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Tagebuch der Apokalypse 02

Tagebuch der Apokalypse 02

Titel: Tagebuch der Apokalypse 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.L. Bourne
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Freien. Jeder konnte mich sehen. Ich kam ans Boot. Es wirkte verlassen. Die Nylontaue an Deck waren angeschimmelt und voller Vogelkacke. Die Vorhänge der Kabine unter Deck waren vorgezogen und erlaubten keinen Blick ins Innere.
    Ich überprüfte nochmal meine Umgebung, dann sprang ich rüber auf den Steuerbordlaufsteg. Als ich mich zum Heck durchquetschte, sah ich Überbleibsel von blutigen Abdrücken nackter Füße. Sie führten ganz nach Achtern. Ich setzte meinen Weg fort und sorgte dafür, dass das gefährliche Ende meine Waffe in alle toten Winkel zeigte. Ich folgte den Abdrücken, bis sie vom Heck aus ins Wasser führten.
    Meine nächste Aufgabe bestand darin, mich zu versichern, dass mich in der Kabine unter Deck keine Überraschung erwartete. Ich schaltete das Lämpchen an der Waffe ein und schob die Tür auf. Kein Geruch. Ich arbeitete mich in die Eingeweide des Segelbootes vor und duckte mich, damit mein Kopf nicht gegen den Kram stieß, der an der Decke hing. Wenn man vom vertrauten Geruch des Alten absah, war das Boot verlassen. Ich untersuchte Segel. Anker und die gesamte Takelage, weil ich sicher sein wollte, dass der Kahn mich über den Caddo tragen konnte.
    Die Segel waren angeschimmelt, aber noch brauchbar. Der Motor würde vermutlich nie wieder laufen, deswegen hielt ich es für überflüssig, ihn auch nur auszuprobieren. Das Einzige, was wirklich zählte, waren Segel, Anker und Ruder. Ich durchsuchte die Vorratskammer. Da war nichts außer vergammeltem alten Trockenfleisch, zwei Flaschen trübem Wasser und einem Stück Seife. In einem kleinen Laderaum fand ich ein aufblasbares kleines Rettungsboot. In einem Netz am Schott im Laderauminneren hing ein Marinefernglas der Marke Steiner. Das kam mir gut zupass und wird mir, bevor ich wieder an Land gehe und mich auf den Weg nach Süden mache, gute Dienste leisten.
    Nach einem weiteren Blick durchs Bullauge setzte ich die Segel, damit ich auf den See hinaus fahren konnte, um mich endlich zu entspannen und auszuschlafen. Da mir der Gipfel des Mount Everest und die Internationale Raumstation (arme Hunde) nicht zugänglich waren, war dies der sicherste Ort, den ich mir gegenwärtig wünschen konnte. Meine Segelstunden lagen zwar schon eine Weile zurück, aber ich wusste noch, wie man den Baum schwingt und Segel setzt und einholt. Dass der Wind ganz auf meiner Seite war, machte mich zum zweiten Mal in achtundvierzig Stunden zu einem Glückskind. Ich bin mir aber sicher, dass die nächste Scheiße schon irgendwo auf mich wartet.
    Ich stieß mich, am Bug stehend, vom Kai ab und begann meine Reise nach Südwesten, vom kleinen Zufluss fort in die Seemitte. Die Segel fingen den mäßigen Wind ein und schoben mich mit flotten drei Knoten meinem Ziel entgegen. Ich fühlte mich sauwohl, vergaß meine gegenwärtige Lage und stellte mir vor, ich segelte vor dem Weltuntergang auf dem Beaver Lake. Ich tat so, als hätte ich Heimaturlaub; als sei ich auf Besuch bei meiner Familie und freute mich schon auf Omas Braune Bohnen.
    Am Ufer war keine Spur von Untoten zu erkennen, aber ich war ja auch ein ordentliches Stück vom Land entfernt. Ich achtete sorgfältig darauf, in der Mitte des schmalen Kanals zu bleiben, der sich zum See hin öffnete. Als ich mich der Zuflussmündung näherte, stellte ich das Ruder fest und lief rauf, um die Segel zu reffen.
    Ich wollte weit genug vom Land entfernt sein, um mich sicher zu fühlen, aber auch nahe genug an ihm dran, um problemlos ans Ufer schwimmen zu können, falls irgendwas mit meiner schwimmenden kleinen Zuflucht schiefging.
    Als das Boot in die sichere Zone kam, die ich mir ausgesucht hatte, stand die Sonne schon niedrig. Ich warf den Anker und schätzte die Tiefe des Sees aufvielleicht achtzehn Meter. Ich packte mein ganzes Zeug aus und hängte alles Feuchte zum Trocknen auf. Dann schaute ich mich nochmal überall im Boot um und nahm mir den Bug und die Kombüse vor. Genießbarer Proviant war nicht zu finden, aber ich stieß auf einen Putzeimer aus Zinn und einen alten Grillrost, der nach der letzten Benutzung gereinigt und vor langer Zeit verstaut worden war. Am Bug fand ich einen Zeitschriftenstapel. Ich wollte ihn als Klopapier verwenden, wenn das echte zur Neige ging.
    Ich hatte vielleicht noch eine Stunde Tageslicht, also nahm ich den Putzeimer und tauchte ihn ein, um Wasser an Bord zu holen. Dann nahm ich die Seife und den Grillrost und verwendete letzteren als Waschbrett, um mein ganzes dreckiges Zeug zu reinigen. War

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