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Tagebuch der Apokalypse 01

Tagebuch der Apokalypse 01

Titel: Tagebuch der Apokalypse 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.L. Bourne
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Bewegungen im Ladeninneren Ausschau. John entwickelt sich zu einem guten Späher. Er gab mir vorbildliche Deckung. Nach einigen Minuten bekam ich die Tür endlich auf.
    Der Laden war finster. Drinnen war es sehr warm. Es roch nach verfaultem Obst. Ich schaltete das auf meine Waffe montierte Lämpchen an, schwenkte über die Umgebung und lauschte nach allem Außergewöhnlichen. Wir schnappten uns zwei Einkaufswagen und arbeiteten uns zu den Konserven vor. Leise füllten wir unsere Wagen mit Getränken und Essbarem. Wir fingen mit dem nicht verderblichen Zeug an. Das Brot war ausnahmslos verschimmelt, aber einige Kekse noch genießbar. Die Konserven waren natürlich alle in Ordnung.
    Die Tiefkühlabteilung war völlig im Eimer. Ich schwenkte mein Lämpchen vor den Scheiben hin und her und sah vom Gilb befallene 10- Liter-Milchkanister und verschimmelten Käse. Dann fiel mir etwas anderes auf. Im Kühlraum rührte sich etwas. Ich hatte schon immer gewusst, dass es da einen Raum für die Jungs gab, die die Truhen auffüllten. Dem Anschein nach waren der Lagerist und ein Freund noch hier drin. Mein Licht hatte sie aufgeregt. Ich sah sie auf Regale voller Milch klopfen. In einem Abschnitt kroch einer durch das Regal zu der Kühlraumtür, die zu uns führte.
    Es war Zeit zu gehen. Wir schoben unsere Einkaufswagen in den vorderen Ladenteil. Ich prüfte ihn auf Anzeichen von Feindseligkeit, dann öffnete ich die Ladentür. John fuhr zuerst hinaus. Als ich ihm folgte, sah ich, dass die Kühlschranktür aufging. Dann hörte ich das Geräusch eines zu Boden fallenden Körpers. Ich wusste, dass es Mr. Lagerist war, der mal nachschauen wollte, ob wir mit allem zufrieden waren.
    Wir eilten schnell zum Pier zurück. Die Einkaufswagen machten viel Lärm, aber ich hatte keine Lust, darauf zu warten, wie es weiterging. Wir luden den Proviant zügig ins Boot. Hinter uns ging die Ladentür langsam auf, und ich sah die blasse Kreatur aus der Tiefkühlabteilung. Wir sprangen ins Boot, und ich stieß uns vom Pier ab. Wir paddelten so schnell wir konnten und hielten etwa zehn Meter vor der Stelle an, an der wir vertäut waren.
    Es war Zeit für eine Pause. Mit dem Messer öffnete ich eine Dose mit kaltem Rindereintopf und leerte sie im Nu. John machte es genauso. Als wir dann dasaßen und Wasser aus Flaschen tranken, wünschte unser Freund uns vom Pier aus eine gute Reise. Er sah grauenhaft aus, da ihm die rechte Hand und der größte Teil des Unterkiefers fehlten. Er war mit einer langen weißen Schürze bekleidet, auf der mit Blut etwas geschrieben war. Ich nahm das Fernglas und las. Da stand in einfacher Blockschrift:

    Ich musste lächeln und dachte, dass ich diesen Mann zu seinen Lebzeiten gern kennengelernt hätte. Sein Humor gefiel mir. Ich hob meine Waffe an die Schulter und schaltete auf Einzelschuss. Ich nahm Ziel und verpasste Mr. Lagerist einen Kopfschuss. John maß mich mit einem »Warum hast du das getan?«- Blick, und ich erwiderte sei- nen Blick mit den Worten: »Fachmännische Höflichkeit, mein Freund; fachmännische Höflichkeit.«
    Die Rückfahrt zu unserer Festung auf dem Schwimmsteg verlief ereignislos. Etwa dreihundert Meter vom Pier entfernt schalteten wir den Motor aus und ruderten still weiter. Es waren nicht viele Untote am Ufer. Vermutlich waren die meisten dem Klang unseres Bootsmotors früh am Morgen vom Schwimmstegweg gefolgt. Wir luden den Hauptteil unserer Beute aus. Für Anna-belle war es Abendbrotzeit.
    Es ist schon seltsam, aber jetzt frisst sie besser als je zuvor.
    24. Februar
    20.47 Uhr
    Wir haben über unsere Familien gesprochen. Ich sagte, dass ich mich um meine sorge und trotz ihres relative Sicherheit versprechenden Aufenthaltsortes bezweifle, dass sie die Sache überlebt hat. John erzählte voller Stolz von seinem Sohn, dessen Studium am Purdue College und dem Stipendium, das er für ihn ergattert hatte. Dann ging es um die Possen seiner letzten Familienfeier und die Schwierigkeiten seiner Frau mit seiner Mutter. Er fragte mich, was mich zum Militär getrieben hatte. Ich erzählte ihm die Geschichte von dem armen Jungen aus Kaff, USA, der seinem Land dienen wollte, und wie es mir auf die harte Tour gelang, in die Offiziersklasse aufzusteigen.
    (Ist natürlich jetzt völlig unwichtig, welchen Dienstgrad ich mal hatte.)
    Ich bin mir sicher, dass Dienstgrade irgendwo tief unter der Erde im Nordwesten der USA noch immer eine Rolle spielen, aber nicht hier, auf diesem popeligen Schwimmsteg auf einer

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