Tagebuch der Apokalypse 01
an. Ich gab ihm meine Büchse und düste los - Richtung Seadrift.
Es wird zu dunkel sein, um noch mit dem Boot nach Matagorda Island zurückzufahren. Ich kann die Insel im Dunkeln nicht finden, denn ich habe das Nachtsichtgerät bei John gelassen. Um die heutige Nacht zu überbrücken, müssen wir in Seadrift oder der Umgebung des Ortes einen sicheren Platz finden.
29. Februar
6.45 Uhr
Ich konnte John weder gestern Abend noch heute Morgen ans Funkgerät kriegen. Wir haben dann doch im Boot übernachtet. Ich bin ein paar hundert Meter aus dem Hafen rausgefahren und habe den Anker geworfen. Wir sind sicher. Ich habe ziemlich ordentlich schlafen können. Der Buick steht gleich an der Pier. Ich weiß zwar nicht, ob ich ihn je wieder brauchen werde, aber es ist ein guter Wagen. In wenigen Minuten fahre ich mit den neuen Überlebenden zur Insel rüber. Hatte noch nicht viel Zeit, mit ihnen zu reden, da sie, kaum dass wir sicher vor Anker lagen, eingeschlafen sind. Die Kleine (Laura) hat sich in den Schlaf geweint.
9.00 Uhr
Keine Spur von John. Kein Zettel, nichts. Keine Anzeichen eines Kampfes. Ich, William, Janet und die kleine Laura sind auf dem Schwimmsteg sicher. Ich mache mir Sorgen um John. Er ist viel zu vorsichtig, um so etwas zu tun. Annabelle hat sich gefreut, mich zu sehen, aber noch mehr freut sie sich über Laura. Die Kleine hat gelächelt und ist sehr glücklich, nun ein Hündchen zum Spielen zu haben. Vielleicht ist John mit einem Boot rausgefahren und taucht bald wieder auf ...
Widerstand
1. März
15.22 Uhr
Noch immer kein Zeichen von John. Vielleicht sollte ich ihn suchen, aber ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Was könnte ihn dazu bewegen, ohne eine Nachricht zu hinterlassen zu verschwinden? Seine Waffe ist weg, unsere selbst gebastelte Zugbrücke eingezogen. Es ist alles sehr verwirrend. Ich nutze die Zeit, um die Grishams näher kennen zu lernen. Sie kennen John nicht, aber sie sehen die Sorge in meinem Blick, obwohl ich mich bemühe, sie zu verbergen.
3. März
9.14 Uhr
John ist blutig, müde und geschlagen. Er kam heute Morgen zurück und rief nach mir. Ich eilte hinaus und schob die Zugbrücke zu ihm raus. Er fiel am Ufer in Ohnmacht, so dass ich ihn hineintragen musste. John ist nicht sehr groß und wiegt kaum achtzig Kilo. Ich warf ihn mir über die Schulter, ging über die Zugbrücke und zog am Seil, um sie am Schwimmsteg befestigen zu können. Als ich ihn auf ein improvisiertes Bett legte, bemerkte ich das Foto in seiner blutigen Hand.
Das blutbefleckte Bild einer Frau fiel hinaus und landete auf dem Boden. Ich erfasste instinktiv, dass die Frau seine Ehefrau war. Seit seinem Auftauchen ist er immer mal wieder bei Bewusstsein gewesen. Er hat etwas Wasser getrunken und sich bemüht, ein wenig Dosensuppe zu sich zu nehmen. Janet und ich beobachten ihn abwechselnd.
Janet ist approbierte Krankenschwester (sie hat ihre Stelle vor ein paar Jahren aufgegeben, um Medizin zu studieren). Sie ist zwar keine Ärztin, aber wer ist das schon noch?
Sie hat John von Kopf bis Fuß untersucht und seinen Fleischenden besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Nichts sieht nach einer Bissverletzung aus. Eine Wunde könnte eine von einem Kleinkaliber erzeugte Schusswunde (Einschuss- und Ausschussloch an der Schulter) sein. Andere sehen wie Schürfwunden aus. John war nicht in einem Zustand, in dem er uns irgendwas hätte erzählen können. Er bekam Wasser und Suppe kaum runter, ohne sich zu übergeben oder die Besinnung zu verlieren. Ich bin besorgt.
4. März
20.14 Uhr
John ist endlich wieder geistig da. Ich habe ihm erzählt, wie besorgt ich war, weil ich nicht wusste, was ihm zugestoßen ist. Er hat mir dann erzählt, dass er irgendwann in der Einsamkeit der letzten Tage den Koller gekriegt hat. Als ich weg war, hat er immer nur an seine Frau und seinen Sohn denken müssen. Janet hat aus dem Nebenraum zugehört, und ich habe gespürt, wie leid er ihr tat. John erzählte, ihm sei eingefallen, dass ein paar Dinge in dem Flugzeug zurückgeblieben waren -unter anderem das Foto seiner Frau, das ihm plötzlich unheimlich fehlte. Da er nicht wollte, dass ich meinen Hals für das Foto riskierte, hatte er, statt auf meine Rückkehr zu warten, beschlossen, es selbst zu holen.
Er hatte das Flugzeug gefunden, das Täschchen mit dem Foto an sich genommen und sich sofort auf den Rückweg gemacht. Bald darauf hatten Untote ihn umzingelt, und er hatte in einem Hotel Zuflucht gesucht. Es war ihm gelungen, die
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