Tagebuch Eines Vampirs 03. In Der Dunkelheit
Schlag zerstört. Erneut stieg Angst in ihr auf. Sie hatte Damons hypnotische Macht und seinen zwingenden, dunklen Blick total vergessen. „Wie bist du hierher gekommen?“ fragte Stefan. „Genauso wie du, nehme ich an. Angezogen von dem lodernden Feuer der Verzweiflung, das in unserer schönen Elena brannte.“ Damon war ernsthaft wütend. Das spürte sie. Nicht nur verärgert oder ungehalten.
Sondern zornig und voller Haß.
Aber er hatte sich ihr gegenüber anständig verhalten, als sie so völlig verwirrt gewesen war. Er hatte sie in Sicherheit gebracht.
Und er hatte sie nicht geküßt, als sie in diesem schrecklich verwundbaren Zustand gewesen war. Er war... einfach nett gewesen.
„Übrigens, da unten geht etwas vor“, fügte Damon hinzu. „Ich weiß. Es ist wieder Bonnie.“ Elena ließ Stefan los und trat einen Schritt zurück. „Das meine ich nicht. Draußen.“
Überrascht folgte Elena ihm zur ersten Biegung der Treppe.
Dort gab es ein großes Fenster, von dem aus man den Parkplatz überblicken konnte. Sie fühlte Stefan hinter sich, während sie hinunterschaute.
Die Menschen waren aus der Kirche gekommen, aber sie standen in einer geschlossenen Reihe am Rand des Parkplatzes und gingen keinen Schritt weiter. Gegenüber von ihnen, auf dem Parkplatz selbst, hatten sich in gleicher Anzahl Hunde versammelt.
Sie glichen zwei feindlichen Armeen. Das Befremdende war, daß sich beide Gruppen völlig reglos verhielten. Die Menschen schienen vor Unsicherheit wie gelähmt, und die Hunde schienen auf etwas zu warten.
Elena sah zunächst nur die verschiedenen Rassen der Hunde.
Dann erkannte sie die einzelnen Tiere. „Da ist Mr. Grunbaums Boxer und der Schäferhund der Sullivans. Aber was ist mit ihnen los?“
Die Leuten sahen zunehmend ängstlicher aus. Sie standen Schulter an Schulter. Keiner wollte aus der Reihe treten und näher an die Tiere herangehen. Dabei taten die Hunde gar nichts. Sie saßen oder standen nur da mit sanft heraushängenden Zungen. Trotzdem ist es merkwürdig, wie ruhig sie sind, dachte Elena. Jede kleinste Bewegung, wie das kaum merkliche Zucken von Ohren oder Fell, schien schon übertrieben. Und es gab keine wedelnden Schwänze, kein Zeichen von Freundlichkeit. Nur... warten.
Robert stand hinten in der Menge. Elena war überrascht, ihn zu sehen, aber im Moment fiel ihr nicht ein, warum. Dann erinnerte sie sich, daß er nicht in der Kirche gewesen war. Sie beobachtete, wie er sich weiter von der Gruppe zurückzog, bis er aus Elenas Blickfeld verschwand.
„Chelsea! Chelsea...“ Jemand hatte sich endlich nach vorn gewagt. Es war
Douglas Carson, der ältere verheiratete Bruder von Sue. Er war mit leicht ausgestreckter Hand in das Niemandsland zwischen Hunden und Menschen getreten. Eine Cockerspanielhündin mit langen Ohren und einem Fell, das wie brauner Satin glänzte, drehte den Kopf. Ihr kurzer, weißer Schwanz wedelte leicht zögernd, und sie hob ihre braunweiße Schnauze. Aber sie kam nicht auf den jungen Mann zu.
Doug Carson machte einen weiteren Schritt. „Chelsea... braves Mädchen. Komm her, Chelsea. Komm!“ „Welche Schwingungen empfängst du von den Hunden da unten?“ fragte Damon leise.
Stefan schüttelte den Kopf, ohne den Blick vom Fenster abzuwenden. „Keine“, erwiderte er kurz. „Ich auch nicht.“
Damons Augen waren verengt. Er hatte den Kopf abschätzend zurückgeworfen. Mit seinen leicht entblößten Zähnen erinnerte er Elena an einen Wolfshund. „Aber wir müßten etwas spüren. Sie müßten doch ein paar Gefühle haben, die wir aufnehmen könnten. Aber wenn ich versuche, sie zu enttarnen, laufe ich wie gegen eine leere, weiße Wand.“
Elena wünschte, sie wüßte, wovon die beiden redeten. „Was heißt hier enttarnen? Das sind doch Tiere.“ „Die äußere Erscheinung kann täuschen. Hast du nichts dazugelernt?
„erklärte Damon spöttisch, und Elena fielen die Regenbogenfarben im Gefieder der Krähe ein, die ihr seit dem ersten Schultag gefolgt war. Wenn sie genau hinsah, konnte sie dieselben Lichter in Damons seidigem Haar erkennen. „Aber, egal. Auch Tiere haben Empfindungen. Wenn deine Kräfte stark genug sind, kannst du ihre wahre Natur erkennen.“
Und meine Kräfte sind es nicht, dachte Elena. Sie war überrascht über den kurzen Anflug von Neid, der sie überfiel.
Noch vor ein paar Minuten hatte sie sich an Stefan geklammert, sich verzweifelt gewünscht, alles Übernatürliche abzuschütteln und wieder sie selbst zu werden. Und
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