Tagebuch der Apokalypse 3: Roman (German Edition)
habe ich dich hier noch zu niemandem sagen hören, wenn man von deinen Militärkumpels absieht, Larry. Sie sind jetzt alle tot, Mann. Wenn du also mit uns zusammenarbeiten möchtest, wäre es an der Zeit, dass du dich ’n bisschen öffnest.«
Obwohl niemand Larrys Gesicht sehen konnte, besagte sein Blick, dass Mark auf dem richtigen Weg war.
»Wonach habt ihr hier gesucht, bevor die Scheiße losging?«, fragte Mark.
Larry schaute auf seine Hände. Er hob den Blick auch dann nicht, als sie die Teetasse packten. »Eiskerne. Wir haben Eiskerne rausgebohrt, verdammt. Wir haben ein paar Kilometer südwestlich von hier ’ne Bohranlage aufgestellt.«
»Was macht die Sache so verdammt geheim?«
»Ich habe mit niemandem darüber gesprochen, weil ich eine Vereinbarung unterschrieben habe, die mich bei Zuwiderhandeln in den Knast gebracht hätte.« Larry hustete erneut heftig in die Maske hinein. »Wisst ihr noch, dass irgendein Arschloch, bevor die Scheiße losging, in einem Wachhundforum Regierungsdokumente veröffentlichte? Man hat ihn zwar am Arsch gekriegt, aber die Wirtschaft ging trotzdem den Bach runter. Ich weiß auch nicht genau, warum wir nach den Kernen gebohrt haben, aber ein paar Dinge weiß ich doch. Vermutlich gibt es, seit ich bestätigt habe, dass die Welt am Arsch ist, keinen Grund mehr, mein Wissen für mich zu behalten.« Larry war blass und wirkte, als bräuchte er einen Infusionsbeutel und zwanzig Stunden Bettruhe.
»Worauf wartest du also noch, verdammt?«, sagte Mark. »Pack aus.«
»Bret, mir und den anderen wurde nicht viel erzählt. Wir wissen nur, dass es hier oben im Eis um etwas geht, das mit der nationalen Sicherheit zu tun hat. Aber nicht an jeder beliebigen Stelle.« Larry zögerte kurz, stand auf und hinkte zur anderen Seite des Raumes, um die Maske wegzuschieben und einen Schluck Tee zu trinken.
Nachdem er sie wieder zurechtgerückt hatte, ging er an den Tisch zurück. »Wir und die anderen Militärs waren aus Sicherheitsgründen hier. Und um dafür zu sorgen, dass nichts nach draußen drang, falls wir hier unten etwas Ungewöhnliches finden sollten. Man hat uns gesagt, wir sollten mit allem rechnen. Man hat uns auch informiert, dass die Kernbohrer den Befehl hatten, das Bohreisen zwanzigtausend Jahre tief ins Eis hinunterzuschieben. Unsere Kommandostruktur war da ziemlich konkret. Sie wollte Eis aus der Zeit von vor zwanzigtausend Jahren. Auf ein paar Hundert Jahre mehr oder weniger kam es nicht an. Die Befehle kamen direkt aus dem Nationalen Sicherheitsrat im Weißen Haus, direkt von den Geheimdienstlern. Allem Anschein nach haben die hier, schon bevor alles am Arsch war, etwas gesucht. Ich habe nichts gefunden, was dazu passt, aber ich und ein paar andere vergatterte Typen haben vermutet, dass es da eine Verbindung geben muss. Die zeitliche Abstimmung weckte einfach unseren Argwohn. Die Hälfte der Militärs und Zivilisten haben sich im letzten Frühjahr vom Acker gemacht. Ich glaube, dass einige von denen mehr über die ganze Sache wussten als ich. Mehr weiß ich auch nicht.«
»Verdammt.« Crusow spuckte einen verdorbenen Sonnenblumenkern in eine leere Tasse. »Du glaubst nicht, dass irgendwas aus dem Eis das getan hat?«
»Ich wüsste nicht, wie … Die Welt wimmelte von Untoten, und wir haben doch nur ein paar Kernproben aus dem Eis gebohrt. Wir hatten gar keine Zeit. Alles ist so schnell passiert. Die nutzlosen Kerne sind, fertig zum Abtransport, in dem Versandbehälter eingeschlossen. Dazu wird es aber nie kommen. Ich will nicht sagen, dass irgendwas, hinter dem wir her waren, für diesen Scheiß verantwortlich ist. Ich sage nur, dass der Zeitablauf eigenartig ist. Solche Befehle habe ich noch nie gesehen.« Larrys Husten wurde schlimmer.
»Du klingen übel, wie Katze mit Haarball«, sagte Kung. »Du schlafen. Ich dich bringen Bett.«
Larry war einverstanden. Er nickte. Kung brachte ihn in seine Unterkunft und sorgte dafür, dass er sich hinlegte. Crusow und Mark führten das Gespräch weiter.
»Was war noch mal mit dieser Schiffssache?«, fragte Crusow.
»Ach ja, während wir die Leichen raufgezogen haben, hat Larry die Kurzwelle abgehört und eine Anfrage vom Schiff niedergeschrieben. Man möchte, dass wir helfen, Informationen an ein Boot auf einem Rettungseinsatz im Pazifik weiterzuleiten.«
»Das ist gut für uns, Mark. Ich glaube, da sollten wir mitspielen. Diese Leute sind der einzige Rettungsanker, den wir packen konnten. Vielleicht sind sie überhaupt die
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