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Tagebuch der Apokalypse 02

Tagebuch der Apokalypse 02

Titel: Tagebuch der Apokalypse 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.L. Bourne
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ich es zu tun hatte. Es war die Erscheinung, die mich durch das Guckloch des alten Hauses angeglotzt hatte. Wie konnte dieses blöde Ding wissen, wie man eine Spur aufnahm? Und eine noch bessere Frage: Woher wusste es, wie man ein Beil schwingt?
    Ich sprang aufs Busdach und schaute ihm verblüfft bei seiner Tätigkeit zu. Es versuchte tatsächlich, zu mir rauf zu klettern. Ich wollte nicht zweimal den gleichen Fehler begehen. Dieser Angehörige des gebildeten Zehntels der Untoten musste verschwinden. Ich schaltete den Anzeiger meiner Waffe ein und schoss der Kreatur ins Gesicht, so dass sie auf der Stelle nach hinten fiel. Vor ihrem Ableben hatte sie viel Lärm gemacht, deswegen wurde es Zeit für mich, Abschied zu nehmen.
    Bevor ich ging, durchsuchte ich die Kreatur nach etwaigen Dingen von Wert. Und ob man’s glaubt oder nicht, es besaß eine zerschrammte Uhr mit einem Plastikarmband. Ich riss sie mir unter den Nagel und begutachtete das Display, bevor ich sie und das Beil im Rucksack verstaute. Da stand 7.10. und 12.23 Uhr.
    Ich ging weiter nach Südwesten und passierte eine Szene des Verfalls nach der anderen. Wie lange war es nun her, seit ich den ersten Untoten gesehen hatte? Ich schritt aus und stellte mir vor, wie es wäre, mich mit jemandem zu unterhalten. Allmählich überkam mich ein Gefühl der Einsamkeit. Seit mein Überleben anstand, war dieses Empfinden meine bisher ernsteste Emotion. Es mag bei jedem Menschen anders sein, aber für mich ist das Gefühl, einsam zu sein, am stärksten mit Furcht verbunden.
    Ich schob zwar fortwährend alle Gedanken an Untote beiseite, aber woran ich dachte, konnte ich nicht bestimmen. Der Alptraum brachte mich in ein offenes Gelände, das ich durchquerte, um zu einem Waldgebiet zu gelangen. Wie in einer Kriegsfilmszene lag das Gelände gerade halb hinter mir, als ein ganzes Heer verstrahlter Untoter auf einer Hügelkuppe auftauchte. Sie liefen sofort auf mich zu. Noch bevor ich die Fäulnis in ihren Augen sah, kam ich zu mir und marschierte weiter. Ich hörte kein Geräusch. Nur der leise Wind, der über mein Gesicht strich, sagte mir, dass ich mich wieder in der Wirklichkeit aufhielt.

Caddo Lake
    8. Oktober
    Gestern bin ich marschiert, bis ich an einen See kam. Auf den Schildern, die seine Existenz meldeten, stand »Caddolake Bootssteg - Gera«. Die letzten Buchstaben des »Geradeaus« hatte vor langer Zeit eine Schrotflinte zerschossen. Gegen 14.00 Uhr erreichte ich den See, deswegen musste ich sofort anfangen, für die Nacht Vorbereitungen für ein sicheres Verkriechen zu treffen. Ich machte mich vorsichtig zum Bootshafen auf, wobei mir Matagorda Island einfiel und wozu die dortige Lage am Ende geführt hatte. Viele Boote waren noch vertäut, doch einige hatten sich der Tiefe ergeben und einen Teil des Kais gleich mit hinabgezogen. Zwei Segelboote ansehnlicher Größe dümpelten auf dem Wasser und waren festgemacht. Das eine wirkte jedoch unbrauchbar. Der Eigner hatte die Segel an Deck belassen, wo sie Wind und Wetter monatelang ausgesetzt gewesen waren. Die Segel des anderen, schätzungsweise sieben Meter langen Bootes, waren, wie ich annahm, verstaut, so dass man es verwenden konnte. Auf der Vorschiffreling sah ich einen aufgebockten betriebsbereiten Anker und eine Kette mit einer Handkurbelwinde.
    Ich war nur dreißig Meter von dem Boot entfernt. Nahe genug, um anzuhalten und die Umgebung zu begutachten. Mit dem Proviant und dem Wasser, das ich bei mir hatte, konnte ich das Boot klauen, auf den See hinaus fahren und heute Nacht endlich richtig schlafen.
    Mein Ziel war Südwesten: Hotel 23. War der See zu meinem Vorteil geformt, konnte ich auf der Sicherheit des mich umgebenden Gewässers eine Menge Land gewinnen. Ich ging näher an das Boot heran, sah aber nichts, was mir gefährlich werden konnte. Da ich kein Risiko eingehen wollte, schaute ich mich beim Gehen ständig nach allen Seiten um. Wäre das Glück nicht auf meiner Seite gewesen und das Mistvieh mit dem Beil näher an mich rangekommen, läge ich jetzt vielleicht tot oder abkratzend auf der Motorhaube des gelben Busses.
    In einem nervösen Augenblick zog ich erneut den Schlitten meiner Waffe zurück, um mich zu versichern, dass ich einen Schuss im Lauf hatte. Dabei fiel eine 9mm Patrone auf den Boden. Ich hob sie auf und schob sie in die Tasche. Ich ging näher an das Boot heran ...
    Hatte ich eine Kugel im Lauf?
    Ich fragte es mich schon wieder. Ich verdrängte meine Furcht und ging weiter. Ich war im

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