Tagebuch der Apokalypse 01
zwar kein Strahlungsexperte, aber da ich auch Vögel und Kleintiere sah, nahm ich an, dass es halbwegs sicher war, dieses Gebiet zu durchqueren.
Gleich ist es 20.30 Uhr. Ich habe in der letzten halben Stunde versucht, die Grishams mit dem CB- Funkgerät zu erreichen. Keine Antwort. Hoffen wir nicht, dass mein Ausflug umsonst war. Als ich in den Ort fuhr, musste ich vermeiden, von irgendwelchen Ungeheuergruppen gesehen zu werden. Ich habe den Wagen in der Nähe eines Wasserturms abgestellt. Als ich etwa hundert Meter von ihm entfernt war, wurde er von Dutzenden Untoten umringt. Ich habe keine Ahnung, wie sie diese Töne triangulieren. Jeder Lebende hätte damit ganz schöne Schwierigkeiten. Meine Gedanken streiften zur Struktur des Ohrs ab, und wie die Teile sich im Tod versteifen.
Die Sonne geht bald unter. Ich bin das Schreiben satt. Ich befinde mich fünfundvierzig Meter über dem Boden und bin sicher - mit dem Rucksack auf dem Turm. Es nieselt. Ich fühle mich elend. Ich versuche weiterhin, mit den Überlebenden Verbindung aufzunehmen.
28. Februar
9.23 Uhr
Ich habe sie gefunden. Keine Zeit zum Schreiben. Ich habe das Funkgerät heute Morgen um 8.00 Uhr eingeschaltet und bin, nur um sicherzugehen, überhaupt empfangen zu können, auf die andere Seite des Turms spaziert. Nach drei Versuchen hat Williams vertraute Stimme sich mit »Gott sei Dank, wir brauchen Hilfe, wo sind Sie?« gemeldet. Ich habe Informationen mit ihm ausgetauscht, erzählt, dass wir seine Funksprüche seit mehreren Tagen auffangen und dass ich und jemand namens John auf einem Schwimmsteg auf einer Insel vor der texanischen Küste ausharren.
Ich habe mich nach dem Zustand der Lage erkundigt, und er hat erwidert, seine Stellung sei vollständig von Untoten umzingelt. Ich nannte ihm meinen Standort und fragte, in welcher Richtung er vorn Wasserturm aus gesehen stecke. Es war einfach. Er ist nur ein paar Kilometer entfernt. Mache mich jetzt auf den Weg...
16.41 Uhr
Ich habe sie. William fahrt. Nach unserem Gespräch von heute Morgen habe ich mich auf den Weg gemacht und sie gesucht. Ich schloss den Wagen erneut kurz (war diesmal viel einfacher) und düste in die angegebene Richtung. Das Haus war leicht zu finden, denn es war das Einzige, um das mindestens hundert Untote herumschwärmten. Ich konnte Williams Gesicht durch das klaffende Loch sehen, in dem sich einst der Dachabzug befunden hatte. Sogar aus der Feme konnte man die Niederlage in seinem Blick erkennen. Ich weiß nicht, was über mich kam. Vielleicht bin ich trotz allem doch noch ein Mensch. Vielleicht ist doch noch ein Gewissen da. Ich schickte ihm ein »Halt durch« über Funk. Ich trat auf die Bremse, sprang aus dem Wagen und eröffnete das Feuer auf die teuflische Meute. Hundert weiße Augenpaare drehten sich sofort in meine Richtung. Ich könnte schwören, dass sich hundert Mäuler gleichzeitig öffneten und meinen Namen riefen.
Natürlich war es meine Angst, die es mich so sehen ließ. Aber sie gingen wirklich auf mich los. Ich sprang wieder in den Wagen, warf den Rückwärtsgang ein und wendete. Als der erste Untote den Wagen erreichte und auf ihn einhämmerte, fuhr ich los und lockte die Meute von William und seiner Familie fort.
Ich nahm das Mikro und wies William an, seine Familie aufs Dach zu bringen, wo sie sich so dicht wie möglich aufstellen sollte. Ich fuhr sehr langsam, um den Verfolgern die Chance zu geben, mich einzuholen. William meldete über CB- Funk, dass alle Untoten an meiner Fährte klebten. Der Plan funktionierte.
Ich umrundete den Block und wartete, bis die Meute mich fast erreicht hatte. Dann gab ich Vollgas und raste zum Haus der Grishams. William, seine Frau und ihre kleine Tochter standen auf dem Dach. Ich lenkte den Wagen dicht an das Haus, damit sie nicht weit springen mussten. Ich stieg aus, um ihnen Deckung zu geben. William sprang zuerst und streckte die Arme aus, um die anderen aufzufangen.
Als Williams Frau am Dach abwärtsrutschte und die Beine nach unten baumeln ließ, kam ein Untoter aus der eingeschlagenen Haustür gewankt. Ich zielte und ballerte dem Scheißkerl in den Mund. Das hielt ihn nicht auf. Ich war es leid. Ein Kopfschuss hinderte ihn am Weitergehen.
Ich schwang meinen Oberkörper wie den Geschützturm eines Panzers zur Straße herum. Sie war noch frei. Nun waren alle am Boden. William wollte sich bedanken, aber ich fiel ihm ins Wort. Seine Frau und das Mädchen saßen bereits im Wagen. William stieg ein und schnallte sich
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