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Tagebuch der Apokalypse 3: Roman (German Edition)

Tagebuch der Apokalypse 3: Roman (German Edition)

Titel: Tagebuch der Apokalypse 3: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.L. Bourne
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er sich ungemütlich zurück und schlang die Arme um seinen Leib. »Ich war unterwegs, um mich mit jemandem aus unserer Zelle in San Antonio zu treffen. Wir sollten …«
    »Lass es bleiben, Saien«, sagte Kil. »Ich brauche es nicht zu wissen. Vergiss nicht, dass ich Offizier bin und früher nicht gezögert hätte.« Sein Empfinden war hörbar.
    »Ich muss es mir einfach von der Seele reden. Ich habe sonst niemanden mehr. Das ist der einzige Grund.«
    »Weißt du noch, was man uns erzählt hat, bevor wir erfuhren, hinter was wir her sind? ›Was einmal gesagt ist, kann man nicht mehr ungesagt machen.‹ Bevor du weitersprichst, überleg dir genau, ob du etwas sagen willst, das du vielleicht später bedauerst. Wir haben zwar zusammen mehr als eine haarige Situation überlebt, aber ich würde nicht erwarten, dass du um mein Autogramm bittest, wenn ich dir erzähle, was ich früher alles gemacht habe. Ich habe mir aus gutem Grund vorgenommen, den Mund zu halten. Wir müssen überleben, das ist alles. Mehr nicht.«
    Die beiden Männer saßen sich in der engen Kabine gegenüber. Kil bildete sich ein, er könnte das Ticken seiner Armbanduhr hören, aber es war eine Digitaluhr. Saien setzte erneut zum Sprechen an. Sein Blick konzentrierte sich auf etwas hinter Kil – hinter dem Schott, hinter dem Ozean, jenseits von Oahu.
    »Wir wollten uns in San Antonio treffen. Ich kannte nur den Decknamen und das E-Mail-Postfach meines Zellengefährten. Das war üblich. Wir kommunizierten über einen toten Online-Briefkasten, verwendeten aber handelsübliche Verschlüsselung. Euer Militär verwendet, verglichen mit dem, was der Handel bietet, weit unterlegene Kommunikationsverschlüsselung. Ich habe 256-Bit-AES verwendet. Es ist nicht wichtig. Verzeihung, ich gerate wohl ins Schwafeln.«
    »Mach dir darüber keine Sorgen«, sagte Kil. »Rede weiter.« Er klang beruhigend, aber neugieriger als je zuvor.
    Saien trank einen Schluck aus einer alten Wegwerf-Wasserflasche, die er seit Panama bei sich hatte. Dann fuhr er fort. »Eine Woche, bevor die Toten aufstanden, erhielt ich meinen Einsatzbefehl. Das Ziel war ein Einkaufszentrum zur Haupteinkaufszeit. Ich war Teil eines fünfköpfigen Mordkommandos. Wir waren nur ein Team, aber ich glaube, es gab mehr, vielleicht zwanzig. Alle hatten den Befehl, zur gleichen Zeit in verschiedenen amerikanischen Städten zuzuschlagen. Es war unser Ziel, den letzten Sargnagel in die amerikanische Wirtschaft zu schlagen und den beginnenden wirtschaftlichen Zusammenbruch zu forcieren. Eure Wirtschaft basierte zu siebzig Prozent auf Konsum. Wenn die Menschen zu ängstlich sind, um Geld auszugeben, ist es mit dem amerikanischen System aus. Euer Geldvorrat hätte eine Hyperinflation ausgelöst, und damit wären eure Kriege in Übersee beendet gewesen. Wir wussten, dass ein Schäferhund weder alle Schafe bewachen noch ihre Ängste reduzieren kann. Als die Toten dann aufstanden und die Infrastruktur zusammenbrach, bekamen wir wohl, was wir haben wollten. Wenn man einen Menschen sieht, der wieder aufsteht, obwohl ein Scharfschütze ihm eine Kugel durch die Brust geschossen hat, ändert man seine Einstellung. Deswegen bete ich nicht mehr. Ich bedauere, was ich früher war und was ich zu tun vorhatte. Obwohl du nicht danach fragst, will ich es dir erzählen. Die meisten Amerikaner sind, wie du weißt, tot. Wärst du vor einem Jahr in Pakistan in einer Höhle gewesen, hättest du mit einem al-Qaida-Führer gesprochen und ihn gefragt: ›Wäre der massenhafte Tod von Amerikanern in Allahs Augen etwas Gutes?‹, hätte er zweifellos so geantwortet, wie du es wahrscheinlich erwartest. Aber schau dir an, wie es heute aussieht. Amerika und auch alles andere ist tot, und Allah lässt sich nirgendwo blicken. Gott ist auf der Erde tot. Wer würde es bestreiten?«
    »Dann wolltet ihr, wie die Irren in Mumbai, ein Einkaufszentrum zusammenschießen?«, fragte Kil mehr oder weniger rhetorisch.
    »Das war unser Plan«, sagte Saien. »Ich bin aufgewacht und schäme mich.« Er klang ernst.
    »Tja, nachdem ich das gehört habe, kann ich nicht sagen, dass ich dich besser leiden kann … Aber ich bin auch nicht vollkommen. Eigentlich bin ich desertiert. Als mein Vorgesetzter sagte, ich solle zur Basis kommen, habe ich den Befehl einfach ignoriert. Ich habe mich nie zurückgemeldet. Ich bin einfach zu Hause geblieben. John wohnte in der gleichen Straße wie ich. Sieh die Sache so: Du hast den Plan wenigstens nicht ausgeführt. Jetzt

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