Tagebuch der Apokalypse 02
galt.
Ich zog mich in das Schlafzimmer zurück, in dem ich zuvor genächtigt hatte, und als die Sonne dem Horizont entgegen sank, schloss ich mich ein. Mit dem Multitool öffnete ich eine Dose Chili; dann holte ich meinen Einmann- Rationen Plastiklöffel hervor. Als die Sonne unterging, saß ich da und zählte die Schritte unter mir. Bei 353 hatte ich mein Chili verzehrt.
Nächtliche Flucht
6. Oktober
Spät in der Nacht
Anhand der von unten kommenden Geräusche kann ich erkennen, dass das Ding so gut wie drin ist. Vor einer knappen halben Stunde habe ich ein Brett zu Boden fallen hören. Natürlich habe ich nicht die geringste Ahnung mehr, wie lange eine halbe Stunde wirklich dauert. Aus der Furcht heraus, dass das Ding noch mehr seiner Art anlocken könnte, will ich die Dunkelheit zur Tarnung nutzen und von hier verschwinden. Ich habe den Abend mit dem Packen des neuen Rucksacks verbracht, der mir unten in die Hände gefallen ist. Ich habe alles neu verstaut, damit die Dinge, die ich am häufigsten brauche, oben oder in der Nähe der Reißverschlüsse liefen. Es ist noch eine Menge Platz in dem Rucksack, deswegen nehme ich noch eine grüne Wolldecke aus dem Wandschrank mit.
Ich habe die Batterien überprüft, die ich unten eingesteckt habe. Das Verfallsdatum deckt noch ein halbes Jahr ab. Ich habe sie ins NSG gesteckt und es eingeschaltet. Das aus der Optik auf meine Handfläche scheinende Grünlicht ist ein Hinweis darauf, dass sie bestens in Schuss ist. Es bringt allerdings nichts bei Kerzenlicht. Ich habe des Weiteren mein Taschenfunkgerät wieder ausprobiert, höre aber nur Rauschen. Mein Verstand gaukelt mir vor, am anderen Ende Stimmen zu hören. Ich habe meine Situation einfach ins Blaue hinein gesprochen, bin aber bezüglich meiner Position vage geblieben. Wenn ich weiter nach Süden gelange, kann ich vielleicht die Codes anwenden, die John mir unbedingt einbläuen wollte. Die Nähte jucken wieder, also habe ich versucht, sie mit antibiotischer Wundsalbe zu behandeln. Ich hoffe, dass es hilft, Infektionen abzuwehren. Noch ein paar Tage, dann ziehe ich die Fäden.
Wird Zeit, die Kerze auszublasen.
7. Oktober
Früh am Morgen
Ich weiß nicht genau, warum diese Dinger so sind oder warum sie sich von den anderen unterscheiden ...
Sie sind aggressiver und beharrlicher.
Als ich mich letzte Nacht aus dem Haus verzog, bin ich durch das Fenster raus, durch das ich eingestiegen bin. Ich habe das Bett gemacht; hauptsächlich deswegen, weil es mir ein besseres Gefühl verschaffte, aber auch, weil ich dadurch den Abmarsch hinauszögern konnte. Nachdem ich das Bett gemacht hatte, schaltete ich das Licht aus und setzte mein NSG auf. Als ich es justierte, wurden meine Befürchtungen wahr, denn ich sah, dass der Lärm, den der Untote an der Haustür veranstaltete, ein Dutzend weitere wandelnde Leichen aus der Umgehung angelockt hatte. Jedenfalls konnte ich diese Menge von einem Fenster aus zählen. Daraufhin schätzte ich, dass das Haus von mindestens dreißig Gestalten umzingelt war.
Als ich aufs Dach hinausging, hörte ich die Geräusche, die diejenigen machten, die sich einen Weg durch das hohe Gras bahnten und bei der Suche nach der Ursache des Lärms im Dunkeln auf trockene Äste traten.
Alte Gewohnheiten legt man nur schwerlich ab. Ich wusste, dass jedes meiner Magazine neunundzwanzig Schuss enthielt, auch wenn es bei dieser Waffe keine Rolle spielte. Ich trat vorsichtig an den Rand des Vorbaus und schaute in die Tiefe. Zwei Gestalten standen unter mir. Ich beugte mich vor und knipste sie aus. Den Kopf des einen verfehlte ich. Der Getroffene fiel gegen den anderen und gab mir so eine zweite Chance. Ich erschoss Nummer zwei und kletterte dort hinab, wo ich hinaufgestiegen war. Auf dem Weg zur besten Ausweichroute erledigte ich drei weitere. Bei jedem Durchziehen des Abzugs wurde meine Umgebung von einem grünen Blitz erhellt. Das NSG verstärkte den aus dem Rohr des Schalldämpfers kommenden Mündungsblitz.
Zum Rennen war ich viel zu müde. Ich bewegte mich in einem gemäßigten Dauerlauftempo und ging den Untoten einfach aus dem Weg. Als ich fast an der Straße war, warf ich einen Blick zum Haus zurück. Eins der Dinger schien mehr oder weniger in meine Richtung zu laufen. Einen Moment lang glaubte ich tatsächlich, es könnte mich im Dunkeln sehen. Meine Furcht ließ nach, als ich seitlich abbog und anhielt. Ich hatte den Eindruck, dass es versuchte, Witterung aufzunehmen, denn es drehte den Kopf langsam
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