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Tagebuch der Apokalypse 01

Tagebuch der Apokalypse 01

Titel: Tagebuch der Apokalypse 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.L. Bourne
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Proviant. Im Trinkwasserspender des Schwimmstegs gibt's zwar viel Wasser, aber jetzt leben wir nur noch von Koffein und Zucker. Eine detaillierte Landkarte dieser Gegend wäre sehr hilfreich, aber der Versuch, eine zu ergattern, könnte tödlich enden.
    Heute früh, als die Sonne im Dunst aufging, habe ich viele Untote vor dem Fährenhafen die Straße entlanggehen hören. Aus irgendeinem Grund gingen sie zusammen, beinahe so, als zöge ihr eigener Lärm sie an. Ich konnte zwar nicht die ganze Gruppe ausmachen, aber anhand jener, die ich sah, schätzen, dass es Hunderte waren.
    John und ich haben uns das beste Boot von all denen ausgesucht, die wir ein paar Tage zusammengetrieben haben. Bei der Überprüfung des Tanks stellte ich fest, dass er zu drei Vierteln voll war. Da es auf dem Schwimmsteg eine Treibstoffpumpe gibt, wollte ich in Erfahrung bringen, ob sie noch funktioniert. Ich ging in die Hafenmeisterei und suchte nach dem Pumpenschalter. Pumpe Nr. 2 war noch in Betrieb.
    Ich ging raus, um den Tank mit Pumpe Nr. 2 zu füllen. Zwar funktionierte die Pumpe, doch es kam kein Sprit. Als die Kacke losging, war der Tank vielleicht geleert worden. Ich ging zurück und schaltete Pumpe Nr. 1 ein. Ich drückte die Düse. Sie pumpte einige Sekunden, bevor was kam. Es gab einen hübschen Treibstoff-Regenbogen auf der Wasseroberfläche. In anderen Zeiten hätte mich so was ein saftiges Bußgeld gekostet. Einige Pumpsekunden später war das fehlende Viertel im Bootstank Ich fand im Bereich des Schwimmstegs ein paar leere Spritkanister aus Kunststoff, füllte sie ebenfalls und band sie ans Boot.
    John ging nochmal rein und schnappte sich meinen Karabiner, mit dem er, als ich beschäftigt war, in Richtung Ufer zielte und mir Deckung gab. Wir wussten noch immer nicht, was die Toten konnten, wenn Wasser im Spiel war. Gestern haben wir, als wir der letzten Rundfunksendung der Menschheit lauschten, neben einem Regal im Verwaltungsbüro einen metallenen Schlüsselkasten gefunden. Die Rümpfe aller Wasserfahrzeuge sind mit Leuchtband beklebt, auf dem eine Registriernummer steht, und so war es nicht schwierig, den passenden Schlüssel zu finden. Ich nahm den mit der Aufschrift »Shamrock 220« und ging hinaus, um den Kahn auszuprobieren.
    Als ich hinaustrat, hatte sich das Boot gedreht und lag nun mit dem Heck der Hafenmeisterei gegenüber. Der Name war in Form eines Halbkreises aufs Heck gemalt: Bahama Mama. Ich sprang an Bord, trat ans Ruder und schob den Zündschlüssel rein. John saß noch immer auf der Pier und behielt Hotels und Uferstraße im Auge. Ich schob den Gashebel in Startposition und drehte den Zündschlüssel. Beim zweiten Versuch sprang der Motor problemlos an. Ich ließ ihn etwa fünf Minuten lang laufen.
    Ich saß da und lächelte John an. Wir hatten wirklich Glück. Ich drehte den Schlüssel in »Aus«- Position, und als der Motor verstummte, vernahmen wir, was er bis jetzt übertönt hatte. Ein Stadion voller grässlichem Gestöhn warf Echos durch sämtliche Gebäude der Insel. Wir hörten Annabelles Reaktion aus dem Inneren des Schwimmstegs. Der Krach machte sie wütend. Mir sträubten sich die Nackenhaare. Nun, da wir wissen, dass der Motor in Ordnung ist, wird es Zeit, eine Fahrt zwecks Vorratssuche zu planen. Wir wollen früh raus.
    22. Februar
    4.03 Uhr
    Im Laufe des gestrigen Tages haben sich am Ufer über fünfzig nach unserem Fleisch lechzende Untote versammelt. Irgendwas stimmt mit denen nicht. Heute sind es nur noch knapp zwanzig. Bahama Mama & Co. laufen gleich aus.

Der Exodus der Bahama Mama
    23. Februar
    20.06 Uhr
    Mit dem Nachtsichtgerät habe ich das Boot gestern Morgen für ein frühes Auslaufen vorbereitet. Gegen 4.30 Uhr habe ich angefangen, Schokoladenriegel, Wasserflaschen, Munition und Sprit-Ersatzkanister an Bord zu bringen. Für den Fall, dass wir irgendwo einsteigen müssen, habe ich ein Brecheisen mitgenommen. John hat eine kleine Zuflucht für Annabelle gebastelt. Es wäre gefährlich, sie mitzunehmen. Hier, in der Enge unseres schwimmenden kleinen Verstecks, wird es ihr gutgehen.
    Die etwa zwanzig Toten waren, als würde die Nacht sie nicht stören, noch immer am Ufer aktiv. Sie hofften wohl, irgendwo Beute zu erspähen. Ich fand im Allzweckschuppen einige Kunststoffpaddel und brachte auch diese leise ins Boot (man kann nie wissen). Schließlich gingen John und ich an Bord und machten die Leinen los. Ich startete widerwillig den Motor und achtete dabei auf die Bewegungen an Land.

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