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Tagebuch Eines Vampirs 03. In Der Dunkelheit

Tagebuch Eines Vampirs 03. In Der Dunkelheit

Titel: Tagebuch Eines Vampirs 03. In Der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Taschentuch.
    „Danke.“ Bonnie strich damit über ihre nassen Wangen. Sie sah zur Decke hoch. Entweder, um die Fassung wiederzuerlangen, oder weil sie einen Moment nachdenken wollte. Während sie das tat, bemerkte Elena etwas, was niemand der anderen sehen konnte. Bonnies Gesicht wurde schneeweiß und völlig ausdruckslos. Sie machte nicht den Eindruck, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen, aber ihr Zustand war nur zu bekannt. Eine Gänsehaut überlief Elena. Nicht hier! Um Himmels willen. Nicht ausgerechnet hier!
    Aber es geschah bereits. Bonnie hatte das Kinn gesenkt. Sie schaute wieder die Gemeinde an. Aber diesmal schien sie niemanden zu sehen, und die Stimme, die aus ihrem Mund kam, war nicht ihre eigene. „Niemand ist das, was er zu sein scheint. Erinnert euch daran. Niemand ist das, was er zu sein scheint.“ Dann stand sie völlig reglos da und starrte mit leerem Blick vor sich hin.
    Die Leute begannen unruhig zu werden und sahen einander an. Besorgtes Gemurmel erklang. „Denkt immer daran.
    Niemand... ist das, was er zu sein scheint...“ Bonnie schwankte plötzlich. Pfarrer Bethea rannte zu ihr, während ein anderer Mann von der Seite zu Hilfe eilte. Der zweite Mann hatte einen kahlen Kopf, der jetzt schweißbedeckt war... Mr. Newcastle.
    Elena erkannte ihn. Und aus dem Hintergrund der Kirche lief Alaric Saltzman heran. Er erreichte Bonnie gerade, als sie ohnmächtig wurde. In diesem Moment hörte Elena auf der Treppe Schritte hinter sich.

5. KAPITEL
    Dr. Feinberg! dachte Elena entsetzt und versuchte, sich umzudrehen, um etwas sehen zu können und sich dabei gleichzeitig im Schatten zu verbergen. Aber es war nicht das schmale Gesicht des Doktors mit der Adlernase, auf das ihr Blick fiel. Es war ein Gesicht mit feingeschnittenen Zügen, wie die auf den alten, römischen Münzen oder Medaillons, und mit grünen, traurigen Augen. Die Zeit blieb einen Moment lang stehen, dann lag Elena in seinen Armen.
    „Oh, Stefan, Stefan...“
    Sie fühlte, wie sein Körper sich vor Schreck versteifte. Er hielt sie wie mechanisch, ganz leicht, als wäre sie eine Fremde, die ihn mit jemandem verwechselte. „Stefan“, flüsterte sie verzweifelt, verbarg ihr Gesicht an seiner Schulter und versuchte, eine Antwort von ihm zu bekommen. Sie würde es nicht ertragen, wenn er sie zurückstieß. Wenn er sie jetzt haßte, würde sie sterben... Mit einem Stöhnen drängte sie sich noch näher an ihn, versuchte, völlig mit ihm zu verschmelzen, ganz in ihm aufzugehen. Oh, bitte, dachte sie nur. Bitte, bitte...
    „Elena. Elena. Es ist alles gut. Ich halte dich.“ Er redete belangloses Zeug, das sie beruhigen sollte, und streichelte ihr Haar. Und dann fühlte sie, wie seine Umarmung enger wurde.
    Er wußte jetzt, wen er in den Armen hielt. Zum ersten Mal, seit sie an diesem Tag erwacht war, fühlte sie sich sicher.
    Trotzdem dauerte es eine ganze Weile, bis sie ihren Griff ein wenig lockern konnte. Sie weinte nicht. Doch ihr Atem ging stoßweise vor Panik.
    Schließlich spürte sie, wie die Welt um sie herum wieder ins Gleichgewicht kam. Aber sie ließ Stefan noch nicht los. Endlose Minuten stand sie einfach da, mit dem Gesicht an seiner Schulter, und genoß den Trost und die Sicherheit seiner Nähe. Dann hob sie den Kopf, um ihm in die Augen zu sehen. Als ihr Stefan früher am Tag eingefallen war, hatte sie nur daran gedacht, wie er ihr helfen könnte. Sie hatte ihn bitten, ja, anflehen wollen, sie aus diesem Alptraum zu erretten und sie wieder zu dem zu machen, was sie früher gewesen war. Aber jetzt, während sie ihn betrachtete, spürte sie eine seltsame, traurige Ergebenheit in ihr Schicksal. „Es gibt nichts, was man tun könnte?“ fragte sie sehr leise. Stefan wich ihr nicht aus. „Nein“, erwiderte er genauso leise. Elena fühlte sich, als hätte sie eine unsichtbare Grenze überschritten, von der es kein Zurück mehr gab. Als sie ihre Stimme wiedergefunden hatte, sagte sie: „Es tut mir leid, wie ich mich im Wald dir gegenüber benommen habe. Ich weiß nicht, warum ich so handelte. Ich kann mich zwar erinnern, was geschehen ist, aber nicht an den Grund dafür.“ „Dir tut es leid?“ Seine Stimme schwankte. „Elena, nach allem, was ich dir angetan habe, nach allem, was dir wegen mir passiert ist...?“ Er konnte den Satz nicht beenden. Sie klammerten sich aneinander. „Nein, wie rührend“, erklang eine Stimme von der Treppe her. „Soll ich für euch eine Geige nachahmen?“ Elenas Friede war mit einem

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