Tagebuch der Apokalypse 02
mich aus dem oberen Stockwerk des Farmhauses abgesetzt hatte. Sie reagierten zwar auf meine Geräusche, konnten mich aber nicht sehen.
Da meine Möglichkeiten mit jeder Minute geringer wurden, schaute ich am Highway nach einem Ort aus, an dem ich meine Automatik aufhängen konnte. Mir standen einige Möglichkeiten offen. Da stand ein Wohnmobil vom Typ Winnebago, doch das schloss ich aus, weil es für den Fall, dass es umzingelt ^rde, keinen Fluchtweg bereithielt. Die nächste Möglichkeit, die ich erreichte, war ein umgekippter UPS- Laster. Auch diesmal hatte ich das Gefühl, dass er für meine Zwecke zu klein war, denn auch er war leicht zu umzingeln. Die nächste sich mir bietende Möglichkeit war eine große Zugmaschine mit einem langen Aufleger.
Ich begutachtete den Laster durchs Fernglas und suchte nach Anzeichen von Tod. Die Fensterscheiben der Zugmaschine waren hochgedreht. Die Kiste war hoch genug über dem Boden, so dass die Dinger nicht auf die Kühlerhaube klettern konnten. Hinten im Fahrerhaus war eine Schlafkabine. Auf der Fahrertür stand »Boaz Trucking, Inc.« Zwei Reifen auf meiner Seite waren platt, deswegen stand das Fahrzeug leicht schief. Ich hielt es für das Beste, mich nicht sofort auf den Wagen zu stürzen, sondern zunächst mal die Umgebung im Auge zu behalten, bis ich wusste, dass mir keine Gefahr drohte. Ich lauschte und beobachtete die Umgebung eine halbe Stunde lang, dann nahm ich meinen Rucksack ab und ging zu dem Laster. Als mein Fuß den Asphalt berührte, konnte ich die Straße gut rauf- und runterschauen.
Nördlich von mir, in der Ferne, stand ein wrackes Ambulanzfahrzeug. Im Süden sah ich ein grünes Schild, von dem ich glaubte, dass es die Entfernung zum nächsten Ort anzeigte. Ich begab mich zum Trittbrett des Lasters. Die Tür auf der Fahrerseite war verschlossen, die andere hingegen nicht. Im Inneren des Wagens deutete nichts auf Gefahren hin. Ich sprang ab, lief zur anderen Seite und öffnete die Tür. Der alte Laster roch nach unter den Sitzen deponierten Fast- Food- Tüten. Das von der Sonne verbrannte Armaturenbrett sagte mir, dass seit sehr langer Zeit niemand mehr hier drin gewesen war.
Ich stieg ein und schaute in die Schlafzone hinter den Vordersitzen. Das Bett war nicht gemacht, aber benutzbar. Im Führerhaus wirkte alles normal - bis auf die verblassten Fast- Food- Tüten auf dem Armaturenbrett. Zufrieden mit den Sicherheitskonditionen des Wagens stieg ich wieder aus, um meinen Rucksack zu holen. Als ich zurückkam, war es schon zu dunkel, um das Schild in der Ferne lesen zu können, also traf ich ohne Umschweife Vorbereitungen für die Nacht. Ich stellte den Rucksack auf den Fahrersitz und zog die Vorhänge zu, damit ich nicht so ohne weiteres zu sehen war. Bei verschlossenen Türen suchte ich das Führerhaus nach nützlichen Dingen ab. Ich fand ein Wegwerffeuerzeug und eine Dose Wiener Würstchen sowie einen hübschen Tintenfüller und einen Marker von Sharpie. Ich verschlang das Dosenfleisch. Um die Taschenlampenbatterien zu schonen, nahm ich mir vor, den Rest des Fahrzeugs nach Sonnenaufgang zu erforschen. Die Türen sind verschlossen, und die Fenster, nehme ich an, lassen sich ohnehin nicht mehr öffnen.
13. Oktober
8.22 Uhr
Obwohl ich kurz vor dem Einschlafen draußen etwas gehört habe, habe ich letzte Nacht gut geschlafen. Ich war ziemlich erschossen und fiel in einen Tiefschlaf, der erst heute Morgen um 6.30 Uhr zu Ende war. Licht schien durch die Vorhänge ins Führerhaus. Ich zog sie nicht beiseite, als ich in die Stiefel glitt, sie schloss und mir etwas Wasser ins Gesicht spritzte. Ich rutschte auf den Beifahrersitz und lugte durch den Vorhangspalt, um mir die Umgebung anzusehen. Weit im Süden schien sich etwas zu bewegen. Ich schnappte mir das Fernglas und überprüfte es. In der Ferne wanderte ein einzelner Leichnam zwischen verlassenen Autos umher. Eine nähere Bedrohung sah ich nicht. Ich zog die Vorhänge auf, ließ die Sonne rein und durchsuchte das Führerhaus eingehender.
Im Handschuhfach fanden sich lediglich eine vor sechs Monaten abgelaufene Versicherungskarte und das Foto eines Mannes und seiner Familie vor den Mauern von Alamo. Ich dachte an San Antonio zurück und an das Schicksal von Alamo. Das Gebiet wurde mit Atomraketen beschossen und ist nun eine Ödnis, in der nur verstrahlte Untote »leben«. Ich würde es nicht mal mit tausend AC-130 Kampfhubschraubern im Rücken betreten. Auf der Rückseite des Fotos war der Dezember
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