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Tagebuch Eines Vampirs 02. Bei Dämmerung

Tagebuch Eines Vampirs 02. Bei Dämmerung

Titel: Tagebuch Eines Vampirs 02. Bei Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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dunklen Augen funkelten vor Vergnügen. Sie fühlte sich so schön, so losgelöst und bereit für alles. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal soviel Spaß gehabt hatte.

    Doch nach und nach schwand Damons Lächeln, und der Tanz wurde langsamer. Schließlich stand Elena unbeweglich in seiner Umarmung. Sein Blick war nicht länger fröhlich, sondern dunkel und voll von heißem Verlangen. Sie sah ihn ruhig und ohne jede Angst an. Zum erstenmal merkte sie, daß sie wirklich träumte. Ihre Glieder wurden schwer, und ein leichter Schwindel erfaßte sie.
    Der Saal um sie herum verschwamm. Sie konnte nur seine Augen sehen. Damons Blick schläferte sie mehr und mehr ein.
    Sie ließ zu, daß sich ihre Lider halb schlossen und ihr Kopf zurückfiel. Sie seufzte tief.
    Jetzt konnte sie seinen Blick auf ihren Lippen und auf ihrer Kehle spüren. Sie lächelte und schloß die Augen ganz. Er hielt sie fest und verhinderte, daß sie zu Boden sank. Sie fühlte seine Lippen auf ihrem Hals. Sie brannten heiß, als hätte er Fieber. Dann kam der Schmerz, wie die Stiche zweier Nadeln.
    Doch er ging schnell vorbei, und sie genoß entspannt, wie Damon ihr Blut trank.
    Dieses wunderbare Gefühl kannte sie bereits. Sie schwebte wie auf einem Bett aus goldenem Licht. Eine süße Mattigkeit erfüllte sie. Sie war so schlaff, daß ihr jede Bewegung zuviel war. Doch sie wollte sich sowieso nicht bewegen, wozu auch, wenn alles so schön war?
    Ihre Finger lagen auf seinem Haar und drückten seinen Kopf an ihren Hals. Lässig spielte sie mit den weichen, dunklen Strähnen. Sein Haar war wie Seide, warm und lebendig unter ihrem Griff. Als sie die Augen ein wenig öffnete, sah sie, daß das Kerzenlicht einen Regenbogen darauf malte. Rot, blau und gelb, wie... wie im Gefieder... Plötzlich war alles vorbei. Der Schmerz an Elenas Hals war mit einemmal so groß, als würde ihr die Seele aus dem Körper gerissen. Sie stieß Damon von sich, kratzte und versuchte, ihn abzuwehren. Schreie gellten ihr in den Ohren. Damon bekämpfte sie, aber es war gar nicht Damon. Es war eine Krähe. Ihre riesigen Schwingen peitschten durch die Luft und bedrohten sie.
    Ihre Augen waren jetzt weit auf. Sie war wach und schrie.
    Der Ballsaal war verschwunden, sie befand sich in dem dunklen Schlafzimmer. Aber der Alptraum war ihr gefolgt.
    Selbst, als sie nach dem Lichtschalter griff, war er da. Flügel schlugen ihr ins Gesicht, und ein scharfer Schnabel hackte nach ihr.
    Elena wehrte sich und hob eine Hand schützend vor die Augen.
    Sie schrie immer noch. Es gab kein Entrinnen. Der hektische Flügelschlag klang, als würden tausend Spielkarten gleichzeitig gemischt.
    Die Tür flog auf, und Elena hörte aufgeregte Stimmen. Der warme, schwere Körper der Krähe traf sie, und sie schrie wieder auf. Dann riß sie jemand vom Bett. Bonnies Vater schützte sie mit seinem Körper. Er hatte einen Besen und schlug damit nach dem riesigen Vogel.
    Bonnie war in der Tür stehengeblieben. Elena rannte zu ihr und warf sich ihr in die Arme. Bonnies Vater rief etwas, und dann hörte man, wie das Fenster heftig zugeschlagen wurde.
    „Das Viech ist draußen.“ Mr. McCullough atmete schwer. In Bademäntel gehüllt, waren Mary und Mrs. McCullough gerade erst auf dem Flur erschienen. „Du bist verletzt“, sagte Mrs.
    McCullough erstaunt zu Elena. „Der schreckliche Vogel hat nach dir gehackt.“
    „Ist schon okay.“ Elena wischte sich einen Blutstropfen vom Gesicht. Sie war so erschrocken, daß ihre Knie jeden Moment nachzugeben drohten.
    „Wie ist die Krähe überhaupt reingekommen?“ wunderte sich Bonnie. Mr. McCullough untersuchte das Fenster. „Du hättest es nicht offenlassen dürfen“, meinte er. „Warum, um alles in der Welt, hast du die Sicherheitsriegel abgeschraubt?“ „Das habe ich nicht getan“, erwiderte Elena hektisch.
    „Es stand weit auf, als ich hereinkam“, erklärte Bonnies Vater.
    „Wer sollte es geöffnet haben, wenn nicht du?“ Elena unterdrückte ihren Protest. Zögernd ging sie zum Fenster. Er hatte recht. Die Riegel waren aufgeschraubt worden. Und das konnte man nur von innen machen. „Vielleicht bist du im Schlaf umhergewandelt.“ Bonnie führte Elena vom Fenster weg, während Mr. McCullough die Riegel wieder anbrachte. „Wir waschen dich besser erst mal.“
    Schlafwandeln. Plötzlich fiel Elena der ganze Traum wieder ein.
    Der Spiegelgang, der Ballsaal und Damon. Der Tanz mit Damon. Sie machte sich aus Bonnies Griff los.

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