Tagebuch der Apokalypse 02
aus einigen Gebieten, die auf Bewegungen großer Untotenschwärme hinweisen.
Ich wollte wissen, wie der Flugzeugträger an den Proviant für über dreitausend Mann Besatzung und die Notbesatzung herankommt. Von einem jungen Marineinfanteristen bekam ich zu hören, dass an Bord von Versorgungsschiffen Marine-Kampfgruppen stationiert sind, die mit Schlauchbooten zur Infiltration und Exfiltration eingesetzt werden, um regierungsamtliche Versorgungszentren im Küstenraum zu identifizieren, damit größere Frachthubschrauber dorthin einfliegen und den Proviant rausholen können.
Heute habe ich dem Kampfgruppenfunk mehrere Stunden lang gelauscht. Ich habe die Flugkommunikation der Navy und Air Force überwacht, und besonders den Sprechfunkverkehr einer U-2- Aufklärungsmaschine über der Ostküste. Ich wollte wissen, wie sie es wohl schaff ten, die DRAGON LADY mit ihrer happigen Wartung und den langen Rollbahnen, die sie brauchte, in der Luft zu halten.
Allem Anschein nach war die US Army nicht sonderlich gut in Schuss. Laut einer Meldung, die vorgestern reinkam, hat sie in den kontinentalen US- Staaten über siebzig Prozent ihrer Bodentruppen verloren. Auf den Schiffen war einfach nicht genug Platz für alle. Da Seeleute und Marineinfanteristen einfach Priorität genossen, hatte man das Heer an Land lassen müssen, damit es sich dort selbst verteidigte. Natürlich war es vor dem Einsatz der Atomwaffen gewarnt worden, aber die verstrahlten Untoten hatten sie bei ihrem Auszug aus den verseuchten Gebieten einfach überrannt.
Laut einigen Sprechfunkverbindungen, die ich mithörte, gab es noch immer Einheiten, die auf dem Festland nach militärischen Überlebenden suchten. Ein spezielles Kommunique, das wir empfingen, stammte von einem Suchflugzeug am Himmel von Virginia, das nach einem verschollenen Panzerkonvoi Ausschau hielt. Dem Anschein nach hatte der Konvoi sein Ende gefunden, nachdem eine Überführung unter dem schweren Gewicht eines Führungspanzers eingestürzt war. Die ganze Konstruktion der ausgebesserten Überführung hatte nachgegeben und vier Panzer in die Tiefe gerissen. Der Konvoi war von Tausenden »heißer« Untoter verfolgt worden, und es dauerte nur ein paar Stunden, bis die Meute sie eingeholt hatte. Drei Panzer waren bei dem Absturz unbrauchbar geworden. Die Besatzung hatte man in ihren metallenen Gräbern dem Tod überlassen, denn zahllose Untote hatten auf die schwere Panzerung eingeschlagen und waren über die Geschütztürme gewimmelt wie Maden über einen Wildunfall.
Die restlichen Panzer hatten sich in alle Windrichtungen zerstreut und ihr Heil in der Flucht gesucht. Ihre jetzige Position war unbekannt.
Die Mannschaft am Heck der Maschine meldete über Funk, die Besatzung der havarierten Panzer habe wahrscheinlich aufgrund der schieren Anzahl der an ihnen klebenden Untoten hohe Strahlendosen aufgenommen. Ihre Sensoren deuteten an, dass die Horden am Boden tödliche Mengen ausstrahlten. Nach der Lageanalyse und der Meldung, sie sei auf Reserve, kehrte die Maschine zu ihrer Basis zurück.
Eins ist sicher. Die Anzahl der neuen Stützpunktbewohner wird uns bald zwingen, einen Wassertank zu suchen, der unsere Tanks wieder bis an den Rand auffüllt. Als ich heute mit meiner Waffe auf die Tankwand klopfte, hat sich ergeben, dass er nur noch zu einem Achtel gefüllt ist. Wir rationieren das Wasser schon jetzt. Wir müssen rings um den Stützpunkt Tonnen aufstellen, um Regenwasser zu sammeln, damit wir wenigstens das Nötigste haben.
Heute ist ein Techniker eingeflogen. Er hat sich im Kommandozentrum gemeldet, um meinen Dienstausweis neu zu programmieren. In die Karte ist ein Chip eingebettet. Der Techniker hat sie in ein mit einem Laptop verbundenes Lese- / Schreibgerät gesteckt und mich angewiesen, eine mindestens sechs Zeichen lange PIN Nummer einzugeben. Ich habe mir eine Zahl ausgedacht, die ich nie vergessen werde und sie eingegeben. Der Techniker sagt, ich hätte nun völlige Kontrolle über alle heiklen Stützpunktsysteme - sobald ich die Karte in einen Computerterminal im Kommandozentrum schiebe und die bewusste Zahl eingebe. Er wies mich auch darauf hin, dass ich bis zu meiner Ablösung der Einzige bin, der diesen Zugriff hat. Ich erkundigte mich, wieso dies wichtig sei. Er erwiderte, er wüsste es auch nicht, aber seine Instruktionen aus dem Hauptquartier besagten, er solle dem höchsten Offizier dieses Stützpunkts diesen Zugriff ermöglichen. Die einzige Möglichkeit, meine Privilegien
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