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Tagebuch Eines Vampirs 01. Im Zwielicht

Tagebuch Eines Vampirs 01. Im Zwielicht

Titel: Tagebuch Eines Vampirs 01. Im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Wirklichkeit begehrt hatte. Aber er mußte dem ein Ende setzen. In Zukunft mußte er solche Gedanken im Keim ersticken. Ihr zuliebe und auch seiner selbst zuliebe. Er war das Schlimmste, was ihr zustoßen konnte, und sie wußte es nicht einmal. „Wer ist da? Bist du das, mein Junge?“ rief eine brüchige Stimme. Eine der Türen auf dem zweiten Stock öffnete sich, und eine grauhaarige Frau schaute heraus. „Ja, Signora. Ich meine, Mrs. Flowers. Es tut mir leid, daß ich Sie gestört habe.“ „Ach, was. Es braucht mehr als nur ein knarrendes Dielenbrett, um mich zu stören. Hast du die Tür hinter dir abgeschlossen?“ „Ja, Signora. Sie... Sie sind hier im Haus völlig sicher.“ „Das ist gut. Sicherheit ist wichtig.
    Wer weiß, was sich alles so in Wäldern herumtreibt, nicht wahr?“ Stefan musterte das lächelnde Gesicht, das von feinen grauen Haarsträhnen umgeben war. Flinke, wache Augen musterten ihn. Verbarg sich ein Geheimnis in ihnen? „Gute Nacht, Signora.“ „Gute Nacht, mein Junge.“ Sie schloß ihre Tür.
    In seinem eigenen Zimmer ließ Stefan sich aufs Bett fallen und starrte auf die schräge Decke. Meistens schlief er bei Nacht sehr schlecht, es war nicht seine gewohnte Zeit zu ruhen. Aber heute war er erschöpft. Es kostete soviel Kraft, sich immer aufs neue dem Sonnenlicht zu stellen, und das üppige Mahl machte ihn zusätzlich müde. Obwohl er die Augen offen hatte, sah er die weißgekalkte Decke über sich schon bald nicht mehr.
    Erinnerungsfetzen kamen ihm wahllos ins Gedächtnis.
    Katherine, wunderschön, an jenem Abend beim Springbrunnen. Das Mondlicht schimmerte in ihrem hellgoldenen Haar. Er war so stolz gewesen, bei ihr zu sitzen und derjenige zu sein, der ihr Geheimnis teilte...
    „Kannst du denn überhaupt im Sonnenlicht ausgehen?“ „Doch, solange ich dies hier trage.“ Sie hielt ihre schmale, weiße Hand hoch, und der Mond beschien den Lapislazuliring, den sie trug.

    „Aber die Sonne ermüdet mich sehr. Ich bin nie besonders kräftig gewesen.“ Stefan musterte sie, ihre zarten Gesichtszüge und den zierlichen Körper. Sie wirkte fast so unwirklich, als sei sie aus gesponnenem Glas. Nein, sie war nie stark gewesen. „Als Kind war ich oft krank“, fuhr sie leise fort, den Blick auf das Wasserspiel des Springbrunnens gerichtet.
    „Das letzte Mal hat der Arzt schließlich gesagt, daß ich sterben werde. Ich erinnere mich daran, wie Papa geweint hat und wie ich in dem großen Bett lag, zu matt, um mich zu bewegen.
    Sogar das Atmen bereitete mir große Mühe. Ich war traurig, daß ich diese Welt verlassen mußte, und mir war kalt, schrecklich kalt.“ Sie erschauderte und lächelte dann. „Aber was ist geschehen?“ „Ich wachte mitten in der Nacht auf.
    Gudren, meine Magd, stand über mich gebeugt am Bett. Sie trat zur Seite, und ich sah den Mann, den sie mitgebracht hatte. Ich hatte Angst. Sein Name war Klaus. Die Leute im Dorf hielten ihn für böse und fürchteten ihn. Ich rief nach Gudren, sie solle mich beschützen, aber sie rührte sich nicht und beobachtete nur alles. Als er seinen Mund auf meinen Hals legte, glaubte ich, er würde mich töten. „ Sie hielt inne. Stefan betrachtete sie mit einer Mischung aus Entsetzen und Mitleid.
    Sie lächelte ihn tröstend an. „Eigentlich war es gar nicht so schrecklich. Zuerst hat es ein bißchen weh getan, aber das verging schnell wieder. Und dann war das Gefühl sogar richtig schön. Er gab mir sein eigenes Blut zu trinken, und ich fühlte mich stark, wie schon seit Monaten nicht mehr. Gemeinsam warteten wir auf die Morgendämmerung. Als der Arzt kam, konnte er kaum glauben, daß ich mich aufsetzen und sprechen konnte. Papa hielt es für ein Wunder, und er weinte wieder.
    Diesmal vor Glück.“ Ihre Miene verdüsterte sich. „Ich werde Papa bald verlassen müssen. Eines Tages wird er merken, daß ich seit der Krankheit keine Stunde älter geworden bin.“ „Und du wirst auch nie altem?“ „Nein. Das ist das Wunderbare daran, Stefan!“ Sie schaute voll kindlicher Freude zu ihm hoch: „Ich werde niemals alt werden, und ich werde niemals sterben.
    Kannst du dir das vorstellen?“ Er konnte sie sich sowieso nicht anders vorstellen als in diesem Augenblick. So lieblich, so unschuldig, so perfekt. „Aber hat dir das anfangs keine Angst gemacht?“ „Ein wenig. Gudren hat mir gezeigt, was zu tun ist.
    Sie hat mir geraten, diesen Ring machen zu lassen, mit dem Edelstein, der mich vor der Sonne schützt. Während ich im

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