Tagebuch Eines Vampirs 01. Im Zwielicht
wie die Jungen, als hinter ihr eine neue Stimme ertönte. Sie drehte sich um und sah Matt. Der Blick seiner blauen Augen war hart.
Elena mußte sich ein Lächeln verkneifen, als Tyler und Dick langsam und widerwillig den Weg freimachten. Guter alter Matt, dachte sie. Aber jetzt ging der gute alte Matt neben Stefan in die Klasse, und sie konnte den beiden nur nachblicken. Als sie sich setzten, glitt sie auf den Platz hinter Stefan, von wo aus sie ihn beobachten konnte, ohne selbst beobachtet zu werden. Ihr Plan mußte bis nach dem Unterricht warten. Matt klimperte mit dem Kleingeld in seiner Hosentasche, was bedeutete, daß er etwas sagen wollte.
„Ja, weißt du...“ begann er schließlich und fühlte sich dabei sichtlich unwohl. „Diese Typen... Stefan lachte. Es klang bitter.
„Wer bin ich schon, um sie zu verurteilen?“ Seine Stimme war aufgewühlter, als Elena es je zuvor bei ihm erlebt hatte. Selbst nicht, als er mit Mr. Tanner sprach. Bedauern und tiefes Leid sprachen aus ihm. „Überhaupt, warum sollte man mich hier mit offenen Armen empfangen?“ beendete er den Satz fast zu sich selbst. „Und warum nicht?“ Matt hatte Stefan angestarrt.
Jetzt reckte er entschlossen das Kinn vor. „Hör mal. Du hast doch gestern von Football gesprochen. Einer unserer Teamkameraden hat sich gestern einen Bänderriß zugezogen, und wir brauchen dringend Ersatz. Die Probespiele für die Auswahl des Neuen sind heute nachmittag. Willst du nicht mal vorbeischauen?“ „Ich?“ Stefan hörte sich überrumpelt an.
„Also... weiß nicht, ob ich geeignet bin.“ „Kannst du rennen?“ „Ob ich...“ Stefan drehte sich halb zu Matt um, und Elena konnte das kleine Lächeln sehen, das um seine Lippen spielte. „Ja.“ „Kannst du fangen?“ „Ja. „ „Das ist alles, was du zu tun hast. Ich spiele Quarterback. Wenn du fangen kannst, was ich werfe, und es dir gelingt, mit dem Ball wie der Wind abzuhauen, bist du dabei.“ „Verstehe.“ Stefans Lächeln wurde breiter. Obwohl Matts Miene ernst blieb, funkelten seine blauen Augen fröhlich. Überrascht stellte Elena fest, daß sie eifersüchtig war. Zwischen den beiden Jungen herrschte ein Einvernehmen, das sie total ausschloß. Doch im selben Moment war Stefans Lächeln verschwunden. Wie abwesend sagte er: „Danke... aber ich muß ablehnen. Ich hab andere Verpflichtungen.“ In diesem Augenblick trafen Bonnie und Caroline ein, und der Unterricht begann. Während des gesamten Geschichtsvortrags von Mr. Tanner wiederholte Elena leise für sich: „Hallo, ich bin Elena Gilbert. Ich gehöre zum Begrüßungskomitee der Oberstufe und soll dich ein bißchen in der Schule herumführen. Du willst doch nicht, daß ich Schwierigkeiten bekomme, indem du ablehnst?“ Das letzte wollte sie mit weit aufgerissenen Augen sagen, aber nur, falls er tatsächlich versuchte, ihr zu entkommen. Der Plan war bombensicher. Stefan war ein Typ, der schwach wurde, wenn ein weibliches Wesen Hilfe brauchte. Die Hälfte der Stunde war ungefähr vorbei, als das Mädchen, das rechts von Elena saß, ihr einen Zettel reichte. Sie erkannte sofort Bonnies runde, kindliche Handschrift: „Ich habe C., so lange ich konnte, aufgehalten. Was ist passiert? Hat es geklappt?? ?“ Elena blickte hoch und sah, daß Bonnie sich auf ihrem Sitz in der vorderen Reihe umgedreht hatte. Elena deutete auf den Zettel, schüttelte den Kopf und formte mit den Lippen lautlos die Worte „nach dem Unterricht“. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis Mr. Tanner die letzten Anweisungen für die mündlichen Vorträge gegeben hatte und die Klasse entließ.
Alle sprangen gleichzeitig auf. Also los, dachte Elena, trat Stefan mit klopfendem Herzen entgegen und versperrte ihm den Weg. Wie Dick und Tyler, dachte sie und unterdrückte ein hysterisches Kichern. Sie sah ihn an und stellte fest, daß sich ihre Augen genau in der Höhe seiner sinnlichen Lippen befanden. Alle ihre Vorsätze waren mit einem Mal wie weggewischt. Was hatte sie ihm noch sagen wollen? Sie öffnete den Mund, und irgendwie überschlugen sich ihre einstudierten Worte fast: „Hallo. Ich bin Elena Gilbert. Ich gehöre zum Begrüßungskomitee der Oberstufe, und ich soll...“ „Tut mir leid, ich habe keine Zeit.“ Eine Minute lang konnte Elena kaum glauben, daß er sie unterbrochen hatte. Daß er ihr nicht die Chance gab, ihre Rede zu Ende zu führen. Sie redete einfach weiter: „... dich ein wenig in der Schule...“ „Ich bin untröstlich, aber es geht nicht.
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