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Tagebuch der Apokalypse 02

Tagebuch der Apokalypse 02

Titel: Tagebuch der Apokalypse 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.L. Bourne
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aufzuschließen. Sie klemmte, vermutlich weil sie seit Monaten nicht bewegt worden war. Ich musste sie mit Gewalt öffnen, was ein lautes Klicken hervorrief. Ich legte eine Hand auf die Tür, hielt sie fest und lauschte. Wenn das Geräusch sie zu mir führte, wollte ich wieder abschließen und in die Hügel fliehen.
    Ich wartete mindestens fünf Minuten lang und glaubte in diesem Zeitraum von Untoten über einen Rasenmäher bis hin zu einem Nebelhorn alles zu hören. Dann ließ ich die Tür los und griff nach dem Knauf, um ihn -vermutlich zum ersten Mal seit einer Ewigkeit - zu drehen. Als ich ihn bewegte, war meine Rechte darauf vorbereitet, alles zu töten, was sich mir in den Weg stellte. Der Schalldämpfer meiner Waffe war der erste Teil von mir, der sich durch die Tür schob. Als ich die Waffe herumschwenkte, erhellte die Blautönung des Leuchtwerkzeugs den Korridor der ersten Etage.
    Ich fragte mich unaufhörlich, ob ich das Magazin wirklich überprüft hatte oder mir nur einbildete, es überprüft zu haben. Ich schob den Gedanken beiseite und setzte mich in Bewegung. Ich warf einen Blick in das Schlafzimmer, das ich gerade verlassen hatte. Die Tür wies alte Blutflecke auf, als hätte etwas auf sie eingeschlagen und irgendwann das Interesse verloren. Diese Dinger wissen Bescheid.
    Als ich mich umdrehte, fiel mir etwas Eigenartiges auf. An der Wand gab es helle Stellen. Dort hatten Bilder gehangen. Es kam mir fast so vor, als hätten die Hausbesitzer sie abgehängt und mitgenommen. Mir fielen ein paar Hundert Dinge ein, die wichtiger waren. Überall auf dem Boden lagen tote Fliegen; sie waren so verbreitet wie der Staub. Der Boden im ersten Stock war mit Schichten von beidem bedeckt, doch ich sah keine Fußabdrücke, die anzeigten, dass hier kürzlich jemand gewesen war. Wenn sich in diesem Haus etwas Lebendiges oder Totes aufhielt, hatte es sich nie die Mühe gemacht, sich nach oben zu begeben. Kurz darauf erkannte ich den Grund dafür. Als ich zur Treppe schlich und beinahe hinunter gegangen wäre, hielt ich an und blickte auf meine Füße. Die Treppe bestand nur aus zwei Stufen und war dann zu Ende. Jemand hatte die anderen Stufen entfernt. Unten lagen sechs Untoten- Leichen. Jede mit einem Kopfschuss. Allmählich begriff ich. Die mir unbekannten Hausbesitzer hatten die Stufen wahrscheinlich entfernt und sich in die obere Etage zurückgezogen. Sie hatten die Untoten höchstwahrscheinlich erschossen und sich dann durch das Schlafzimmerfenster davon gemacht. So erschien es mir logisch. Das erklärte aber noch nicht das Blut an der Tür hinter mir und ebenso wenig. wie die Dinger ins Haus gekommen waren. Allerdings hatte ich die obere Etage ja noch nicht in Gänze untersucht.
    Ich entfernte mich von dem kaputten Treppenhaus und begab mich langsam zu den beiden geschlossenen Türen am anderen Gangende. Der Boden knarrte bei jedem Schritt, aber ich ignorierte das Geräusch. Meinem Gefühl nach war ich allein. Die erste Tür, die ich erreichte, führte in ein Bad. Alles war ordentlich an seinem Platz. Staubbedeckte Handtücher hingen über der Duschvorhangstange, und ein unbenutztes Stück Seife lag in der Seifenschale des Waschbeckens. Ich schnappte es mir und ließ es in meiner Beintasche verschwinden. Dann ging ich zur Toilette und blickte mich um. Ich sah nichts Ungewöhnliches außer einer bizarren Gipsfigur in Gestalt eines Klodeckels, der auf dem Wassertank lag und auf dem zu lesen war: »Falls du rieselst, wenn du pieselst, sei ein Schatz und wisch den Platz!«
    Aus irgendeinem Grund kam mir das sehr witzig vor, so dass ich eine ganze Weile vor mich hin lachte. Bevor ich das Bad verließ, schaute ich unters Waschbecken und fand in einem Kunststoffbehälter ein ganzes Medizinsortiment. Ich nahm ein Röhrchen mit abgelaufenen Dreifach-Antibiotika und eine Rolle Klopapier mit und begab mich zu Tür Nummer zwei.
    Mit gezückter Waffe öffnete ich sie. Der Raum war pechschwarz, denn dicke Vorhänge waren vor die Fenster gezogen. Ich schwenkte mein Lämpchen durch den Raum und enthüllte seinen unordentlichen Zustand. Die Bettmatratze war umgedreht. Schmutzige Klamotten und Müll bedeckten den Boden. Überall war Rattenkot zu sehen, was dazu beitrug, dass der Raum nach »alten Büchern« roch. Bevor ich eintrat, ließ ich meine Fantasie schweifen, da ich mehr oder weniger damit rechnete, gleich irgendetwas Grauenhaftes und Wahnsinniges zu sehen. Ich war ziemlich froh, dass ich nicht auf eine alte Dame stieß,

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