheißkerle versuchten die Krebse zu fressen.
John und ich verließen die närrische Ghoul- Crew und begaben uns zum Lebensmittelgeschäft. Mit den Waffen in der Hand näherten wir uns dem Eingang. Nichts rührte sich. Ich war verdammt hungrig. Der Gedanke an die Lebensmittel machte es nur noch schlimmer. In der Rechten hielt ich die Büchse, in der Linken das stählerne Brecheisen. Der Laden war nicht größer als ein Tennisplatz. Die Sturmläden waren geschlossen, so dass man nur einen Blick durch die gläserne Eingangstür hinein werfen konnte. Innen hingen zwei Schilder an der Tür. »Geschlossen« und »Aushilfe gesucht«. Letzteres war gehörig untertrieben.
Ich ging zur Tür, packte den Knauf und zog daran. Pech gehabt. Dann eben auf die harte Tour. Ich schob das Brecheisen zwischen Tür und Rahmen und legte los. Diesmal wollte ich mich nicht überraschen lassen. Ich dachte an den Wal-Mart zurück. Kam mir vor, als wäre es Jahre her. Während ich schnaufend mit der verschlossenen Tür kämpfte, hielt ich nervös nach
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