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Tagebuch eines Engels

Tagebuch eines Engels

Titel: Tagebuch eines Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolyn Jess-Cooke
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kann?«
    Hmhm.
    Â»Und du weißt auch, dass Roses Schutzengel neulich einem anderen Menschen zugeteilt wurde?«
    Nö. Aber sprich weiter.
    Sie seufzte. »Meine Liebe, du solltest wirklich mal anfangen, die da zu benutzen.« Sie tippte mir auf die Flügel. »Im Moment ist Margot Roses Engel.«
    Ich fixierte sie. Da stimmte doch irgendwas nicht. Da fehlten mir doch irgendwelche Informationen. Margot war schließlich sterblich.
    Nan zuckte mit den Schultern. »Na, und?«, sagte sie. »Nicht nur die Toten können Engel sein. Wozu bräuchte man denn sonst Eltern? Oder Freunde, Geschwister, Krankenschwestern, Ärzte …«
    Â»Verstehe«, sagte ich, aber das war gelogen.
    Â»Deine Aufgabe besteht darin, sie vor Ram zu schützen.«
    Â»Dem Dämon?«
    Â»Ja. Du hast wahrscheinlich schon bemerkt, dass er Rose ziemlich fest im Griff hat.«
    Ich dachte nach. Mir war bereits aufgefallen, dass es ihm – aus welchem Grund auch immer – gelungen war, sich in Roses Leben breitzumachen wie ein Ehemann, den sie nicht verlassen konnte. Aber soweit ich das sehen konnte, führte er sie nicht großartig in Versuchung. Rose ging in die Kirche. Sie hatte keine Suchtprobleme. Sie hatte niemanden umgebracht. Sie brachte es nicht mal übers Herz, auf die Kakerlaken zu treten, die sich auf ihrem Küchenfußboden tummelten.
    Â»Guck mal genauer hin«, riet Nan. »Dann siehst du, welch massiven Einfluss er auf Rose hat und wie eisern er sie im Griff hat.«
    Es passierte an dem Tag, an dem Rose Margot die Geschichte von dem goldenen Sovereign-Ring an ihrem Ringfinger erzählte.
    Â»Dieser Ring«, sagte sie und tippte nachdenklich darauf, »trat eines Nachmittags in mein Leben, als ich noch keine zwölf Jahre alt war. Ich war auf dem Bauernhof meines Vaters und habe im Obstgarten neben der Scheune Äpfel aufgesammelt. Es war so heiß, dass man mitten auf dem Feld einen Braten hätte schmoren können, jawohl. Selbst die Kühe kippten aus den Latschen, weil ihre Wasserfässer schon trocken wie Wüstensand waren, bevor die Viecher es überhaupt auf die Weide geschafft hatten. Ich wusste, dass ich das nicht hätte tun sollen, aber ich konnte nichts dagegen machen. Ich bin runter zum Bayou gegangen, habe mich nackt ausgezogen, gebetet und bin dann in das kühle schwarze Nass gestiegen. Sogar mit dem Kopf bin ich untergetaucht. Ich weiß es noch wie heute, wie das Wasser mir durch die Haare glitt und um die nackten Beine strich … Wenn ich so lange die Luft hätte anhalten können, wäre ich den ganzen Nachmittag da unten geblieben. Aber dann musste ich sowieso schon länger als ich vorgehabt hatte, die Luft anhalten. Zuerst dachte ich, das Ziehen käme von der Strömung, die mich flussabwärts treiben wollte. Und dann wurde es ganz warm um mein Fußgelenk, immer wärmer, bis es regelrecht brannte und ich quietschte wie ein Schwein zu Weihnachten. Als ich die Augen aufmachte, sah das Blut aus wie Feuer. Durch die Blasen und das Blut hindurch sah ich einen langen Schwanz. Ein Alligator, so lang wie ein Pickup-Truck. Ich erinnerte mich daran, dass mein Daddy mir mal erzählt hatte, ihr wunder Punkt seien die Augen, darum lehnte ich mich zu ihm hinunter und bohrte ihm meinen Daumen ins Auge. Er ließ mich ganz kurz los, und ich fing sofort an zu treten und an die Oberfläche zu schwimmen, wo ich nach Luft schnappte. Aber dann erwischte der Alligator mein anderes Bein, und dieses Mal zog er mich unter Wasser und drehte sich mit mir um die eigene Achse. Ich war so lange unter Wasser, dass ich dachte, noch eine Sekunde länger, und ich bin bei Jesus. Und in dem Moment zog mich ein Mann aus dem Wasser in die brütende Hitze, in die Hitze eines neuen Lebens. Von ihm habe ich diesen Ring bekommen.«
    Wer weiß schon, ob diese Geschichten überhaupt wahr waren? Aber jedes Mal, wenn Rose sie erzählte, strahlte das Licht um sie herum so hell, dass Ram vom Sofa rutschte und sich knurrend zur Hintertür verzog wie ein Bär mit Kopfschmerzen.
    Â»Mein erster Mann«, sagte Rose und lächelte ein spinnengewebeverhangenes Foto von einem gutaussehenden Mann an, das an der Wand hing, »er hat mir gesagt, hör nie auf, deine Geschichten zu erzählen, erzähl sie der ganzen Welt. Er hat mir einen teuren Füller und in Leder gebundene Notizbücher geschenkt, und er hat dafür gesorgt, dass ich sie

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