Tagebuch Eines Vampirs 02. Bei Dämmerung
die Klappe halten? Warum hast du das gesagt?“ wandte Elena sich ungehalten an Bonnie. „He“, versuchte Meredith, sie sanft zu beruhigen. „Da draußen ist doch keiner. Es sei denn, du zählst die Vögel mit.“
Elena drehte sich um. Die Krähe war verschwunden. „Tut mir leid“, sagte Bonnie nach einer kurzen Weile leise. „Es kommt mir nur manchmal alles so unwirklich vor. Sogar Mr. Tanners Tod. Und dieser Damon... also, er sah auf der Party einfach heiß aus. Aber auch gefährlich. Ich kann mir vorstellen, wozu er imstande ist.“ „Außerdem würde er dir nicht den Hals zudrücken, er würde ihn dir durchschneiden“, erklärte Meredith nüchtern. „Zumindest hat er das bei Tanner gemacht.
Aber dem alten Mann unter der Brücke hat man die Kehle halb herausgerissen.“ Meredith blickte Elena nach einer Erklärung suchend an. „Damon besitzt doch kein Tier, oder?“ „Nein.
Nicht, daß ich wüßte.“ Plötzlich war sie total erschöpft. Sie machte sich Sorgen um Bonnie, um die Folgen, die ihre unbedachten Worte haben könnten. ,Ich kann dir oder denen, die du liebst, alles antun.' Damons Worte fielen ihr wieder ein.
Wie würden Damons nächste Schritte aussehen? Sie verstand ihn nicht. Jedesmal, wenn sie ihn getroffen hatte, war er anders gewesen.
In der Turnhalle hatte er sie erst ausgelacht und geneckt. Doch im nächsten Moment hatte er Gedichte zitiert und sie verführen wollen, mit ihm zu gehen. Letzte Woche auf dem eisigen Friedhof, vom Wind umpeitscht, war er grausam zu ihr gewesen und hatte sie bedroht. Und hinter den spöttischen Worten der letzten Nacht hatte sie dieselbe Gefahr gespürt. Sie konnte einfach nicht vorhersagen, was er als nächstes tun würde.
Aber, was immer auch geschah, sie mußte Bonnie und Meredith vor ihm schützen. Besonders, da sie die Freundinnen nicht vor dem wahren Ausmaß der Gefahr warnen konnte.
Und was trieb Stefan eigentlich die ganze Zeit? Sie brauchte ihn mehr denn je an ihrer Seite. Wo steckte er bloß?
Es war am Morgen desselben Tages gewesen. „Okay, reden wir Klartext.“ Matt lehnte sich an den verbeulten Kühler seines alten Fords. „Du willst meine Karre borgen.“ „Ja“, sagte Stefan.
„Um Blumen zu holen. Du möchtest Blumen für Elena pflücken.“ „Ja.“ „Und diese Blumen, die du unbedingt für sie brauchst, wachsen nicht in unserer Gegend?“
„Doch, das könnte sein. Aber der plötzlich einsetzende Frost hat sie hier schon verwelken lassen.“ „Also willst du nach Süden fahren, um diese Blüten zu finden, die du Elena ganz dringend schenken mußt. Wie weit nach Süden, weißt du nicht.“ Matts Stimme klang leicht spöttisch.
„Die Knospen würden schon reichen“, erklärte Stefan ernst.
„Obwohl ich sie lieber in voller Blüte hätte.“ „Da die Polizei dein Auto beschlagnahmt hat, möchtest du meins leihen. Und wie lange die ganze Prozedur dauern wird, weißt du nicht.“ Matt schüttelte den Kopf.
„Mit dem Auto kann ich unauffällig die Stadt verlassen. Ich möchte nämlich nicht, daß die Polizei mir folgt.“ „Alles klar.
Deshalb brauchst du mein Auto.“ „Ja. Jetzt hast du's verstanden. Gibst du es mir?“
„Was? Erst nimmst du mir Elena weg, und jetzt brauchst du auch noch ausgerechnet meine Hilfe, weil du aus einer Laune heraus irgendwo in der Wildnis nach Blumen für sie suchen willst? Bist du total verrückt geworden?“ Matt, der die ganze Zeit über die Häuserdächer auf der anderen Straßenseite geblickt hatte, sah Stefan an und schüttelte ungläubig den Kopf.
Stefan blickte zu Boden. Er hätte es besser wissen müssen.
Nach allem, was Matt bereits für ihn getan hatte, war es Wahnsinn, noch mehr von ihm zu verlangen. Besonders jetzt, wo die Leute sich abwandten, wenn
Stefan auch nur in ihre Nähe kam. Matt hatte gute Gründe, ihn zu hassen. Immerhin war er vorher mit Elena gegangen, bevor er, Stefan, auf der Bildfläche erschienen war.
„Nein, ich bin nicht verrückt.“ Stefan wandte sich zum Gehen.
„Und ich auch nicht.“ Matt hielt ihn zurück. „Also werde ich dir mein Auto nicht leihen. Nein, Kumpel, ich werde mit dir fahren.“
Als Stefan sich wieder umdrehte, starrte Matt auf seinen alten Ford und wühlte mit der Fußspitze im Dreck. Schließlich hob er den Blick und strich über den verkratzten Lack des Kühlers.
„Schließlich wollen wir doch nicht, daß du mir eine Beule in das gute Stück fährst. “
Elena legte den Hörer auf. Jemand war in der Pension, denn das
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