Tagebuch der Apokalypse 3: Roman (German Edition)

betätigte entspannt den Abzug. Das ebenfalls verstärkte Blitzen des Mündungsfeuers erhellte den Einschlag der Kugel. Billy war dem Ding so nahe, dass er, als es umfiel, die Vibration des Bodens unter den Füßen spürte.
    Der war nicht gerade klein, dachte er.
    »Danke, Mann«, sagte Hawse ein wenig zu laut. Er war dem Ding näher gewesen als Billy.
    Billy gab mit der rechten Hand ein Zeichen, das Ist schon gut bedeutete. »Wo ist das Funkzeug?«, fragte er leise.
    »Scheiße.«
    Disco lief zur Tür zurück. Billy folgte ihm, ohne dass man es ihm sagen musste. Heutzutage ging niemand mehr allein irgendwohin. Das war die wichtigste Regel überhaupt. Einige Minuten vergingen, bis die Männer mit der schweren Kommunikationsausrüstung zurückkehrten.
    Sie machten sich schnell an die Arbeit und suchten sich eine abgelegene Stelle, damit das Zeug nicht versehentlich von den Untoten unbrauchbar gemacht werden konnte. Aus einem Teil des beschädigten Zauns bauten sie unter Zuhilfenahme von Umzäunungstrümmern eine Art Gehege. Disco arbeitete im Inneren der kleinen Einfriedung. Er öffnete die Kommbox und ordnete die Stromzellen so an, dass sie maximal nach Süden ausgerichtet waren. Nachdem er das System mit Batteriestrom gestartet hatte, verband er den widerstandsfähigen Laptop innerhalb von Sekunden.
    Schließlich sandte er eine Meldung an die USS George Washington : »GW DE TFP, INT ZBZ … k/disco.«
    Einige Minuten später piepste der Laptop laut und zeigte an, dass er eine Antwort vom Schiff erhalten hatte: »TFP DE GW, ihr kommt durch … Admiral möchte Status wissen … k/IT2.«
    »DE TFP«, erwiderte Disco, »Hotel 23 betriebsbereit. Alle Systeme grün, bestätigen Null-Eins-Schraube in der Mutter … k/Disco.«
    »DE GW, passt auf, Sonnenaufgang in 58 Minuten … Wir bitten um Rückmeldung in 24 Stunden … AR/IT2.«
    Disco schloss das Klappgehäuse des Computers und schob ihn in seinen Tornister. »Verbindungen nach außen paletti, Doc.«
    »Freut mich. Lasst uns runtergehen, bevor die Sonne auf geht, und den Laden verschließen. Tagsüber geht niemand raus. Diese Dinger und die andere Sache, zu der es hier ge kommen ist, machen es zu gefährlich. Keine Hochfrequenzü bertragungen, es sei denn, es ist ’n Burst. Ich bezweifle zwar, dass wir das Glück haben, unentdeckt zu bleiben, aber wir halten uns bedeckt, solange wir es können.«
    »Ein guter Scheißplan«, sagte Hawse halb im Scherz. »Bin auch nicht darauf aus, dass man eines dieser riesigen Gartenzäpfchen auf uns abwirft.«
    Niemand lachte, um Zustimmung zu bekunden. Alle wollten am liebsten den möglichen Einsatz dessen ver leugnen, was die Geheimdienstler Projekt Hurrikan nannten, denn jetzt gab es keinen Konvoi und keine Helikopter mehr, die sie von hier wegbringen konnten. Der Flugzeugträger war noch viel zu weit südlich, beinahe in panamaischen Gewässern.
    Billy war wieder mal der Letzte, denn er musste das Rad drehen, um das Tor zu sichern, das in die Außenwelt führte. Fortan würden sie wie Vampire leben.

Zehn
    Doc lag auf der Koje und trieb – kurz vor dem Einschlafen – durch eine andere Welt. Seit dem Untergang handelten seine Träume meist von Untoten. Das Sondereinsatzkommando hatte das nationale Oberkommando, nachdem er und Billy aus Afghanistan entkommen waren, willkürlich zusammengewürfelt. Bei der Ankunft ihres Schiffes in amerikanischen Gewässern hatte am Ostufer des Kontinents schon ein riesiges Untotenheer gestanden, um sie zu begrüßen.
    Bevor es richtig schlimm geworden war, hatte Doc Geschichten von Menschen gehört, die Geld verbrannt hatten, um nicht frieren zu müssen. Andere hatten Barrikaden aus Zweihunderttausend-Dollar-Sportwagen gebaut. Von Hawse hatte er die Geschichte eines Straßenhändlers in Washington D. C. gehört, der aus einem gepanzerten Fahrzeug heraus Kerzen und Antibiotika gegen Munition und Wasser in Flaschen getauscht hatte. Das war gewesen, bevor die Unmenge der Untoten so explosionsartig gewachsen war, dass man nicht mal mehr dann sicher war, wenn man einen Blick aus einem verrammelten Fenster warf.
    Hawse hatte sich kurz nach seiner Flucht aus Washington D. C. zu ihnen gesellt. Disco war aufgekreuzt, nachdem sie Hammer verloren hatten.
    Als Doc an Hammers letzten Einsatz dachte, sank er bereits langsam in den Schlaf.
    Ein Hubschrauber kreischte an der Küste Louisianas entlang; er befand sich ein gutes Stück innerhalb der heißen Zone von New Orleans. Doc kannte Sam, seinen Piloten, denn