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Tagebuch der Apokalypse 02

Tagebuch der Apokalypse 02

Titel: Tagebuch der Apokalypse 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.L. Bourne
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Anblick.
    Ich zog die saubere Fliegerkombination an, befestigte die Schulterklappen und heftete mir das Namensschild auf die Brust. Ich nahm die Kappe aus der Hosentasche, in der sie das letzte halbe Jahr verbracht hatte, und setzte sie auf. Ich verließ mein Quartier uniformiert und darauf vorbereitet, vor die Marineinfanterie zu treten. Es war 5.50 Uhr. Die Kameras zeigten, dass die Sonne aufging und die Wolken im Osten mit einem unheilschwangeren Orangeton versah.
    Ich schaltete das Funkgerät ein. »Sind Sie da, Sergeant? Ende.«
    Nach einem kurzen Moment meldete sich eine müde, beunruhigt klingende Stimme. »Ja, ich bin hier. Ich war die ganze verdammte Nacht hier.«
    »Gut. Pfeifen Sie Ihre Männer nun von der Siloöffnung zurück. Ich komme rauf.«
    »Wir erwarten sie dort ... Ende.«
    Nur mit einer Handfeuerwaffe versehen ging ich zu der Luke, die in den Raketenschacht führte. John und William gaben mir mit ihren Waffen Feuerschutz. Wir mussten alle drei zugreifen, um das Rad zu drehen und die Luke aufzubekommen, denn die Explosionshitze hatte das Metall gedehnt und schließlich schrumpfen lassen. Als die Luke aufging, flutete von oben Licht herab. Staub stieg auf. John und William machten die Luke schnell wieder zu.
    Ich hatte das Innere des Silos seit einer geraumen Weile nicht mehr aus der Nähe gesehen. Überall auf dem Boden lagen verbrannte Knochensplitter, Kleiderfetzen und jede Menge Zähne herum. Hier unten hatten sich offenbar massenhaft Untote aufgehalten, als die Banditen angefangen hatten, sie zu verbrennen. Die Schachtwände waren von den vielen Sprengladungen, die in den letzten vierundzwanzig Stunden detoniert waren, schwarz.
    Die Männer oben konnten mich noch nicht sehen, da ich ganz unten am Schott stand. Ich trat mit kalter Berechnung ins Licht und kletterte dann über die Leiter nach oben. Die Leitersprossen waren mit Asche verschmiert, aber ich gab nicht auf. Dann hörte ich jemanden »Gottverdammte Kacke!« sagen und wusste, dass man mich gesichtet hatte. Ich kletterte weiter hinauf, bis ganz nach oben. Die behandschuhte Hand eines Sergeanten der USMC- Artillerie streckte sich mir entgegen und half mir über den Rand des Raketensilos. Dann stand ich auffestem Boden und schaute ihm in die Augen. Sergeant Handley knallte die Hacken zusammen und salutierte zackig. Ich erwiderte seinen Gruß, und er nahm die Hand runter. Er geleitete mich auf der Stelle zu seinem Zelt. Mehrere Staff Sergeants folgten uns.
    »Sir, wir hatten ja keine Ahnung ...«
    »Nicht nötig, Handley. Sie wussten ja nicht, dass ich Offizier bin, und ich habe es Ihnen so lange verschwiegen, bis ich nicht mehr anders konnte.«
    Danach folgte eine Frage- und- Antwort- Sitzung, auf der ich alles berichtete, was ich vom ersten Tag an gemacht hatte. Den Teil, in dem mein Kommandant mir befohlen hatte, mich im Stützpunktbunker zu melden, ließ ich aus. Ich erzählte, ich sei wahrscheinlich der einzige noch lebende Angehörige meiner Staffel und hätte bei jeder guten Gelegenheit andere Menschen aufgelesen. Schließlich wies Handley seine Untergebenen an, das Zelt zu verlassen.
    Er beugte sich vor und sagte ganz ruhig, aber nervös und leise: »Ich habe seit Monaten keinen Offizier mehr gesehen, Sir. Unsere gesamten hohen Tiere wurden vor Monaten an einen unbekannten Ort befohlen. Seither haben wir sie weder gesehen noch mit ihnen kommuniziert. Im Grunde hat man uns hier draußen dem Krepieren überlassen. Ich habe den Männern erzählt, dass unser Kommandant lebt und mir direkt über eine sichere Funkverbindung Befehle erteilt. Gelogen ist es eigentlich nicht, denn ich habe ja wirklich Befehle von Admiral Goettleman erhalten, der sich an Bord des Flaggschiffs USS George Washington befindet. Allmählich zweifelt man aber an meinen Worten. Ich musste schließlich die Moral aufrecht halten. Wie soll ich die Männer dazu bewegen, dass sie kämpfen oder auch nur als Team handeln, wenn sie wissen, dass ihre Vorgesetzten sie einfach in der Scheiße haben sitzen lassen und vielleicht sogar schon tot sind?«
    Da saßen wir nun. Ich überlegte, was Handleys Worte implizierten. Meine Konzentration wurde hin und wieder von Gewehrfeuer unterbrochen, wenn die Männer irgendwelche Untoten abwehrten.
    »Was wollen Sie mir beibringen, Sergeant?«
    »Dass Sie der erste Offizier sind, den ich seit langer Zeit sehe, Sir, und dass wir Sie brauchen, wenn auch nur als Sprachrohr für die Mannschaft. Ob Sie nun unser Anführer sind oder nicht, ich

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